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  • Goerlitzer

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2007

Nur "Schwarzarbeit" stellt ehrliche Beschäftigungsform der Osteuropäerinnen dar

Inzwischen sind rund 80 % der osteuropäischen 24-Stunden-Betreuerinnen als sog. Entsende-Arbeitnehmer und Beschäftigte von Agenturen des Heimatlandes tätig.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass der beauftragende Pflegebedürftige bzw. dessen Familie an die Agentur, die im Falle Polens oftmals im Besitz deutscher Kapitaleigner ist, rund 2500 Euro monatlich zahlt. Die Agentur führt im Heimatland für einen um die eigenen Vermittlungs- und Organisationsgebühren geminderten Betrag Sozialversicherungsbeiträge im Heimatland ab, wobei es im Falle Polens eine Arbeitslosenversicherung nicht gibt. Die Pflegekraft erhält monatlich netto ca. 1200 bis 1500 Euro.

Diese Beschäftigungsform ist ein politisch genehmigtes Betrugssystem. Die deutschen Aufsichtsbehörden unterlassen es bewusst zu überprüfen, ob der Tätigkeitsschwerpunkt der Agentur wie der Beschäftigten - so wie es die EU-Entsende-Richtlinie vorschreibt - im Heimatland liegt. Geduldet wird in praktisch allen Fällen auch der Verstoss gegen die deutschen Arbeitszeitregelungen und das deutsche Mindestlohn-Gesetz. Denn incl. des Bereitschaftsdienstes kommen alle 24-Stunden-Altenbetreuerinnen auf eine Wochenarbeitszeit weit jenseits von 60 Stunden.

Aus diesen Gründen ist auch eine Beschäftigung der Osteuropäerinnen als im deutschen Privathaushalt angestellte Arbeitnehmerin nicht möglich. Eine Tätigkeit als "freiberufliche Altenbetreuerin" wiederum würde gesetzlich verbotene Schein-Selbstständigkeit darstellen. Letztlich stellt also die "Schwarzarbeit" mit einer entsprechenden Entlohnung die einzig ehrliche Beschäftigungsform dar.

P.S.: Aus verschiedenen Gründen ist es übrigens immer schwieriger, Polinnen für die Altenbetreuung in Deutschland zu finden. Ihren Platz sollen offenbar in Zukunft Ukrainerinnen und Weissrussinnen einnehmen. Für sie gilt allerdings nicht die EU-Arbeitnehmer-Freizügigkeit. Dafür sind sie - wie auch andere Berufsgruppen - mit dubiosen polnischen und litauischen Arbeitsgenehmigungen ausgestattet. Der EU-Arbeitsmarkt wird so immer mehr zu einer Mafia-Konstruktion, was wiederum in Deutschland kein Medien-Thema ist.

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