... und auf realistische Füße gestellt werden müssen, nur damit wir heute eine brauchbare Strategie und Infrastruktur vorweisen können. Ist aber nicht. Denn wie so viele andere Projekte der Klimarettungspolitik wurde auch die Energiewende "ergebnisoffen" in Gang gesetzt.
Wenn es kein Ziel gibt, kann man keinen Kurs setzen. Wenn man aber nicht weiß, wohin man will, kann man auch keine Strategie planen, man kann keine Risiko-Analyse machen, man bekommt keine planbaren Meilensteine und auch keinerlei Kontrollmöglichkeiten bezüglich Fortschritt und Kosten. Ein "ergebnisoffenes Projekt" ist vor allen Dingen eine Vergeudung von Ressourcen, Zeit und Geld - drei Dinge, die wir nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung haben. Am Ende steht der Vorwurf im Raum, das Projekt "Energiewende" ist vor allen Dingen teure Symbolpolitik, die irgendwelchen Quacksalbern und Schlangenölverkäufern die Taschen vollgemacht hat. Darunter zählen die auf Ewigkeit subventionierten privaten Energiekonzerne, die für jeden Handschlag Extramittel haben wollen, sonst leiden ja die Interessen der Shareholder. Irgendwas BESSER als die früheren kommunalen bzw. staatlichen Energiekonzerne tun sie nicht: die Mär vom freien Markt hat nirgendwo die Strompreise sinken lassen, dafür können wir nun einmal jährlich Preisvergleiche machen, nur um den gerade "günstigsten Anbieter" zu wählen. Wären die Stromkonzerne noch in öffentlicher Hand, bräuchte ich keine Auswahl, der Preis wäre ohnehin günstiger und an den E-Ladesäulen, die ja auch vielfach durch die Stromkonzerne gestellt werden, würden keine Phantasiepreise verlangt.
Die Energiewende wäre auch bezahlbar, wenn nicht zuvorderst die privaten Interessen von Hinz und Kunz berücksichtigt werden müssen. Wenn das Land beschließt, dass da eine Straße hin soll, kann durchaus auch mal ein Grundstück zwangsverkauft bzw. verkleinert werden. Das ist nicht schön, wird aber immer mal wieder mit Begründung des Interesses der Gesellschaft getan, wenn erst einmal alle anderen Bedenken beseitigt werden konnten. Den Mast für die Überlandleitung will keiner auf seiner landwirtschaftlich genutzten Fläche, die Pacht für's Windrad kassiert man gern. Und der Nachbarlandwirt auch, weil sonst könnte der sich "übergangen fühlen". Nur muss der weder Land geben für Windrad noch duldet er Masten ... und wir zahlen diesen ganzen Unsinn über unsere Gebühren mit. So funktioniert das leider seit Jahren - und natürlich verhindert das eine planvolle Projektumsetzung.
Abgesehen natürlich davon stehen sowohl Wind- als auch Solarenergie in der Kritik, schlichtweg den Grundbedarf nicht decken zu können. Auch bei der Spitzenglättung sind Wind- und Solarenergie nur Substitution existierender Kraftwerkstypen, aber keine eigenständigen Optionen. Denn es fehlt nach wie vor ein bezahlbarer Speichertyp, der für den lokalen bzw. globalen Gesamtbedarf nennenswert Kapazität bereitstellt. Aktuell liegt der durchschnittliche Bedarf bei rund 70GW in Deutschland - eine Stunde Speicherkapazität verteilt auf's Land muss also mind. diese 70GW (x 1,2) bereitstellen können, wenn das Ziel "100% Erneuerbare" sein soll. Bleiben wir bei realistischeren 75%, müssen wir trotzdem in der Lage sein, 100% abzudecken für einige Stunden bis etwa einen Tag. Also: 24 Stunden x 70GW x 1,2 = ca. 2000GWh. Das ist mit bekannter Speichertechnik aber nicht finanzierbar: selbst wenn man extrem günstige 200,- Euro je Kilowattstunde veranschlagt, landet man bei 400 Milliarden Euro nur für diesen Speicher.
Hätte man vor 20+ Jahren da schon zielorientiert begonnen, die Energiewende zu planen und umzusetzen, hätte man womöglich das Problem erkennen und gegensteuern können. So würde beispielsweise kein einziges Windrad ohne einen Speicher zugelassen werden. Selbst wenn der am Ende "nur" eine Flaute von 4 Stunden brücken kann (bei einem 3MW Windrad reden wir über einen ca 14MWh großen Speicherakku) hätte das bereits helfen können, den unzuverlässigen Wind auszugleichen und eher "grundlastfähig" zu werden. Das gleiche auch für die vielen, vielen aus staatlicher Hand geförderten privaten Solarparks, die gern auch mal auf landwirtschaftlich genutzten Flächen aufgetaucht sind und damit in Konkurrenz mit der Produktion von Getreide, Obst, Gemüse oder Vieh stehen: Speicher ist Fehlanzeige, gehört für mich aber zur Grundvoraussetzung zur stabilen Einspeisung. Und hier hätten sogar 12 Stunden Puffer als absolutes Minimum angesetzt werden müssen. Bei einem 1MW starken Solarpark hätte es dann etwa 15MWh Speicherkapazität ergeben müssen, die der Privatbetreiber mit aufstellen müssen - sonst keine Zulassung.
Spätestens bei der Chancen-Risiko-Analyse hätte also auffallen müssen, dass bestimmte regenerative Energiequellen nicht 24/7 anliegen und man Speicher braucht. Spätestens jetzt hätte man AUCH erkennen können, dass es Nachts dunkel ist und auch die doppelte installierte Menge Solarzellen kein einziges Watt liefern würden, wenn die Sonne nicht sichtbar ist. Und ob der Windpark nun aus 10 oder 20 Windrädern besteht ist uninteressant, wenn kein Wind weht. 0 x 10 gibt 0, 0 x 20 ist dann auch 0. Und diese Zeiten, an denen es weder Wind hat noch Sonne, muss man halt mit Pufferspeicher abdecken - oder eben weiterhin auf konventionelle Kraftwerke zur Substitution setzen.
Mit Statistiktricks kommt man auch nicht weiter, wenn man Überschüsse nicht puffern kann: formal mag ja eine Solarzelle über's Jahr einen Ertrag von 10% der installierten Leistung liefern (ungepuffert). Also ein Solarpark mit 1MW Leistung liefert auf's Jahr 365 x 24MW x 0,1 = 876MWh. Mehr is das halt nicht. Wenn dann auch noch der Überschuss verschleudert wird, statt einzuspeichern, ist nicht einmal mehr die Statistik auf Seiten der Betreiber. Lieber speichern. Tatsächlich ließen sich die 10% leicht steigern auf 15 - 20%, wenn jede überschüssige Kilowattstunde gespeichert werden könnte und erst dann abgegeben wird, wenn Bedarf besteht. Das ist dann u.a. nachts.
Beim Wind genau das gleiche Spiel. Ohne Pufferspeicher fällt im Norden viel mehr Leistung an, als gebraucht wird, aber wenn nix gespeichert wird, muss man den Überschuss verschenken. Es fehlt auch die Nord-Süd-Trasse, denn in Süddeutschland ist Windstrom knapp mangels kräftiger Windschneißen, die genutzt werden könnten. Hätten wir mehr in Infrastruktur und Speicher investiert, müssten wir also an windreichen Tagen in Süddeutschland keinen Atomstrom aus Frankreich teuer einkaufen, so wie es Winter 22/23 der Fall war.
Die Versäumnisse der letzten 20 - 25 Jahre kann man nicht der Ampel anlasten, auch wenn mit der SPD und den Grünen durchaus die Mitverursacher der vergurkten Energiewende in der Regierung sitzen. Auch 16 Jahre Merkel-Regierung (wieder unter Mitbeteiligung der SPD in drei von vier Amtsperioden) hat nichts zum Gelingen beigetragen. Soviel Fairness muss bei aller Kritik an dieser furchtbar inkompetent agierenden Regierung dann doch sein.