Nicht nur weil er ein paar erschütternde Wahrheiten enthält, sondern vor allen Dingen weil es zu dem Thema so v iel mehr zu sagen geben würde und er nicht zuletzt auch eklatante Auslassungen und Fehler enthält.
Die journalistische Solidarität und Loyalität wird ja oft beschworen, aber ich finde, sie hat auch Grenzen, und diese finden sich bei Fehlern, die oft genug schon angemerkt wurden bzw. bei Auslassungen oder mangelnden Fakten und Zahlen, die sich leicht finden ließen. Jeder Journalist sollte hier, schon im eigenen Interesse, mehr recherchieren und auf Korrektur bestehen, wenn es eindeutige Fehler gibt - diese sollten auch transparent korrigiert werden.
z.b. hier
https://www.heise.de/tp/features/Haeusliche-Gewalt-Alarmierende-Fakten-3914701.html?seite=3
fehlt ein Hinweis darauf (den ich für wichtig erachte), dass bereits Datenmaterial gesammelt wurde und auch die Politik aufgefordert wurde, hier weitere Studien zu ermöglichen. Nein, es ist nicht Sache der Männer, dies alleine zu regeln, sondern Sache der Politik, hier überhaupt weiter forschen zu lassen. Dies wird lange schon gefordert und im Artikel wird nicht einmal angesprochen, dass es schon genug Forderungen und Versuche gibt, diese aber aktiv blockiert werden, z.B. die Errichtung von "Männerhäusern", die Bildung von Männerselbsthilfegruppen, die gut und gerne mit Frauenhassgruppen gleichgesetzt werden oder auch die Einrichtung von Gleichbehandlungsbeauftragten, die auch die männlichen Belange ernst nehmen.
https://www.heise.de/tp/features/Gewalt-gegen-Maenner-unter-Maennern-3395633.html
die dort angeführte STudie ist von 2004 und sie schließt mit Handlungsempfehlungen.
Zum Ersten ist die Erweiterung des Wissens über Gewaltwiderfahrnisse von Männern zentral. Neben repräsentativer Forschung über die Häufigkeit, in der Männern die unterschiedlichen Gewaltformen widerfahren, sind spezielle Forschungen darüber nötig, welche Unterstützung sie brauchen, wie sie erreicht werden können und wie die Angebote ausgestaltet werden müssen, damit sie wirklich zur Bewältigung beitragen. In einer weiteren Perspektive geht es um die Integration eines Geschlechterverständnisses in die Gewaltforschung, welches berücksichtigt, dass auch Männer verletzbare Wesen sind.
Zum Zweiten ist die Schaffung eines öffentlichen Bewusstseins für Ausmaß und Folgen der Gewalt gegen Männer von großer Bedeutung. Wichtig ist zunächst, öffentliche Aufklärung über die Vielfalt und das Ausmaß der Gewalt - insbesondere über die bisher nicht wahrgenommene und übersehene.
Zum Dritten ist ein kompetentes Hilfesystem für gewaltbetroffene Männer und Jungen erforderlich. Vor allem bei den bisher tabuisierten Gewaltbereichen muss die Chance auf Unterstützung bei der Beendigung, Aufarbeitung und Bewältigung der gegen sie gerichteten Gewalt vergrößert werden. Bestehende Systeme sollten im Hinblick auf männer- und jungenspezifische Notlagen und Hilfesuchstrategien verbessert und deren AkteurInnen informiert und geschult werden. Auch die Angebotslücke im Hilfesystem bezüglich weiblicher Täterinnen sollte geschlossen werden. Diese Maßnahmen zum Abbau von Gewalt gegen Männer sind ein wichtiger Teil der gesellschaftlichen Aufgabe, Einschränkungen in Gesundheit, Wohlbefinden und Lebenschancen für Menschen jeden Geschlechts zu verringern oder zu beseitigen. Zudem wird durch jede dieser Aktivitäten die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass das passiert, was für eine Veränderung gleichermaßen notwendig ist: dass mehr Männer über Gewalt reden (können).
das ist dreizehn Jahre her und seitdem ist nichts passiert, im Gegenteil- Hinweise auf fehlendes Zahlenmaterial wurde ignoriert, Männerhäuserforderer wurden verlacht usw.
"Es gibt ebenso wenig Beratungsstellen und Hilfsangebote für Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt werden, wie es kaum Organisationen, Institutionen oder staatlichen Stellen gibt, die sich der männlichen Gewalt und den Aggressionen annehmen. All das gibt es nicht, weil Männer sich in der Vergangenheit nicht, oder zu wenig, damit auseinandersetzen mussten. Genau das muss anders werden! Männer müssen endlich begreifen, dass genau diese zu schaffen, ihre vordringlichste gesellschaftliche Aufgabe ist."
Dies ist das Fazit von Frau Gärtner und nur wer die Studie von 2004 nicht kennt oder nicht einmal recherchiert, der kann zu diesem Schluss kommen. Männer setzen sich seit so vielen Jahren damit auseinander und es wird politisch nichts getan und wieder heißt es hier im Artikel, dass die Männer halt was sagen sollen. Tun sie doch - aber entweder sie gelten als Heulsusen oder als Frauenhasser usw. Diejenigen, die beispielsweise Männerhäuser einrichten, wissen, welche Stolpersteine ihnen im WEg stehen.
https://www.nwzonline.de/oldenburg/wirtschaft/blaues-auge-kein-aufnahmekriterium-blaues-auge-ist-kein-aufnahmekriterium_a_25,0,1616356586.html
In Oldenburg findet das ehrenamtlich organisierte Männerhaus dagegen bei Politik und Verwaltung wenig Anklang. Der Antrag des Vereins auf eine finanzielle Förderung wurde auch in diesem Jahr wieder abgelehnt. „Mittelfristig benötigen wir aber professionelle Strukturen, um das Angebot aufrecht erhalten zu können“, schildert Vorsitzender Walter Dinninghoff das drängende Problem.
https://broadly.vice.com/de/article/xwzz4n/warum-mannerhauser-immer-wichtiger-werden
Auch in Deutschland gehören Beratungsangebote und Unterkünfte speziell für Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt wurden, nach wie vor zur Seltenheit. Schätzungen zufolge kommen in Deutschland auf knapp 400 Frauenhäuser mit über 6.000 Plätzen nur eine Hand voll Männerhäuser, von denen einige wie in Leipzig oder Dresden nur auf drei Bewohner mit ihren Kindern ausgelegt sind. Natürlich wird auch die Zahl an Frauenhäusern unbedingt benötigt – die Mehrheit der Opfer häuslicher Gewalt sind noch immer Frauen –, doch auch Männer melden sich immer stärker zu Wort.
http://www.zeit.de/gesellschaft/generationen/2009-11/maennerhaus
https://www.shz.de/regionales/schleswig-holstein/schutz-vor-frauen-gewalt-fuer-die-maenner-im-norden-id287340.html?nojs=true
wenn jemand annimmt, dass die Scham keine Rolle spielt, sondern nur angenommen wird, könnte ja durchaus mal Kontakt mit den Menschen dort aufgenommen werden.
https://www.heise.de/tp/features/Zieh-dein-Shirt-ruhig-aus-3868949.html
http://www.sueddeutsche.de/panorama/haeusliche-gewalt-maenner-die-verkannten-opfer-1.1458489-2
http://www.fr.de/wissen/gesundheit/medizin/tabuthema-maenner-als-opfer-haeuslicher-gewalt-a-624505
und, was ich am schlimmsten finde, ist folgender Satz im Artikel:
"2.066 Fälle von Totschlag und Tötung auf Verlangen, also Auftragsmord, wurden insgesamt gezählt. "
Tötung auf Verlangen mit Auftragsmord gleichzusetzen zeugt von mangelnder Bereitschaft, sich überhaupt mit dem Thema zu befassen. DAs ist ein Trauerspiel.
Ein simpler Anruf bei der Polizei, bei einem Strafverteidiger oder auch nur eine kleine Recherche im Internet hätte bereits ergeben, dass Tötung auf Verlangen meilenweit vom Auftragsmord entfernt ist. Die Sterbehilfe, die sich hinter der "Tötung auf Verlangen" versteckt, mit einem Auftragsmord gleichzusetzen, diskreditiert den Artikel und den Autoren.
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__216.html
Warum ist es denn so schwer, heutzutage nur einmal kurz zu recherchieren?
Ich hoffe, dass die Autorin selbst hier auf Korrektur drängt.