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  • TomGard

mehr als 1000 Beiträge seit 04.03.2011

Zu den Stichworten "China", "atomare Bewaffnung" u.a.

Ein erster Teil
Erstmal weise ich willkürlich Sichtweisen zurück, die in
(kultur-)rassistischen und anderen semireligiösen Weltbildern gründen
und von solchen Ausgangspunkten entweder stumpf bei Bebilderungen
eines (apokalyptischen) Endkampfes zwischen Gut und Böse,
Schicksalskampf Schwarz gegen Weiß, slavisch gegen irgendwas, Werte
gegen Unwerte, Zivilisation vs Barbarei und ähnlichem Unfug münden,
gehe umgekehrt davon aus, daß die Leser "Interessen", staatliche
"Zwecke" oder jedenfalls Zwecksetzungen, und auf deren Basis auch
"Notwendigkeiten", nämlich herrschaftlich geschaffene "Sachzwänge" am
Werke bzw. verfolgt und bedient sehen.

Dann ist *dagegen* festzuhalten, daß solche Interessen und
materiellen Gründe im tatsächlichen Gegeneinander die sekundäre Rolle
von Hilfsargumenten für ideelle Titel spielen, unter denen der
Ukrainekrieg abgewickelt wird.

Jetzt werden die meisten sagen: 
'Das ist nur für's dumme Volk, in Wahrheit ...' usw. 
Eine Reinform davon lautet: 
"Wir sind in eine Phase geopolitischer Rohstoffkriege eingetreten"
Das ist offenkundig nicht einfach falsch, denn die Herren sagen das
bei passender Gelegenheit selbst. In den USA ist es eine
Selbstverständlichkeit, die nicht diskutiert, sondern exekutiert
wird: Wer "amerikanische Interessen" auf dem gesamten Globus nicht
zum letztlich ausschlaggebenden politischen Maßstab erhebt (und sei
es religiös, über "Freiheit" oder "way of life"), fängt sich das
Attribut "unamerikanisch" ein und ist buchstäblich zum Abschuss
freigegeben, wenngleich nicht zwingend zum kinetischen Abschuss. 
In D. wird die Abwesenheit des analogen Maßstabes, daß D. überall auf
der Welt "Interessen" zu verteidigen hat, seit der Entscheidung zur
Teilnahme am Afghanistankrieg politisch als "Mangel" und "politische
Unreife" verhandelt.

Nun ist es "eigentlich" offensichtlich, daß "deutsche" und
"amerikanische" Interessen und Anliegen einander *grundsätzlich*
ausschließen. Auf dieser Ebene kommt es *in der Tat* nicht auf den
konkreten, sachlichen Gehalt solcher "Interessen" an, *sondern allein
auf die Bestimmungsmacht*, "Deutungshoheit" über Interessen
eingeschlossen.
Das erscheint verrückt, ist es auch, aber diese Verrücktheit ist die
Wahrheit kapitalistischer Konkurrenz auf globaler Ebene. Ihr Grund
liegt darin, daß die territorialen Herren über die Dinge und
Vorgänge, die ihren Interessen das Material und ihre Zwecke liefern,
NICHT gebieten und nicht gebieten können, weil und so lange ihr
OBERSTER Zweck die Garantie des Privateigentums und der Freizügigkeit
der Privateigentümer in den Schranken eines "funktionierenden"
Staats- und Ordnungswesens bleibt. 

Die eigenartige ideelle Ablösung der "Interessen" von ihren
Gegenständen gilt für fast jede Ressource, die das Interesse von
Staatswesen weckt. (Es gibt ein paar sehr spezielle Ausnahmen, z.B.
Uran für Nuklearmächte) OB irgendwelche Bergbauprodukte aus Russland
und Zentralasien "deutschen" oder "amerikanischen" Interessen
VERFÜGBAR gemacht werden, ist zwischen involvierten Staatswesen NICHT
strittig - das gilt es mal als erstes festzuhalten. Diese Produkte
SOLLEN im russischen wie kasachischen oder kirgisischen Interesse
amerikanischen UND deutschen Interessen verfügbar werden, und das
sind und werden sie auch und gerade dann, wenn das Zeug in China
verhüttet / verfeuert, whatever wird. Sie werden amerikanischen und
deutschen Interessen selbst dann verfügbar, wenn sie in Russland,
Kasachstan, Kirgisistan selbst verfeuert usw. werden 
Dazu wird meist gesagt: 'jaaa ... aber um welchen Preis!' Das sei die
Frage.

Auch das ist nicht verkehrt, aber ziemlich offenkundig nicht die
Wahrheit. Hat man Saudi Arabien zerschlagen, das 40 Jahre lang ein
bedingtes Ölpreisdiktat über den Weltmarkt verhängt hat?
An der Stelle fällt den Meisten der "Petrodollar" und die "Fed" ein,
und auch das ist natürlich nicht verkehrt, aber "so weit" will ich
jetzt nicht vorgreifen - mir geht's erstmal um Grundlagen, die den
"Dollar" erklären helfen.

Zu diesen Grundlagen zählt die Einsicht, daß die Höhe von
*Rohstoffpreisen* für die Interessen imperialistischer Staaten
(Metropolen, "fortgeschrittene Industriestaaten", wie ihr wollt) in
erster Instanz *gleichgültig* ist. "Rohstoff" heißt: Er *wird*
gekauft und verarbeitet, um damit ein Produkt zu erstellen, das
teurer, oder mindestens ohne Verluste verkäuflich ist, also jeden
beliebigen ausgelegten Preis wieder einbringt. Und da unser Thema
Russland ist, und nicht irgendein Bantu- oder Pipelinistan, haben wir
hier den Vorteil, daß wir vereinfachend auschließen können, daß es
bei der imperialen Feindschaft gegen die russische Staatssouveränität
um Versuche eines oder mehrerer Beteiligter gehen könnte, die
Ressourcen Russlands zu Lasten der anderen zu MONOPOLISIEREN. Dazu
ist absehbar keiner der Beteiligten imstande. Soweit es überhaupt um
Rohstoffe geht oder ginge, ist das Subjekt des Zusammenhangs der
Weltmarkt insgesamt, folglich seine selbsternannten Sachwalter (die
NATO-Staaten), und zwar alle *gemeinsam*.

Kehren wir von dieser Gemeinsamkeit zum Ausgangspunkt zurück, stellen
wir fest, daß sie NIRGENDWO ERHÄLTLICH ist! Genau genommen EXISTIERT
sie nur in einem Institut - der NATO. Jenseits davon steht der
PRINZIPIELLE Gegensatz "amerikanischer", "deutscher",
"französischer", ja, selbst "britischer" Interessen, der Kampf um
Bestimmungsmacht und Deutungshoheit auf allen Ebenen, die Gegenstand
staatlicher Zwecksetzungen werden.
Woraus sich ergibt, daß die eigenartige ideelle Form, unter welcher
die Gegensätze verhandelt und ausgetragen werden, *obligatorisch*
ist, und man diese Idealität mit dem Formbegriff nicht einfach
wegwischen kann. Diese Idealität ist SUBSTANZ der Verhältnisse, um
die es geht, und der Ursprung davon war oben auch benannt:
Herrschaftsansprüche, die einem Staat aus seiner Territorialität
erwachsen, sind NICHT territorial einzulösen, ja, mehr noch, sie
haben GAR KEINEN territorialen Ort. Ihr eigentümlicher Ort sind die
Produktionsverhältnisse, welche die Staaten betreuen, aus denen sie
ihre Revenue ziehen, und die sind für jede imperiale Metropole, von
Holland bis USA, weltweit verteilt.

Das war die eine Lehre, um die es mir zum Auftakt ging, die zweite
geht unmittelbar damit einher, obwohl man sie ausführlicher zu
diskutieren hätte: 

Daß es beim Ukrainekrieg um Russland und China nur mittelbar geht, in
erster Linie um eine Feindschaft, die die USA gegen Europa, besonders
Deutschland austragen, hat seinen notwendigen Grund darin, daß der
Gegensatz zwischen Deutschland, als der unumstritten mächtigsten
Metropole Europas, und den USA, ungeachtet der totalen militärischen
Impotenz Deutschlands, um eine ganze Welt schärfer ist, als zwischen
den USA und Russland. Es ist grundsätzlich ein korruptes Argument,
daran zu erinnern, daß Russland über das BIP Italiens gebietet - es
spielen da Faktoren hinein, die mit dem BIP nix zu tun haben - aber
die Erinnerung taugt allemal, um Vorstellungen zurecht zu rücken, die
unter dem Eindruck der ideellen Form der Auseinandersetzungen
entstehen.

Das nimmt die *Konfrontation* Russlands durch die USA nicht weg,
beileibe nicht, aber es sollte doch hinreichend darstellen, daß die
USA eine militärische Konfrontation Russlands zwar offenkundig
billigend in Kauf nehmen - in wohl dosiertem Umfang - ABER NICHT
BEZWECKEN. 

Scheinbar paradoxerweise ist es vielmehr Deutschland, das sich der
Militärmacht der NATO bedienen kann, um in Moskau im eigenen
Interesse zu "punkten", was man an vielem sehen kann, jetzt grad
vielleicht am einfachsten daran, daß sich der Herr Putin gestern
veranlaßt sah, die Frau Merkel und den Herrn Hollande ob ihres
"ernsthaften" Friedens- und Ausgleichswillens zu loben, statt sie als
die hinterfotzigsten Megären des Angriffs auf Russland nach Killary
Clinton zu geißeln, die sie sind!
Woran man - siehe Nulands Ausfälle gegen den "Moskau-Bullshit" -
unzweideutig erkennen kann, daß die Damenherren und Herrendamen durch
die Verwicklungen der Anliegen, Interessen und Zwecke, die sie in die
Welt setzen, denen sie anschließend dienstbar zu sein haben, nicht
durchblicken. Eine Berufskrankheit. Die man als betroffener
"Zivilist" tunlichst nicht "einfangen" sollte. 

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