Chinesen können auch nicht alles und haben ihre eigenen Probleme

Ein paar Gedanken hierzu:

1) Die chinesische Demografie wird dem Land in 10-20 Jahren absehbar zu schaffen machen

2) Wer der EU Zölle für subventionierte Waren vorhält: Die Chinesen haben dafür ausländische Investoren jahrelang zu Joint-Ventures gezwungen, bei denen sie 51% der Anteile hielten. Ist irgendwie auch eine protektionistische Maßnahme. Könnte ich mir bei den geplanten BYD-Fabriken in der EU andersrum auch gut vorstellen...

3) Ein Gutteil des chinesischen Wirtschaftswachstums der letzten Jahre basierte auf Beton, d.h. dem Neubau von Immobilien, was jetzt zu überhitzen droht:
https://blogs.taz.de/china-watch/wie-ein-junges-paar-in-china-gegen-die-folgen-der-geplatzten-immobilienblase-kaempft/

D.h. China wird sich in den kommenden Jahren zunehmend auch damit befassen müssen, dass die eigene Basis im Heimatmarkt stabil bleibt. Vgl. auch z.B. die steigende Jugendarbeitslosigkeit: https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/china-arbeitslosigkeit-jugendliche-100.html

O-Ton Xi: "Esst Bitterkeit!"

Und ein paar Dinge kann die normale chinesische Wirtschaft bis heute nicht. z.B. größere Passagierflugzeuge. Die Amis scheinen hier auch zunehmend auszufallen, wenn man sich die Berichte um Boeing durchliest. Bleibt noch Europa.

Es gibt ein paar große Elektronik-Multis, welche inzwischen brauchbare Qualität auf den Weltmarkt bringen. Was man von den kleinen Klitschen aber teilweise über Ailbaba und Temu erhalten kann ist oft immer noch äußerst fragwürdig. Im gleichen Gehäuse unter der gleichen Bezeichnung wird unterschiedliches Innenleben verkauft. Teilweise nicht bestückte oder Fake-bestückte Platinen, irre Adapterkonstruktionen und komische, wechselnde Steckerbelegungen, Aussparungen für Anschlüsse, die es nicht mehr gibt usw. und nach zwei Jahren ist der Hersteller wieder weg. Das können Europäer, aber auch Japaner und Koreaner besser.
(Prominentes Beispiel letztes Jahr: Wechselrichter der Balkonkraftwerke)

Europa hat immer noch einiges an High-End-Fertigung wie z.B. ASML/Trumpf/Zeiss...

Und auch im normalen Maschinenbau finden europäische Firmen ihre Kunden.

Indien findet z.B. Loks von Siemens gut:
https://press.siemens.com/global/de/pressemitteilung/siemens-mobility-erhaelt-3-milliarden-euro-projekt-indien-groesster-lokomotiven
=Volumen 3 Mrd. Euro

Ägypten auch und bestellt gleich ein komplettes Eisenbahnsystem für 8 Mrd.:
https://press.siemens.com/global/de/feature/aegypten-bewegung

Man hätte auch bei CRRC bestellen können...

Im Pharmabereich liefert China inzwischen viele Vorprodukte, aber bekannte marktfähige Medikamente...?
https://www.gtai.de/de/trade/china/branchen/wird-chinas-pharmabranche-fluegge--1743930

Da fehlt oft noch das Vertrauen selbst der eigenen Bevölkerung. Aus guten Gründen vertraut diese ja nicht einmal den heimischen Herstellern von Babynahrung...
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/babynahrung-chinas-regierung-will-von-deutschem-milchpulver-unabhaengig-werden-1.3817017

Man könnte hier den gleichen "Spirit" in Entwicklung und Produktion wie bei Temu-Kleinelektrik vermuten.

Beim weiteren Aufstieg Chinas wird viel davon abhängen, wo sich der Kunde bei seiner Produktnachfrage zwischen "will möglichst billig" und "sauber und haltbar konstruiertes Produkt mit zertifizierter, gleichbleibender Qualität und klaren Spezifikationen sowie evtl. Ersatzteilversorgung" einsortiert.

Ich sehe da den Standard in den Haushalten weltweit durch Temu & Co. weiter fallen, dafür wird vielleicht auch in Afrika eine Heimkinoausstattung erschwinglich werden. Im Beispiel Flugzeuge und Eisenbahnen werden sich die Chinesen weiter schwer tun, aus China heraus den Weltmarkt aufzurollen. Dort bestehen hochregulierte Anforderungen und Sicherheitsrichtlinien. Die Produkte müssen über 30 Jahre und länger in genau definierter Weise mit den passenden Ersatzteilen gewartet werden. Spannend wird es bei den E-Autos, die quasi eine Zwischenstufe darstellen. Wie gut steht ein BYD in 10 Jahren da, kommt er noch durch den TÜV und wie gut lässt er sich dann reparieren.