Letzte Woche kam es zu einer regelrechten Explosion der Strompreise an den sog. Strombörsen. Am Freitag, 26.8., wurde 1000 MWh für rund 640 Euro gehandelt. Vor einem Jahr waren es noch rund 80 Euro.
Die Versorger können zu grossen Teilen auf der Basis von Alt-Verträgen zwar immer noch Strom zu niedrigeren Kosten als den Börsenpreisen einkaufen. Aber diese Verträge laufen aus bzw. werden vorzeitig gekündigt oder "angepasst", so dass der Bedarf immer mehr durch Zukauf über die Börse gedeckt werden muss.
Aufgrund der ausgeprägten Cooperate-Media-Struktur in Deutschland ist die Strompreis-Explosion hierzulande eher ein Randthema, die Versorger sind offenbar gehalten, nicht durch Husarenmeldungen über drohende Zahlungsunfähigkeit ihre Kundschaft und die Öffentlichkeit zu erschrecken. Anders in Österreich: Hier musste gestern allein der Versorger der Stadt Wien, Wien-Energie, bekennen, dass man einen dringenden Liquitätsbedarf von bescheidenen 6 Mrd. Euro hat, den bitte schön der österreichische Steuerzahler doch decken möchte.
Dass die Spekulation via Strompreise in diesem Ausmass zuschlagen kann, ist vor allem der neoliberalen Agenda der EU zu verdanken. Trotz natürlicher Monopole im Leitungsbereich und trotz oligopolitisticher Strukturen bei den Stromerzeugern, hat die EU via Richtlinien in den Mitgliedsländern weitgehend einen imaginierten Strom-"Markt" durchgesetzt. Dabei symbolisiert allein der Begriff "Strom-Börse" den ganzen neoliberalen Irrsinn.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.08.2022 08:27).