Lieber Klaus Moegling,
Generationen-Egoismus? Ernsthaft? Ja, den gibt es, da gebe Ich Ihnen Recht, aber der Egoismus geht vor allem von Ihrer Generation aus.
Seit dem ich auf der Welt bin, bekomme ich von Ihrer Generation (der Generation meiner Eltern) erzählt, wie ich was zu verändern habe, wie ich zu leben habe, was ich zu essen und zu trinken habe und so weiter und so fort. Sämtliche Verbesserungen, die in den letzten 30 Jahren erzielt wurden, werden einfach negiert um dann einfach die Schallplatte von vorne abgespielt.
Man wundere sich, dass die jüngeren Generationen ja nicht zum Verzicht bereit seien. Ein Verzicht, der nicht nur seit 30 Jahren immer und immer wieder gefordert und durchgezogen wird, den Sie aber Ihrer eigenen Generation lieber mal nicht zugemutet haben, ein Verzicht, der seit 30 Jahren immer mehr und immer weitergehende Einschränkungen fordert... und das einfach so.
Ihre Generation, die Nachkriegs- oder vielmehr Wirtschaftswundergeneration, die letzte Generation die noch irgendwie ein "normales" Einkommen hatte, da zu ihrer Jugend im Gegensatz zu allen Nachfolgenden die Arbeitnehmer noch umworben wurden, während für uns und alle nachfolgenden vor allem Arbeitsverdichtung, 20 Jahre Lohnverzicht und die Generation Praktikum übrig geblieben ist. Was natürlich auch immer negiert wird, da Ihre Generation ja der Ansicht ist, nur sie hätte gearbeitet und alle anderen wären faul.
Dafür werden dann Fakten wie dass ein Arbeitnehmer-Einkommen 1970 noch für 3-4 Menschen gereicht hatte (Familie mit Kindern) heute kaum noch für eine Person ausreicht, Partnerin oder Partner heute zwingend so schnell wie möglich wieder Arbeiten MUSS um Wohnung und Grundbedürfnisse überhaupt halten zu können, einfach umgeframed in Rückständigkeit oder gar Frauenfeindlichkeit.
Generation NachmirdieSintflut, die sooooo gerne abwertende Begriffe für nachfolgende Generationen erfindet (XYZ, usw), Menschen psychologisiert und analysiert, das ganze aber für sich selbst verbittet.
Die Generation, die sich selbst die Rente mit 62 gegeben hat, während alle Nachfolgenden doch bitte bis 67 arbeiten sollen... und... moment... 4 Jahrgänge die durch dieses Rumgeklungele gleichzeitig in Rente gegangen sind.. ob das wohl ein Hauptgrund für den Fachkräftemangel ist, der seither aufgetreten ist? Reden wir lieber mal nicht darüber, sondern kanzeln weiterhin arrogant 18-jährige ab, die ja alle faul sind.
Die Generation die im Gegensatz zu allen vorherigen nun die Radwege und Pendlerzüge mit Ihren E-Bikes frequentieren und sich aber jeglichen Kommentar, dass dies nun nicht grade umweltfreundlich wäre, verbittet.
Die Generation, die glaubt, die 5 italienischen Gastarbeiter, die zu ihrer Zeit Probleme bereiteten, wären irgendwie vergleichbar mit den Zig Millionen Menschen aus zig Regionen der Welt die heutzutage als Bunt bezeichnet werden.
Die Generation, die den Spagat fertig bekommt, grundsätzlich alle Männer als frauenfeindlich abzukanzeln und gleichzeit aber die frauen- und gesellschaftsverachtenden Merkmale vieler Neubürger als erhaltenswert und kulturell wichtig einstuft.
Ich habe 1998 als Erstwähler das letzte Mal auf Ihren arroganten Haufen gehört und das Duo Lafontaine/Fischer gewählt. Bekommen habe ich den Autokanzler Schröder und mit Fischer den ersten Kriegseinsatz ausserhalb Deutschlands. Vielen Dank dafür, die Ungleichbehandlung im Kosovo aus vorgeschobenen humanitären Gründen fällt uns bis heute auf die Füsse, ebenso die von Ihrer Generation vorangetriebene Ost-Erweiterung.
Alt werden kann diese Generation natürlich gar nicht mehr, was man alleine schon daran sieht, dass hier ein 72-jähriger Meinungsartikel schreiben geht, statt diesen Job einer jüngeren Person zu überlassen.
Und nun bitte gehen Sie, und lassen Sie diesen Scherbenhaufen einer Gesellschaft, den Ihre Generation hinterlassen hat, wenigstens in Ruhe, statt immer und immer weiter darauf herumzuhacken.