Dr. Zoidberg schrieb am 6. Juni 2005 22:50
> Vielen Dank für die Erklärungen (auch aus anderen Posts). Es scheint
> also Möglich zu sein, Klärschlamm relativ giftfrei zu machen. Aber
> wenn das zutrifft, warum wird dieser wie Sondermüll behandelt? Oder
> trifft dies nicht zu?
Es kommt darauf an, woher er stammt. Bleirohre in der
Hauswasserversorgung sind heute eher die Ausnahme als die Regel,
zumindest in Deutschland. Auch andere Quellen von Schwermetallen in
Abwässern sind am Verschwinden. Das betrifft zum Beispiel
Antioxidantien in Kunststoffen, die Cadmium enthalten können oder
unsachgemäß gelagerte Batterien und Akkumulatoren. Das Problem bei
Klärschlämmen ist die Zusammensetzung, die je nach Herkunft der
Abwässer stark variieren kann. Deswegen ist es allgemein besser, ihr
Ausbringen auf Feldern ganz zu untersagen.
> Und warum schreibt Wikipedia: "Klärschlamm [...] enthält aber auch
> größere Mengen an Schwermetallen. Daneben kann Klärschlamm auch
> organische Schadstoffe wie Dioxine und Halogenkohlenwasserstoffe
> enthalten. [...] In der Schweiz wird die Ausbringung von Klärschlamm
> [als Dünger] ab dem 1. Oktober 2005 vollkommen verboten sein"
Das entscheidende Wort ist „kann“. Kläranlagen zur Reinigung von
Haushaltsabwässern verfügen im allgemeinen nicht über eine
Einrichtung zur Fällung von Schwermetallen, weil die Konzentration
gering genug ist, um die biologische Klärung nicht zu sehr zu stören.
Modernere Kläranlagen, vor allem in der Industrie, sind
leistungsfähiger. Hier spielen gesetzliche Auflagen eine Rolle.
> Täuschen die sich auch? Oder ist es so, dass eine Verarbeitung des
> Klärschlamms zu einer ungiftigen Masse technisch realisierbar wäre,
> aber häufig nicht durchgeführt wird?
Das Verfahren, das im Artikel beschrieben wird, ist relativ neu.
Bisher wurde Klärschlamm entweder auf Feldern aus gebracht, deponiert
oder verbrannt. Die letzten beiden Alternativen sind natürlich die
besseren. Was die Herstellung von Kraftstoffen wie im Artikel
beschrieben betrifft, halte ich aber Klärschlämme für unbedenklich.
Das hat zwei wesentliche Gründe: Die Schwermetalle werden entweder
vor der Klärung ab getrennt oder bleiben nach der Prozessierung des
Klärschlammes (Umwandlung in Kraftsoff) im Prozeßabwasser, das weiter
entgiftet werden kann, zum Beispiel durch Fällung. Wenn organische
Gifte tatsächlich in größeren Mengen in den Kraftstoff gelangen
sollten, lassen sie sich hier recht gut ab trennen, entweder durch
Extraktion oder durch Aktivkohle. Alternativ bleibt noch die besser
steuerbare Verbrennung des Kraftstoffes, zum Beispiel in einem
Dampferzeuger (Kraftwerk). In keinem Fall sehe ich in der Herstellung
von Kraftstoffen aus Klärschlamm höhere Risiken als in ihrer
Deponierung oder Verbrennung.
Mit freundlichen Grüßen:
David al-Nuriq
> Vielen Dank für die Erklärungen (auch aus anderen Posts). Es scheint
> also Möglich zu sein, Klärschlamm relativ giftfrei zu machen. Aber
> wenn das zutrifft, warum wird dieser wie Sondermüll behandelt? Oder
> trifft dies nicht zu?
Es kommt darauf an, woher er stammt. Bleirohre in der
Hauswasserversorgung sind heute eher die Ausnahme als die Regel,
zumindest in Deutschland. Auch andere Quellen von Schwermetallen in
Abwässern sind am Verschwinden. Das betrifft zum Beispiel
Antioxidantien in Kunststoffen, die Cadmium enthalten können oder
unsachgemäß gelagerte Batterien und Akkumulatoren. Das Problem bei
Klärschlämmen ist die Zusammensetzung, die je nach Herkunft der
Abwässer stark variieren kann. Deswegen ist es allgemein besser, ihr
Ausbringen auf Feldern ganz zu untersagen.
> Und warum schreibt Wikipedia: "Klärschlamm [...] enthält aber auch
> größere Mengen an Schwermetallen. Daneben kann Klärschlamm auch
> organische Schadstoffe wie Dioxine und Halogenkohlenwasserstoffe
> enthalten. [...] In der Schweiz wird die Ausbringung von Klärschlamm
> [als Dünger] ab dem 1. Oktober 2005 vollkommen verboten sein"
Das entscheidende Wort ist „kann“. Kläranlagen zur Reinigung von
Haushaltsabwässern verfügen im allgemeinen nicht über eine
Einrichtung zur Fällung von Schwermetallen, weil die Konzentration
gering genug ist, um die biologische Klärung nicht zu sehr zu stören.
Modernere Kläranlagen, vor allem in der Industrie, sind
leistungsfähiger. Hier spielen gesetzliche Auflagen eine Rolle.
> Täuschen die sich auch? Oder ist es so, dass eine Verarbeitung des
> Klärschlamms zu einer ungiftigen Masse technisch realisierbar wäre,
> aber häufig nicht durchgeführt wird?
Das Verfahren, das im Artikel beschrieben wird, ist relativ neu.
Bisher wurde Klärschlamm entweder auf Feldern aus gebracht, deponiert
oder verbrannt. Die letzten beiden Alternativen sind natürlich die
besseren. Was die Herstellung von Kraftstoffen wie im Artikel
beschrieben betrifft, halte ich aber Klärschlämme für unbedenklich.
Das hat zwei wesentliche Gründe: Die Schwermetalle werden entweder
vor der Klärung ab getrennt oder bleiben nach der Prozessierung des
Klärschlammes (Umwandlung in Kraftsoff) im Prozeßabwasser, das weiter
entgiftet werden kann, zum Beispiel durch Fällung. Wenn organische
Gifte tatsächlich in größeren Mengen in den Kraftstoff gelangen
sollten, lassen sie sich hier recht gut ab trennen, entweder durch
Extraktion oder durch Aktivkohle. Alternativ bleibt noch die besser
steuerbare Verbrennung des Kraftstoffes, zum Beispiel in einem
Dampferzeuger (Kraftwerk). In keinem Fall sehe ich in der Herstellung
von Kraftstoffen aus Klärschlamm höhere Risiken als in ihrer
Deponierung oder Verbrennung.
Mit freundlichen Grüßen:
David al-Nuriq