foobar schrieb am 28.07.2023 11:37:
Sommerloch67 schrieb am 28.07.2023 07:18:
Das sind zwei Dinge. Die Ukrainer wollen ihre Ehemänner, Söhne und Väter behalten.
Die wollen aber auch ihre Heimat behalten. Das ist aber nur möglich, wenn Russlands Armee aus der Ukraine verschwindet.
Wenn ich mir die Meinung einiger mir bekannter Ukrainer anhöre (vorwiegend Frauen, aber auch Männer - gemeint sind im Folgenden vorrangig Frauen!)... also anerkannte Flüchtlinge... die sind aus der Ostukraine geflohen und kurz darauf dann aus der Westukraine weitergeflohen nach Westen.
Aus dem Osten sind sie zwischen 2021 und 2023 geflüchtet, weil sie Angst davor hatten, von Projektilen gleich welcher Herkunft erschossen, von Soldaten gleich welcher Herkunft enteignet, gequält, geschändet zu werden - sie hatten Angst vor beiden Armeen und dem ganzen anderen Zeugs, was da bewaffnet unterwegs war.
Aus dem Westen der Ukraine sind sie geflohen, weil sie als russischsprachige Menschen trotz des ukrainischen Passes nicht als Ukrainer gesehen worden seien - eher als unerwünschte Paria. Und/oder sie hatten (im Fall der Frauen und Mädchen) ein ernstes Problem durch zweifelhafte Hilfsbereitschaft, um es vorsichtig auszudrücken.*
Sollte sie das tatsächlich so erlebt haben, würde das so manche Vorwürfe hinsichtlich Faschismus bestätigen. Allein, verifizieren kann ich es nicht.
Ich mache mir das nicht zu eigen.
Es erscheint mir insoweit plausibel als dass in unserer Großstadt die zunächst eilig herbeigerufenen Dolmetscher und Sprachtrainer für die ukrainische Sprache schnell wieder ersetzt wurden durch russischsprachige ebensolche - weil die hier angekommenen Ukrainer mehrheitlich mit der russischen Sprache aufgewachsen sind.
Was kann das bedeuten?
Kommen "hier" zufällig nur Ostukrainer mit derselben Story an?
Flüchten mehrheitlich Ostukrainer, nachdem sie sich in der Westukraine diskriminiert sehen?
Letztlich ist nicht auszuschließen, dass da neben der (provozierten vom Westen sehenden Auges nicht zu verhindern versuchten, aber dessen ungeachtet keineswegs gerechtfertigten) Invasion noch ganz andere Konflikte ausgetragen werden. Da ist vielleicht der russische Duktus von Nazis und Faschisten für uns nur aufgrund einer unterschiedlichen Interpretation der Begriffe realitätsfremd, eine inhaltliche fehlleitende Übernahme der wörtlichen Übersetzung.
Wenn ich mir überlege, wie vor einigen Jahren ganze Konvois an Bulgaren angekommen sind, damit sie sich von Landsleuten und profitierenden deutschen Unternehmen und großen Konzernen ausbeuten lassen... war schlimm und hatte mafiöse Züge.
In den USA herrscht mit Ausnahme einiger weniger Wohlstandsinseln immer noch eine recht strikte Trennung zwischen den Ethnien - mindestens hinsichtlich der Wohnsiedlungen.
Und ich finde, dass hier ein großer blinder Fleck speziell in Regierungskreisen zu beobachten ist: Da wo Überfluss und Sicherheit herrschen, sind im Innenverhältnis die Herkunft und Kultur weitgehend egalisiert, spielen keine Rolle. Solange man dazugehört.
Da WILL man nicht sehen, dass eben außerhalb dieser Blasen nicht alles Friede, Freude und EierErsatz-Kuchen ist (vegan).
Inzwischen stelle ich mir die russischen Gedanken etwa so vor:
- Keine NATO vor der Tür dulden, also muss (ein Teil der) Ukraine NATO-frei bleiben. Westen hält sich nicht an (kolportierte) Versprechen, also muss man es wohl erzwingen.
- Russischkulturelle werden von Ukrainischsprachigen diskriminiert, die westukrainische Regierung schießt auf die russischsprachigen Ukrainer im Osten, also muss man "die eigenen Leute" schützen - sind ja Russen
- zuzüglich diverser wirtschaftlicher, geopolitischer und ggf. auch imperialistischer Interessen
Also der gleiche Zündstoff wie im früheren Jugoslawien mit dem Unterschied, dass wir den Krieg im Inneren nicht als solchen gesehen haben bzw. das nun untergeht?
Was war zuerst da? Die mediale oder die "militärische Spezialoperation"? Die NATO ist ja bislang keine Kriegspartei, und "militärische Spezialoperation" ist ein passender Begriff für Training und Ausstattung von Nicht-NATO-Soldaten durch NATO-Länder.
Der russische Angriffskrieg bleibt dennoch ein solcher und ist unentschuldbar. Allein, würde die russische Regierung ihn von sich aus einstellen, wäre sie die vernünftiger und schlauer als die meisten anderen... kranke Welt, echt jetzt...
Hmpf...
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.07.2023 22:22).