dregenrocks schrieb am 22. Dezember 2005 1:25
> > Man kann natürlich an allem was positives finden, wenn man es nur
> > will. Erstaunlich finde ich jetzt eher, dass du dir die atomare
> > Aufrüstung ausgesucht hast und nicht die Sache mit den Lohnkürzungen,
> > da wäre es doch noch viel einfacher :-)
> Der "Westen" ist mit seinem Lohnkürzungsproblem recht allein auf der
> Welt.
Das kann man so nicht sagen, es ist ein globales Problem, eine Folge
der Globalisierung wie sie momentan läuft. Denn wenn in Deutschland
oder anderen westlichen Ländern Löhne gekürzt und soziale Leistungen
abgebaut werden sollen, wird ja u.a. mit den niedrigeren Löhnen und
sozialen Abgaben in Ländern wie China oder Indien argumentiert. Die
Spirale sieht hier so aus, dass man bei uns für ein mehr an
Ausbeutung und Unterdrückung argumentiert, obwohl man das zwar
(natürlich!) schlecht findet, aber weil die anderen es halt auch
machen gehts auch bei uns nicht anders, weil wir sonst nicht
konkurrieren können. Und "Konkurrenz" ist auch ein Schlüsselwort bei
dem Thema.
> Eigentlich betrifft der "Abstieg" (na ja) eher nur Deutschland
> und wenige andere, die nur noch bedingt wachsen, bzw, stagnieren.
Das bezweifel ich. Zum einen werden auch in anderen Ländern die Armen
ärmer und die Reichen reicher. Zum anderen wissen beispielsweise die
polnischen Arbeiter, die momentan davon, dass sie in
Billiglohnkonkurrenz (wieder das Wort) zu Deutschland stehen,
profitieren, dass sie die nächsten sein werden, bei denen gekürzt
wird. Die Löhne sind ja nicht der einzige Standortfaktor sondern nur
einer unter vielen. Momentan mag die Situation so sein, dass in
manchen Fällen eine Standortentscheidung gegen Deutschland und
zugunsten Polen (ich bleib jetzt mal bei diesem Beispiel, obwohl
Polen ja eigentlich mittlerweile ein westliches Land ist, es geht ums
Prinzip) gefällt wird, entscheidend werden hierbei die Lohnkosten
sein, da fast alle anderen Standortfaktoren für Deutschland sprechen
dürften. Aufgrund dieser halbwegs günstigen Situation für Polen
können da Arbeitsplätze geschaffen und verhältnismässig gute Löhne
gezahlt werden. Sinkt jetzt das Lohnniveau in Deutschland, dann würde
sich die Situation ändern und es würden wesentlich weniger
Standortentscheidungen zugunsten Polen ausgehen, denn Deutschland
würde sich zu einer Art Standortparadies entwickeln: all die jetzt
schon vorhandenen Vorteile und DAZU noch geringe Lohnkosten (einzig
und allein darum geht es ja den Wirtschaftslobbyisten die uns den
engen Gürtel predigen, sie wollen nicht abwägen und entscheiden, sie
wollen alles) - da können die Polen ganz schnell wieder einpacken.
Die Löhne dort würden nicht mehr steigen, die Arbeitslosigkeit würde
steigen usw... die Spirale ist am Werk. Der Druck auf die
Arbeitnehmer in Polen wird höher, die Löhne sinken - und ein paar
Jahre später kommen dann in Deutschland wieder welche, die auf die
viel niedigeren Lohnkosten in Polen zeigen und weitere Kürzungen
fordern.
> Global gesehen steigt das Lebensniveau.
Wer sagt das? Wessen Lebensniveau? Möglicherweise stimmt das, wenn
man sozusagen einen Mittelwert über allen Menschen bildet. Aber das
ist Statistik. Immer mehr Menschen weltweit werden immer ärmer und
immer weniger Menschen immer reicher. Und das ist die logische
Konsequenz aus der spiralenhaften Entwicklung.
> Noch weit vom Wunschdenken
> entfernt, aber wer hat eine Patentlösung.
Natürlich keiner. Aber eins scheint mir klar zu sein: es muss ein
grundlegender Wandel im Bewusstsein der Menschheit stattfinden. Weg
vom Konkurrenzdenken, hin zu Kooperation. Zu welchen Leistungen die
Menschheit in der Lage wäre, wenn sie kooperieren würde statt zu
konkurrieren - man kann es sich gar nicht ausmalen. Aber eins ist
klar: es müsste dann nicht der grösste Teil der Menschen in Hunger
und Armut vegetieren, denn das liegt nicht daran, dass nicht genug
Nahrung vorhanden wäre. Ob dieser Wandel mal kommen wird oder nicht,
weiss ich nicht. Aber ich glaube, dass hier jeder nur bei sich
anfangen kann. Je mehr Menschen ihre eigene Denkweise entsprechend
ändern (egal ob es ihnen zu persönlichem Vorteil gereicht oder
nicht!), desto eher kann es zu einer Änderung kommen. Erzwingen oder
demokratisch wählen oder so lässt sich dieser globale
Bewusstseinswandel sicher nicht.
> > Aber ich denke, mein Argument ist klar geworden: die Denkweise "Wir
> > finden das zwar scheisse, müssen es aber schnell machen, sonst machts
> > der andere" führt halt nur dazu, dass der andere dann sieht, dass man
> > es macht und sich denkt "Hey, die machen das, wir finden das zwar
> > scheisse, aber jetzt müssen wir auch, und noch doller", was man
> > selbst dann wieder zum Anlass nimmt zu denken "Hey jetzt machen die
> > das auch, und noch doller als wir, da müssen wir auch noch einen
> > drauflegen." - und so weiter.
> Doof, ist aber der normale Lauf der Dinge.
Nur solange die Handlungs- und Denkweise der Menschen so bleibt, wie
sie ist. Auf Konkurrenz gerichtet statt auf Kooperation. Im Kollektiv
genauso wie beim Individuum. Eine Änderung des Kollektivbewusstseins
setzt meiner Meinung nach eine Änderung möglichst vieler
individueller Bewusstseine voraus. Darum sollte man damit anfangen,
den derzeitigen Lauf der Dinge nicht als normal und unausweichlich zu
betrachten, sondern als krank und anormal.
Tschüss,
Riky
> > Man kann natürlich an allem was positives finden, wenn man es nur
> > will. Erstaunlich finde ich jetzt eher, dass du dir die atomare
> > Aufrüstung ausgesucht hast und nicht die Sache mit den Lohnkürzungen,
> > da wäre es doch noch viel einfacher :-)
> Der "Westen" ist mit seinem Lohnkürzungsproblem recht allein auf der
> Welt.
Das kann man so nicht sagen, es ist ein globales Problem, eine Folge
der Globalisierung wie sie momentan läuft. Denn wenn in Deutschland
oder anderen westlichen Ländern Löhne gekürzt und soziale Leistungen
abgebaut werden sollen, wird ja u.a. mit den niedrigeren Löhnen und
sozialen Abgaben in Ländern wie China oder Indien argumentiert. Die
Spirale sieht hier so aus, dass man bei uns für ein mehr an
Ausbeutung und Unterdrückung argumentiert, obwohl man das zwar
(natürlich!) schlecht findet, aber weil die anderen es halt auch
machen gehts auch bei uns nicht anders, weil wir sonst nicht
konkurrieren können. Und "Konkurrenz" ist auch ein Schlüsselwort bei
dem Thema.
> Eigentlich betrifft der "Abstieg" (na ja) eher nur Deutschland
> und wenige andere, die nur noch bedingt wachsen, bzw, stagnieren.
Das bezweifel ich. Zum einen werden auch in anderen Ländern die Armen
ärmer und die Reichen reicher. Zum anderen wissen beispielsweise die
polnischen Arbeiter, die momentan davon, dass sie in
Billiglohnkonkurrenz (wieder das Wort) zu Deutschland stehen,
profitieren, dass sie die nächsten sein werden, bei denen gekürzt
wird. Die Löhne sind ja nicht der einzige Standortfaktor sondern nur
einer unter vielen. Momentan mag die Situation so sein, dass in
manchen Fällen eine Standortentscheidung gegen Deutschland und
zugunsten Polen (ich bleib jetzt mal bei diesem Beispiel, obwohl
Polen ja eigentlich mittlerweile ein westliches Land ist, es geht ums
Prinzip) gefällt wird, entscheidend werden hierbei die Lohnkosten
sein, da fast alle anderen Standortfaktoren für Deutschland sprechen
dürften. Aufgrund dieser halbwegs günstigen Situation für Polen
können da Arbeitsplätze geschaffen und verhältnismässig gute Löhne
gezahlt werden. Sinkt jetzt das Lohnniveau in Deutschland, dann würde
sich die Situation ändern und es würden wesentlich weniger
Standortentscheidungen zugunsten Polen ausgehen, denn Deutschland
würde sich zu einer Art Standortparadies entwickeln: all die jetzt
schon vorhandenen Vorteile und DAZU noch geringe Lohnkosten (einzig
und allein darum geht es ja den Wirtschaftslobbyisten die uns den
engen Gürtel predigen, sie wollen nicht abwägen und entscheiden, sie
wollen alles) - da können die Polen ganz schnell wieder einpacken.
Die Löhne dort würden nicht mehr steigen, die Arbeitslosigkeit würde
steigen usw... die Spirale ist am Werk. Der Druck auf die
Arbeitnehmer in Polen wird höher, die Löhne sinken - und ein paar
Jahre später kommen dann in Deutschland wieder welche, die auf die
viel niedigeren Lohnkosten in Polen zeigen und weitere Kürzungen
fordern.
> Global gesehen steigt das Lebensniveau.
Wer sagt das? Wessen Lebensniveau? Möglicherweise stimmt das, wenn
man sozusagen einen Mittelwert über allen Menschen bildet. Aber das
ist Statistik. Immer mehr Menschen weltweit werden immer ärmer und
immer weniger Menschen immer reicher. Und das ist die logische
Konsequenz aus der spiralenhaften Entwicklung.
> Noch weit vom Wunschdenken
> entfernt, aber wer hat eine Patentlösung.
Natürlich keiner. Aber eins scheint mir klar zu sein: es muss ein
grundlegender Wandel im Bewusstsein der Menschheit stattfinden. Weg
vom Konkurrenzdenken, hin zu Kooperation. Zu welchen Leistungen die
Menschheit in der Lage wäre, wenn sie kooperieren würde statt zu
konkurrieren - man kann es sich gar nicht ausmalen. Aber eins ist
klar: es müsste dann nicht der grösste Teil der Menschen in Hunger
und Armut vegetieren, denn das liegt nicht daran, dass nicht genug
Nahrung vorhanden wäre. Ob dieser Wandel mal kommen wird oder nicht,
weiss ich nicht. Aber ich glaube, dass hier jeder nur bei sich
anfangen kann. Je mehr Menschen ihre eigene Denkweise entsprechend
ändern (egal ob es ihnen zu persönlichem Vorteil gereicht oder
nicht!), desto eher kann es zu einer Änderung kommen. Erzwingen oder
demokratisch wählen oder so lässt sich dieser globale
Bewusstseinswandel sicher nicht.
> > Aber ich denke, mein Argument ist klar geworden: die Denkweise "Wir
> > finden das zwar scheisse, müssen es aber schnell machen, sonst machts
> > der andere" führt halt nur dazu, dass der andere dann sieht, dass man
> > es macht und sich denkt "Hey, die machen das, wir finden das zwar
> > scheisse, aber jetzt müssen wir auch, und noch doller", was man
> > selbst dann wieder zum Anlass nimmt zu denken "Hey jetzt machen die
> > das auch, und noch doller als wir, da müssen wir auch noch einen
> > drauflegen." - und so weiter.
> Doof, ist aber der normale Lauf der Dinge.
Nur solange die Handlungs- und Denkweise der Menschen so bleibt, wie
sie ist. Auf Konkurrenz gerichtet statt auf Kooperation. Im Kollektiv
genauso wie beim Individuum. Eine Änderung des Kollektivbewusstseins
setzt meiner Meinung nach eine Änderung möglichst vieler
individueller Bewusstseine voraus. Darum sollte man damit anfangen,
den derzeitigen Lauf der Dinge nicht als normal und unausweichlich zu
betrachten, sondern als krank und anormal.
Tschüss,
Riky