Je näher an 100% umso weniger funktioniert nunmal das solidarische Modell.
Nein, die Kopfzahl halte ich an der Stelle nicht für die ausschlaggebende Variable.
Gedankenexperiment:
Jeder zahlt so viel ein, daß er für eine tägliche Pflege von einer Stunde aufkommen würde. (Die Zeitspanne ist im Grunde beliebig.)
0,01% der Menschen brauchen 150 Stunden.
0,1% der Menschen braucht 2 Stunden.
Dafür brauchen 10% nur eine halbe Stunde, den Rest bewältigen sie noch allein.
Und 1% braucht gar keine Pflege.
Wir haben also für die Theorie jeweils 100 * 1 = 100 Stunden zur Verfügung.
Für 100 - 0,01 - 0,1 -10 - 1 = 88,98% der Menschen geht die Rechnung auf, sie erhalten auch 88,98 Stunden aus dem Kontingent, und 1% löst gar keine Stunden ein.
0,01% der Menschen nutzt jeweils 1,5 Stunden davon.
0,5% der Menschen nutzt 0,2 Stunden.
10% kommen mit 5 Stunden hin.
Wir verbrauchen, obwohl 99% der Leute Pflege brauchen, nur 88,98 + 1,5 + 1 + 5 = 96,48 Stunden aus dem Kontingent.
Wesentlich sind die zwei hier als sehr klein angenommenen Gruppen, die mehr Pflege benötigen. Schon wenn aus den 0,01% nur 0,1% werden, ist der Rahmen gesprengt. Und das, obwohl es sich von der Kopfzahl her weiterhin um die kleinste Gruppe handelt!
Das solidarische Modell funktioniert dann, wenn jeder so viel geben kann, daß es auch die kleinste, aber teuerste Gruppe mittragen kann. Denn würde jeder 10% zusätzliche "aufstocken" können, würden selbst bei 0,1% fast Vollzeit zu Pflegende nur 109,09 Stunden anfallen, aber 110 Stunden möglich sein, es gäbe also noch einen (wenn auch kleinen) Puffer.
Wenn also die Gesellschaft, innerhalb derer die Solidarität gelebt wird, ausreichend begütert ist, funktioniert ist. Erst, wenn (materieller) Mangel die mögliche "Einzahlung" auf weniger als das Notwendige für alle begrenzt, scheitert es.