Seit die Floskel "das ist alternativlos" zur Staatsraison in Deutschland wurde, hat sich die Presse dem angepasst, und liefert nur noch in homöopathischen Dosen Regierungskritik. Und dann meist nur bei Nebensächlichkeiten.
Es ist auch egal, ob man sich ständig neue Begrifflichkeiten ausdenkt, die verhindern sollen, das jemand die Grundgesetzwidrigkeit erkennt, es ist und bleibt Zensur, die statt findet.
Karl Marx befand sich im 19. Jahrhundert ja nicht ohne Grund im Exil. Aus damaliger Sicht des Establishment verbreitete er höchst bedenkliche Gedanken.
"Zu den bekanntesten politischen Flüchtlingen des 19. Jahrhunderts gehört Karl Marx. Er war nicht nur Theoretiker der Revolution, sondern beteiligte sich immer wieder an Unternehmungen, die die Arbeiterschaft zu einem revolutionären Bewusstsein erziehen sollten. Schon im Vormärz zwang ihn dies zur Flucht aus Preußen und zu einem Leben im belgischen und französischen Exil. Nach der Revolution von 1848, während der er als Journalist in Köln gewirkt hatte, ging er für den Rest seines Lebens ins Exil nach London. Auch dort verbrachte er seine Zeit keineswegs nur im Lesesaal der British Library, sondern widmete sich für mehrere Jahre in aktiver politischer Tätigkeit der Internationalen Arbeiterassoziation, die als Erste Internationale in die Geschichte der Arbeiterbewegung einging."
https://gefluechtet.de/wp/2015/08/25/exil-in-london-die-fluechtlingsfamilie-marx/
Und so zeigt sich, das trotz vieler neuer Worte und im Grundgesetz garantierter Meinungsfreiheit und der, eigentlich unmissverständlichen Aussage, eine Zensur findet nicht statt, genau das statt findet, was auch schon im 19. Jahrhundert statt fand - Zensur von Meinungen, die dem Establishment gefährlich erscheinen.
Die von Jebsen wieder neu etablierte Interview-Technik, seine Interview-Partner aussprechen lassen, so das die in der Lage sind, komplexe Gedanken und Zusammenhänge darstellen zu können, galt in den 60/70ern mit Günter Gaus bekannt geworden, als Meilenstein des deutschen Journalismus. Sein berühmtestes Interview war mit Rudi Dutschke, laut Bild-Zeitung und ähnlichen, noch heute staatstragenden "Presse-Organen", der damalige Staatsfeind No. 1.
Mausfeld hat mal beschrieben, wie Staatsmedien funktionieren, besonders eindrucksvoll dokumentiert anhand der Tagesschau und Talkshows. Extrem komplexe Sachverhalte werden völlig kontextfreie 1 Minute 30 Sekunden Darstellung, das nur eine, alternativlose Sichtweise und Schlussfolgerung übrig bleibt - die gewünschte. Und dabei stören 2,5h Interviews mit Experten zum Thema, die versuchen einen Sachverhalt in seiner Komplexität und tief durchdrungen darzustellen. Allein das ist schon gefährlich, in einer alternativlosen "Demokratie". Das Demokratie der Inbegriff von Alternative ist, diesen Fakt so zu benennen, ist heute auch schon Hatespeech. Wer also alternative Sichtweisen aus der öffentlichen Debatte mit solchen Gesetzen aus der Wahrnehmung verbannen will, arbeitet auf eine Diktatur zu. Und das sieht man ja auch an immer mehr alternativlosen Sichtweisen.
"Als Willy Brandt Bundeskanzler wird, macht er die Verständigung mit dem Osten zu einem seiner wichtigsten politischen Ziele. "Das deutsche Volk braucht den Frieden im vollen Sinne dieses Wortes auch mit den Völkern der Sowjetunion und allen Völkern des europäischen Ostens. Zu einem ehrlichen Versuch der Verständigung sind wir bereit, damit die Folgen des Unheils überwunden werden können, das eine verbrecherische Clique über Europa gebracht hat", stellt er in seiner Regierungserklärung am 28. Oktober 1969 fest."
https://www.ndr.de/geschichte/koepfe/Willy-Brandts-Ostpolitik-und-der-Kniefall-von-Warschau,ostpolitik101.html
Heute überbieten sich die KanzlerkandidatInnen, wer wohin Waffen oder Soldaten schicken will, auch gern in Krisenregionen. Dass das verboten ist, steht auch im Grundgesetz, interessiert aber heutige Politiker auch einen Scheiß.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.06.2021 09:04).