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In seiner Festrede anlässlich des Wächterpreis 2021 kritisiert der Publizist Michael Wolffsohn die deutschen Medien stark, die zur Bevormundung neigten. "Meine Festrede ist eine Brandrede, ihr Antrieb ist jedoch meine tiefe Verbundenheit mit und meine Sucht auf das Medium Zeitung", sagt Wolffsohn. "Selbst im Qualitätsjournalismus maßen sich manche nicht selten an, ihre persönliche Darstellung, Analyse und erst recht ihre eigene Meinung für die einzig richtige zu halten. Auch ohne ausreichende Recherchen ist dabei der Wunsch der Vater der Fakten, die eben keine Fakten sind. Mal willentlich, mal nicht", so Wolffsohn. "Die Versuchung zu dieser Vermischung ist groß, denn die Masse der Konsumenten, sprich: Käufer, interessiert sich mehr für Emotionales als Rationales."
Weite Teile der Öffentlichkeit empfinden laut Wolffsohn die "oft emotionalisierte, ideologisierte, selbstgerechte" Presse als uniform. Ein Beispiel sei die Berichterstattung dieser Tage über die vermeintlich anti-israelischen Proteste in Deutschland, bei denen es sich aber um antisemitische Demonstrationen von Muslimen gehandelt habe. "Sieht deutscher Qualitätsjournalismus so aus? Dass nicht sein kann, was nicht sein darf, und was nicht sein darf, darf nicht berichtet werden? Um das zu erleben, sind weder meine väterlichen Großeltern noch meine Eltern oder ich aus Israel nach Deutschland zurückgekehrt." Auf Dauer könne das nicht gut gehen, wie sich auch in den sozialen Medien zeige. "Der Un- und Schwachsinn" grassiere dort auch, weil die Allgemeinheit die Bevormundung satt habe.