Für mich ist dieser Vorgang ein weiteres, starkes Indiz dafür, das hier das Kleingewerbe und der Mittelstand systematisch zugunsten der Großwirtschaft geschliffen werden. Auf übelste Art und Weise.
Ist aber auch nur das altbekannte Prinzip ind verschärfter Form: Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen. Nur, das die Kleinen sich noch nicht mal mehr was zu Schulden kommen lassen müssen, es zählt nur noch, wo größerer Widerstand zu erwarten ist.
Auch die Äußerungen des Betreuers der AfA- Maßnahme (übergeben an einen privaten Träger, mit der Begründung, man könne sich von amtlicher Seite in der aktuellen Situation nicht um mich kümmern), in die man mich als Kunde zwangsverpflichtet hat, sprechen hier Bände.
Sinngemäß: Das Amt ist mittlerweile rigoros, trotz der Situation. Auch Leute, die Zeitarbeit ablehnen, werden gnadenlos sanktioniert. Was das Amt Ihnen vorher nicht sagt, ist, dass von ihnen erwartet wird, dass sie während dieser Maßnahme unter Aufsicht mindestens 20 Bewerbungen abgeschickt haben. Wofür und zu welchen Konditionen ist dabei egal. Selbstverständlich wird ihr Verhalten während der Maßnahme dokumentiert und am Ende geht ein Abschlussbericht (in meinem Kopf ploppte sofort der Begriff "Stasiakte" auf) an die AfA. Haben sie nicht alle Anforderungen erfüllt, wirft man Ihnen Arbeitsverweigerung vor, mit den entsprechenden Konsequenzen. Und wenn Sie in HartzIV rutschen, dann wirds erst richtig ungemütlich.
Nicht, dass er das extra hätte sagen müssen. Da kommt nämlich noch mehr und das werde ich beim nächsten Gruppentreffen, mit allen Konsequenzen, höflich, aber bestimmt, ansprechen.
Es ging bei den Coronamaßnahmen (ich schrieb es bereits an anderer Stelle) eben unter anderem auch um die "Freisetzung von Humankapital", um Menschen über korporatistische Maßnahmen in prekäre Arbeitsverhältnisse zu pressen und so die Reste des Mittelstands weiter zu schwächen und unter Druck zu setzen. Die sollen bloß nicht in der Lage sein, Widerstand zu organisieren.
Auch hier geht es um autoritäre Staatlichkeit, die nach dem Abschwächen der Corona-Welle neue, alte Feindbilder braucht. Der Betrugsdiskurs ist dafür ein probates Mittel. Ebenso wie Erwerbslosen in pandemiefreien Zeiten immer wieder Betrug unterstellt wird, um bessere Überwachung und Kontrolle zu rechtfertigen. Statt sich an einer solchen Panikmache zu beteiligen, wäre es nötig, die gesellschaftlichen Bedingungen zu kritisieren, die Betrug- und Betrugsdebatten überhaupt erst hervorbringt.
Formaljuristisch kann man "Erwerbslosen" vielleicht Betrug unterstellen. Das ändert nichts daran, dass die wahren Verbrecher nicht die "Arbeitsverweigerer" sind.
Das ich nicht (mehr) bereit bin, nicht mehr bloß mit meiner Arbeitskraft, sondern mittlerweile sogar mit meiner (physischen und psychischen) Gesundheit für ein korporatistisches Unrechtsregime zu bürgen, hat nichts damit zu tun, dass ich "faul" wäre oder generell "Arbeit" verweigere.
Ich stelle mich nur sehr konsequent gegen das, was ich schon seit längerem als moderne Sklaverei betrachte.
Während larmoyante, privilegierte Spinner meiner eigenen Fraktion von Mikroaggressionen schwurbeln.
Da krieg ich Makroaggressionen, wenn ich mir so anschaue, was für menschenverachtende Verhältnisse an der Basis als "normal" gelten.
Noch erlaubt es mir meine selbst privilegierte Situation, elegant Widerstand zu leisten.
Aber da der Trend anhalten wird, wenn sich die Menschen nicht geschlossen gegen diese Verhältnisse stellen, wird das nicht so bleiben.
Es ist zu befürchten, dass unter den gegenwärtigen Vorzeichen die nächsten 2- 3 Jahre sehr gewalttätig und brutal werden.
Und das wird nicht die Schuld der Geknechteten sein.
Ich könnte jetzt noch die Geschichte von der, sich auch in der Maßnahme befindlichen, jungen Einzelhandelskauffrau erzählen, die mehrfach überfallen, zusammengeschlagen, abgestochen wurde und wie der Amtsarzt reagierte und die Amtspsychologin und der Arbeithaber sowieso.
Aber ich denke, das muss ich nicht.
Also belassen wirs mal dabei.
Gruß
Calyx