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  • der Firmling

22 Beiträge seit 03.07.2007

Der Islam als Protestbewegung

Eine globale und machtvolle Protestbewegung gegen eine ungerechte,
unilaterale und brutale Politik gibt es ja bereits, wir kennen sie
unter dem Sammelbegriff Islam.

Die islamischen Strömungen überall in der arabischen Welt verfolgen
ja nicht nur irgendwelche finsteren Ziele, sondern fordern in erster
Linie solche verwerflichen Dinge wie echte demokratische Wahlen in
den Despotien des nahen Ostens, gerechte Verteilung der natürlichen
Reichtümer und politische Partizipation der Bevölkerung an der
kulturellen und politischen Entwicklungen ihrer Gemeinwesen.

Was wir hier im Westen oft als Kampf der 'säkularen' Werte gegen
einen religiösen, fundamentalistischen Einfluss des Islams
bezeichnen, sind oft nur die Durchsetztung von reinen und
unverhohlenen Machtinteressen der örtlichen Eliten gegen die
berechtigten Forderungen der Menschen. Wenn man diese Forderungen mit
dem buzz-word 'Kampf dem Terror' im eigenen, wohlverstanden Interesse
diskreditieren und bekämpfen kann, ist der positive feedback im
Westen auch auf die grauenhaftesten Verbrechen garantiert.

In Pakistan sind mehr als 600 Menschen -die meisten von ihnen mehr
oder weniger unbeteiligte Mitläufer- in einem brutalem und
menschenverachtenden Massaker von den Sicherheitsbehörden
hingerichtet worden - aber solche Leichenberge sind für den Westen ja
okay, immerhin sind ja 'unsere' säkulare Werte gegen den bösen Islam
verteidigt worde, dementsprechend werden weiter Milliarden in die
Militärdespotie gepumpt.

Der Islam zeigt, welche Kraft und Beharrlichkeit eine Protestbewegung
erreichen kann, wenn sie wirklich in dem Leben der Menschen
veranckert isr. Der Islam zeigt, wie wichtig es ist, gegen die
vielfältigen Unterdrückungsmassnahmen der Welt eine innere Haltung
der Wahrheit und Aufrichtigkeit der Überzeugungen zu entwicklen.

Ich bin nicht blind, ich sehe natürlich auch die Gefahr von
Fehlentwicklungen und Entartungen, die in solchem umfassenden Ansatz
liegen kann, aber ein gerechter Protest wird nicht alleine durch
Fehler Einzelnere grundsätzlich wertlos.

Ich vergleiche den Islam immer mit der kubanischen Revolution. Die
Revolution in Kuba war grundsätzlich gut und richtig, auch wenn im
nachhinein vieles nicht gutzuheisen ist und einiges sogar sehr
kritikwürdig. Trotzdem war das Anliegen der Revolution richtig, die
Richtung war die richtige, Dinge müssen sich halt auch irgendwann
weiterentwickeln.

Wir stehen heute imho verständnisslos vor dem Erfolg des politische
Islams, wenn wir ihn nur als eine rückwertsgewandte
Unterdrückunsreligion sehen, und die machtvollen Forderungen des
Islams nach einer gerechteren Welt und Emanzipation ignorieren. Der
Islam wird derart erfolgreich von den Mächtigen dieser Welt
propagandistisch verfolgt und unterdrückt, weil er eine WIRKLICHE
Gefahr für die Interessen der Mächtigen darstellt, nicht für die
Menschen. Zumindest läßt sich anders die gewaltige Maschinerie, die
überall auf der Welt zur Bekämpfung des 'Islamismus' aufgebaut wird,
in meinen Augen nicht anders erklären, als die Angst der Macht vor
den Menschen...

Ich hab schon erkannt, dass man hier mit einem Beitrag, die den Islam
nicht nur als finstere Verschwörung gegen alles Gute in der Welt
beschreibt, nicht unbedingt positiv aufgenommen wird, aber Islam ist
AUCH eine Protestbewegung, auch wenn sich das in der westlichen
Reflektion über den Islam noch nicht so durchgesetzt hat.

Grüße
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