Patriotismus ist in seiner Entstehung eng geknüpft an revolutionäre Ideen. Der Patriot verteidigt die Revolution und die republikanische Idee gegen die reaktionären monarchistischen Kräfte. Ohne den Patriotismus der französischen Revolutionäre wäre die Moderne schnell unter den Einfall der monarchistischen Kräfte Europas in Frankreich zusammengebrochen. Auch die Befreiung von der britischen Krone wäre den amerikanischen Rebellen in Nordamerika ohne ihr patriotisches Engagement nie gelungen. Noch Stalin postulierte den großen Vaterländischen Krieg gegen die Nazis und auch der Sieg der Nordvietnamesen über Südvietnam war von nationalistischen Impulsen getragen. Man wollte die Wiedervereinigung und sah es als einen Akt der Befreiung gegen den US-Imperialismus. Auch in den Barrikadenkämpfen von 1848 in Wien und Berlin ging es um die Befreiung von der Krone, um eine republikanische Nation dagegen zu setzen.
Der letzte nationale Kraftakt in Deutschland war die Wiedervereinigung im Zuge des Zusammenbruchs des sowjetischen Imperiums. Der Widerstand der Bürgerrechtler in der DDR war ein patriotischer Befreiungsakt. "Wir sind das Volk!"
Die Heimatliebe hat nichts Kämpferisches, der Patriotismus schon.
Und was hat der Verfassungspatriotismus damit zu tun? Das Grundgesetz ist ja ganz nett, aber die Bibel der Deutschen ist es sicher nicht und wenn die Juristen den Text am Wickel kriegen, indem sie zum Beispiel aus der Idee der Menschenwürde ein Abtreibungsverbot konstruieren, verliert selbst dieses nette Buch seinen Charme.
Doch in diesem Buch steckt noch ein letzter revolutionärer Stachel - im Artikel zum Widerstand. Wenn uns demnächst der totalitäre Überwachungsstaat blüht oder die Ökodiktatur, dann wird diese Verfassung uns an diesem einen Punkt den Patriotismus des Widerstands hervorkitzeln müssen. Patriotismus brauchen wir in der Krise, den kramen wir hervor, wenn jemand uns am Schlafittchen hat. Natürlich schaudert uns davor.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.02.2021 16:56).