Hallo Herr Neuber,
Sie haben natürlich keinerlei Schuld am Tod der Brüder meines Vaters. Wie könnten Sie auch? 78 Jahre liegen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. Mir erschien es aber wichtig und notwendig, darauf hinzuweisen, dass Krieg eben nicht nur ein abstraktes Thema ist, sondern Menschen und Familien direkt betrifft. Ich selbst wurde erst nach Kriegsende geboren, aber in meiner Familie spielten die Kriegsfolgen auch nach Jahrzehnten durchaus eine Rolle. Krieg ist eben Sch... - und er erzeugt Leid über Generationen hinweg. Genau dies wollte ich mit dem Hinweis auf die unmittelbaren Kriegsfolgen in meiner Familie aufzeigen.
Die andere Seite des Themas ist, dass es in der (internationalen) Politik natürlicherweise um die Durchsetzung je spezifischer Interessen geht. Und national wie international ist eine Möglichkeit bei der Verfolgung der eigenen Interessen der Einsatz von mittelbarer (diplomatischer Druck, Sanktionen etc. – als mehr oder weniger: Erpressung) sowie unmittelbarer Gewalt (Militär). Laut Klausewitz ist der Krieg die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln.
Für die Menschen, die im Krieg leiden, verletz oder getötet werden, ist die selbstredend unerheblich. Sie sind die Opfer, die am eigenen Leib, die Konsequenzen der Interessenskonflikte anderer Akteure erleiden müssen.
Umso wichtiger ist es – gerade bei solchen militärischen Konflikten, die dahinter wirkenden Akteure und ihre jeweiligen Interessen aufzudecken. Auch wenn es den Toten nicht mehr hilft, nur so können weitere Tote verhindert werden.
Wir sollten der Toten gedenken und die Lebenden schützen – auf allen Seiten.