Artur_B schrieb am 07.09.2022 08:24:
Der Atomausstieg war richtig, spätestens das Debakel in Frankreich beweist das. Nach bisheriger Regelung wäre Ende des Jahres einfach Schluss gewesen, aber jetzt hat die Atomindustrie wieder den Fuß in der Tür. Sie wird das nutzen.
Der Atomausstieg (der von 2011) beruhte auf Annahmen, die etwas zu optimistisch hinsichtlich der Alternativen bzw. pessimistisch (Sicherheit von AKWs in Deutschland) waren. Aus damaliger Sicht war er vielleicht zu rechtfertigen, auch wenn ich nach wie vor überzeugt bin, dass der wahre Grund die Landtagswahl in Baden-Württemberg war.
Nur: heute sehen wir, dass diese Annahmen nicht stimmen. Russland liefert nicht (Hatten wir gedacht, dass Gas-Gerd uns schützt?), Solar und Wind werden nur langsam ausgebaut, Kohleverstromung führt dazu, dass wir zuviel CO2 ausstossen, die Strompreise sind (schon vor der Ukraine) zu stark angestiegen (die Kugel Eis ist sehr gross geworden), und wir sind allgemein zu stark von Fossilimporten abhängig. Gerade die Fossilimporte sind ein geopolitisches und volkswirtschaftliches Problem.
(Volkswirtschaftlich deswegen, weil jede Milliarde die wir für Fossilimporte ausgeben uns bei der Binnennachfrage fehlt).
Wenn wir also damals gewusst hätten, was wir heute wissen, hätten wir nicht aussteigen dürfen, sondern zumindest die damals existierenden AKWs weiterbetreiben sollen (ohne Krümmel und andere Problembären).
Ja, warum speisen die Biogasanlagen nicht bedarfsgerecht ein? Weil sie eben immer noch an den EEG-Tarif gebunden sind, der stets gleiche Vergütungen garantiert. Dürften sie an der Börse verkaufen, dann wäre das anders. Der Preis ist ein Maß für die Knappheit des Stroms und würde die Betreiber dazu animieren, bedarfsgerecht zu liefern.
Einverstanden. Wenn zum Marktpreis eingespeist würde, würden sich auch sehr schnell Speicher lohnen, und damit würde der Preis dann wiederum geglättet. Also eine Art Arbitrage.
Sinn und Zweck des EEG war meiner Meinung nach immer seine Selbstabschaffung. Ziel muss sein, dass sich die Erneuerbaren ohne Stützrad am Markt behaupten können. Was jetzt der Fall ist, die dortigen Preise betragen ein Vielfaches dessen, was zur Amortisation gebraucht wird. Das wird über viele Jahre so bleiben.
Wollen wir's nicht hoffen. Ich hoffe mehr auf technischen Fortschritt, preissenkenden Kapazitätsaufbau von erneuerbaren und Speichern, und mein Traum wäre es, dass Deutschland die Zukunftstechnologie entwickelt, mit der sich auch andere Länder eine CO2-freie, 100%-verfügbare und sichere Energieversorgung aufbauen könnten.
Das ist aber leider ein Traum, wir können gut Porsches und Elbphilharmonien bauen. Preiswert und "basic" und Hochvolumen kann Deutschland kaum noch.