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  • Der nette Junge von nebenan

213 Beiträge seit 28.07.2012

Der Autor irrt!

Der Grund warum die Leute nicht auf Bus/Bahn umsteigen liegt mMn ganz einfach daran, dass der ÖPNV viel zu unzuverlässig ist. Auf dem Land ist zusätzlich die Abdeckung zu schlecht, da gibt es ganze Dörfer/Stadtteile in denen höchstens ein Schulbus durchfährt.
Ich berichte aus meiner Erfahrung als Berufspendler (~30km) entlang der Strecke Aachen-Köln (die vergleichsweise gut ausgebaut ist!): Verspätungen und Ausfälle der Züge sind an der Tagesordnung, die Busse die in meiner Heimatstadt (~100k Einwohner!) fahren haben regelmäßig 30-60min Verspätung (!). Für meine Pendelstrecke brauche ich durchschnittlich ungefähr (einfache Strecke):
- 45min mit dem Auto im Berufsverkehr (Auto -> Arbeitsplatz)
- 1h-1:30h mit Auto + Bahn (Auto -> Bahnhof -> Zug -> Arbeitsplatz)
- 1:30-2h mit Bus + Bahn aufgrund der vielen Verspätungen (Bus -> Bahnhof -> Zug -> Arbeitsplatz)
Wenn alles nach Plan fahren würde, bräuchte ich mit Bus und Bahn ca. 1:15h.
Dabei habe ich noch das Glück das mein Arbeitgeber Homeoffice erlaubt und es auch keine festen Arbeitszeiten gibt.
Wenn ich mir vorstelle ich wäre Kassierer/Arzt im Krankenhaus/Krankenschwester/Polizist/Kindergärtner/Lehrer ... also würde einen Beruf ausüben mit festen Arbeitszeiten, dann würde keine der ÖPNV-Varianten infrage kommen, das wäre mir der Stress mit dem Arbeitgeber nicht wert...
Leute mit Arbeit+Familie sind doppelt gekniffen, die müssen schauen dass sie morgens pünktlich auf der Arbeit sind und abends pünktlich die Kinder von Schule/Betreuung/Sport... abholen können...morgens bekommt man Ärger mit dem Arbeitgeber, abends mit dem Jugendamt...Da haben die meisten Leute halt keinen Bock drauf, also wird Auto gefahren -> noch Fragen?
Diese Zeilen des Autors:

Um die Menschen dazu zu bewegen, das Auto stehenzulassen, sind flankierende Maßnahmen notwendig, die von den Kommunen relativ einfach umgesetzt werden können, wie z. B. weniger Parkplätze und mehr verkehrsberuhigte Zonen.
Fehlende flankierende Maßnahmen beim Neun-Euro-Ticket

Das Neun-Euro-Ticket wurde jedoch ohne flankierende Maßnahmen eingeführt. Stattdessen senkte die Bundesregierung die Steuern auf Kraftstoffe, sodass Autofahren billiger wurde und ein Lenkungseffekt, wenn er denn überhaupt gewollt war, ausblieb.

empfinde ich daher als krasse Frechheit!
Der Autor verkennt vollkommen dass es nicht nutzt ein funktionierendes System (PKW-Pendeln) zu verteuern damit die Leute auf ein nicht-funktionierendes System (ÖPNV-Pendeln) ausweichen! Da müsste man zuerst den beklagenswerten Zustand des ÖPNV beheben (nebenbei bemerkt wird ÖPNV auf dem Land nie eine ökologisch sinnvolle Alternative sein, da Auslastung zu niedrig).
Es sei auch angemerkt, dass die Politik auch alles tut um die Leute zu Pendlern zu machen:
-> zuerst hat man im Zuge der Agenda 2010 die Zumutbarkeitsregeln für Arbeitsangebote aufgelockert...wer nur Xkm eine Arbeit findet, der wird auch dazu genötigt diese anzunehmen.
-> dann hat man tatenlos zugesehen wie die Mieten immer weiter in die Höhe kletterten...Selbst wenn die Leute immer in die Nähe des Arbeitsortes umziehen würden, können sich das viele schlichtweg nicht mehr leisten.
Wer jetzt noch den Individualverkehr verteuert, der zieht vielen Haushalten die Lebensgrundlagen unter den Füßen weg! Aber dann bitte nicht jammern wenn die Leute AfD wählen!

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