Hier werden die gesellschaftlichen Folgen dieser Betrugsdiskussionen deutlich. Auch hier geht es um autoritäre Staatlichkeit, die nach dem Abschwächen der Corona-Welle neue, alte Feindbilder braucht. Der Betrugsdiskurs ist dafür ein probates Mittel. Ebenso wie Erwerbslosen in pandemiefreien Zeiten immer wieder Betrug unterstellt wird, um bessere Überwachung und Kontrolle zu rechtfertigen. Statt sich an einer solchen Panikmache zu beteiligen, wäre es nötig, die gesellschaftlichen Bedingungen zu kritisieren, die Betrug- und Betrugsdebatten überhaupt erst hervorbringt.
Klar, es geht hier um Staatsknete, weshalb es jeder aufrechte Linke instinktiv ablehnen muss, dass da allzu genau hingeschaut wird. Und wenn doch, dann handelt es sich logischerweise um die Repression durch genau diesen Staat, der seine Knete nicht raus rücken will. Soweit versteht das jeder aufrechte Linke schon auch. Aber jeder aufrechte Linke weiß ja auch, dass die Staatsknete am Ende des Tages vom geknechteten Proletarier kommt, weil ja, wie ebenfalls jeder aufrechte Linke weiß und tagtäglich mit erhobener Faust beklagt, bekanntlich das Kapital und die Kapitalisten keine Steuern zahlen. Jetzt ist also folglich der aufrechte Linke dagegen, dass genauer hingeschaut wird, für was die Kohle, die dem unterdrückten Proletarier abgepresst wurde, ausgegeben wird und ob diese Kohle nicht womöglich sogar das Kapital in Form seiner kriminellen Elemente bereichert. Läuft da der besagte aufrechte Linke nicht in einen Widerspruch rein? Ich könnte mir vorstellen, dass der eine oder andere Proletarier das ganz anders sieht als dieser besagte aufrechte Linke.