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  • Naves

693 Beiträge seit 31.08.2017

Emanzipatorisches Projekt

Die Reaktion auf den Artikel ist ziemlich vorhersehbar und sie wird nicht nett sein.

Ich habe mit der absichtsvoll verzerrten Darstellung der Realität schon Probleme. Ich schrieb es schon mal. Ich war in meinem Leben, und das naturgemäß in den letzten Jahren, da ich in der DDR geboren wurde, auf sehr vielen Demos. Wenigen großen, vielen kleinen. Es waren gewisse dutzende. Mir ist nie auch nur ein Haar gekrümmt worden. Mal dumm von der Seite angequatscht, ok, das missfiel und gut. Ich bin mir wirklich nicht sicher, ob sehr viele der Verbalradikalen, die in den kommenden Stunden den Polizeiterror verurteilen werden, so oft draußen waren wie ich. Wäre vielleicht gut gewesen. Man war oft ziemlich einsam.

Allerdings habe ich und keiner aus dem Kontext, in dem ich mich bewegte, keine Steine geworfen. Auch keine Parolen gegen die Polizei abgelassen. Wie mir überhaupt das im Chor skandieren immer etwas peinlich war.

Ich sage mal, und das auch sehr zurückhaltend, weil es eigentlich nicht mein Thema ist, dass die Behauptung, die Polizei falle permanent über friedliche Demonstranten her, von jedem, der seine Meinung nicht schon fertig im Schrank liegen hat, sehr skeptisch betrachtet werden sollte. Nochmal, die Hamburger Schlusskundgebung verlief vollkommen unspektakulär, die Polizei nahm die Helme ab und nichts passierte.

Aber zum eigentlichen Thema. Wenn die Verhältnisse so unerträglich sind, dass sie von vielen Menschen geändert werden wollen, dann ist der Verweis auf die Ordnung der Dinge, die göttlichen oder staatlichen Gesetze usw. ziemlich sinnlos. Und so sehr oft kommt es wohl nicht vor, dass ein Umsturz gewaltlos möglich ist. Vielleicht der im Ostblock, wobei das eher eine Implosion, ein vollkommener Bankrott von Herrschaft war.

Ich habe einige der neuzeitlichen „Aufständigen“ kennengelernt, ich hatte vor Jahren Umgang mit ihnen, mit Teilen des Umfeldes, aus dem sie kamen. Ich will es mir nicht zu einfach machen und sie als unterdurchschnittlich begabt abtun. Auch wenn es einige gab, vermutlich noch gibt, die man nicht wirklich ungerecht behandelt, wenn man sie so beschreibt.
Nur die standen damals, und daran hat sich sichtlich nichts geändert, für kein emanzipatorisches Projekt. Die stehen für gar nichts. Die übliche Phrasendrescherei kann das nicht kaschieren. Eine Bande von Wirtshausschlägern, deren einziger Anspruch es ist, wichtig zu sein.

Wer sich eine, wie auch immer geartete, „andere“ Gesellschaft mit und unter solchen Gestalten vorzustellen kann, sollte sie sich vorher erst mal genau ansehen.

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