Kurz, Hr. Creydt hat Recht aber man kann es auch einfacher ausdrücken:
"Das herrschende Bewusstsein ist das Bewusstsein der Herrschenden".
Doch nach dieser These dürfte sich nie etwas verändern, schon gar nicht "von unten".
Und eine Rebellion in einer Größenordung, die sich nicht nur auf auf die wenigen selbstgerechten Intellektuellen beschränkt, wird erstmal auch selbst so beschränkt sein, wie das herrschende Bewusstsein eben ist.
Und ist nicht jeder Protest erstmal irgendwie egoistisch: Mein Lohn, mein Arbeitsplatz, mein Kiez, meine Gesundheit, meine Kinder, meine Zukunft?
Wer solche "egoistischen Proteste" nicht akzeptiert, der kann nur noch auf Proteste hoffen, die auf rein intellektueller Einsicht beruhen, für das Glück der Menschheit im Allgemeinen.
Und genau diesen Eindruck erweckt bei mir der Artikel von Hr. Creydt.
Das ist zwar ur-christlich, für andere sein ist OK, für sich selbst verwerflich. Aber es ist auch unehrlich!
Liebe deinen Nächsten wie Dich selbst heisst es. Aber was, wenn man sich selbst nicht lieben darf?
Wenn es einem gut geht, kann man leicht für andere gut sein. Und genau das ist der Grund für die Erfolglosigkeit der Linken, die seit 68 eine Bewegung der Intellektuellen ist!
Heute, im Unterschied zu den 68'ern, betrifft die Unzufriedenheit nämlich zunehmend die "normale Bevölkerung", die Bewegung wird, im alten Linkssprech ausgedrückt, "proletarisch".
Weil es "dem Arbeiter eben nicht mehr so gut geht wie noch nie".
Welche Konsequenz sollte also ein gut ausgebildeter und beruflich gut aufgestellter Linker ziehen, wenn er wirklich den Kapitalismus überwinden will?
Er sollte die real existierenden Rebellen unterstützen allerdings nicht vorbehaltslos!
Er sollte seinen Teil dazu beitragen, damit das herrschende Bewusstsein über sich hinauswächst, und eben nicht mehr das Bewusstsein der Herrschenden bleibt!
Dabei nacht es keinen Unterschied ob man eine Bewegung als "Covidioten" diskriminiert oder aber, wie Hr. Creydt es tut, als gesellschaftlich verformte Egoisten. Beides ist kontraproduktiv denn es isoliert den Intellektuellen von der Masse. Es spaltet die Gesellschaft.
Denn es gilt immer noch:
Wer verändert die Welt?
Die, denen sie nicht gefällt!