Pearphidae schrieb am 28.07.2023 17:20:
Wie ich an anderer Stelle bereits erläuterte, werden die falschen Tatsachenbehauptungen der Redaktion von russischen Propagandisten zitiert, um damit die Desinformationen des Kreml zu unterstreichen:
Besonders der Satz "Und daran ist nicht nur Putin Schuld." ist höchst kritisch zu betrachten, da tatsächlich ausschließlich Russland die Verantwortung für den Angriff auf die Ukraine trägt. Putin auch nur von einem klitzekleinen Teil seiner Schuld zu entlasten, stellt eine Rechtfertigung seiner Entscheidungen dar.
Die Lügen des Kreml werden wiederholt und sind giftig - und das Gegengift ist wirkungslos, wenn es nicht genauso oft wiederholt wird.
Die falschen Tatsachenbehauptungen sollten sich ja - einfache Fehler ohne Absicht vorausgesetzt - statistisch gleich auf die politischen Lager verteilen.
In den letzten Monaten sind mir folgende „Fehler“ aufgefallen, die später kleinlaut korrigiert werden mussten:
Redaktioneller Hinweis: In der Überschrift haben wir die Formulierung "die Länder" in "einige Länder" geändert, wie es auch in der Einleitung beschrieben wird
https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Krieg-Was-viele-Laender-der-Welt-jetzt-fordern-7283419.html
Die ursprüngliche Überschrift erweckte den Eindruck, die sehr selektive Auswahl der Reden in der UN-Generalversammlung würden Forderungen „der Welt“ repräsentieren.
Redaktioneller Hinweis: In einer früheren Version dieses Textes wurde der Eindruck erweckt, der Drohnenfund habe in jüngerer Vergangenheit stattgefunden. Das war nicht richtig.
…
Wir bitten den Fehler, der durch die redaktionelle Überarbeitung noch einmal verstärkt worden war, zu entschuldigen.
https://www.telepolis.de/features/Nord-Stream-Anschlaege-Warum-spricht-kaum-jemand-ueber-die-Drohnenfunde-7324248.html
In seiner ursprünglichen Fassung suggerierte der Artikel, der Drohnenfund würde von den Mainstreammedien totgeschwiegen, um westliche Akteure zu decken. Tatsächlich wurde vom Autor ein 7 Jahre alter Bericht eines anderen Mediums als aktuell ausgegeben. Das wurde durch die Redaktion nochmal verstärkt.
An zwei Stellen haben wir in den bei uns veröffentlichten Text eingegriffen und Aussagen abgeändert. So hieß es im Original an einer Stelle zum Vergleich der jüngsten US-amerikanischen Kriege mit dem laufenden russischen Krieg gegen die Ukraine: "Insofern unterscheidet sich der russische Völkerrechtsverstoß von den Verstößen der USA seit 1990. Ersterer ist defensiv, die Letzteren waren offensiv (…)"
Diese Faktenaussagen konnten wir nicht stehen lassen. "Ersterer ist nach Moskauer Verständnis defensiv, die Letzteren waren objektiv gesehen offensiv", heißt es nun, um die gebotene Distanz herzustellen. Eine Faktenaussage wäre bei entsprechender Argumentation gegebenenfalls tragbar gewesen. Die aber fehlte. Behauptungen aber sind keine Argumente.
An anderer Stelle hieß es: "Nach der Invasion am 24. Februar wurde die russische Einschätzung durch aufgefundene Dokumente bestätigt, nach denen die Ukraine kurz vor einem Einmarsch in den Dombass (sic!) stand." Hier wieder: eine Faktenaussage, kein Konjunktiv, keine Einordnung.
Nun ist die Datenbasis mit 3 (noch) nicht statistisch signifikant. Trotzdem finde ich es auffällig, das dadurch ausschließlich prorussische Narrative gestützt wurden.
Aber für Herrn Neubers Leitartikel scheint der letzte Satz obiger Stellungnahme mal wieder nicht zu gelten:
Welche Position Autoren aber auch immer einnehmen, sie müssen sauber recherchiert und begründet sein.