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Treue und so...

nixfuerungut schrieb am 5. Oktober 2002 20:11

> G.P. überschrieb:

> "handle stets so, dass die anzahl der wahlmoeglichkeiten groesser
> wird...."

> mit verlaub, aber das wäre eine ebenso extreme position wie die
> gegenteilige... nix gegen wahlmöglichkeiten... ich würde sagen, im
> öffentlichen leben, handle stets so, dass du einige wahlmöglichkeiten
> behältst... im intimsten, privatesten, würde ich das nicht sagen
> mögen, denn es gibt momente, da muss man sich entscheiden und dann
> treu sein... insofern, wenn er sowas meint, verstehe ich Klaus Heck
> weiter unten durchaus...

> any takers?...

Man kann sicher eine Philosophie auf ein paar Faustregeln hin
trivialisieren. Der Wunsch nach Erbaulichkeiten und Maximen, an denen
sich der gemeine Bürger ausrichten kann, die Managementphilosophien
des Kleinen Mannes, werden sicher immer auch seriösere Anstrengugen
begleiten; etwa herauszufinden, was "Wahlmöglichkeiten" bedeuten und
wieso sie überhaupt zu fordern sind, ob sie nach einem Mini-Max
Prinzip erreichbar sind usw. In dieser Vorstellung  einer
Optimierbarkeit, Existenz und Eindeutigkeit, einer Lösung, würde ich
dann auch den naheliegendsten Ansatzpunkt für eine Kritik der
Vorstellungen sehen: von Foerster war, was in Deutschland als ganz
ruchlos gilt, ein philosophischer Optimist, in dem genannten Sinne.
Dazu gehörte auch sein über viele Jahre hin gepflegtes Interesse an
systemischen Therapien, dass er, denke ich von Gregory Bateson
übernommen hatte. Selbsterständlich ist die Frage, inwieweit
Optimismus, nicht als persönliche Lebenseinstellung, sondern als
gedanklicher Ansatz, wie er typisch ist für Leute aus dem
wissenschaftlichen Milieu, überhaupt philosophiewürdig ist ( K.H:
"v.F. war kein Denker" ), noch grundsätzlicher. 

Ob wir in der Partnerschaft treu sein sollen oder nicht, ist keine
philosophische Frage, sondern eine pädagogische, maximal
gesellschaftliche, wohigegen die Frage, woran man sich binden kann,
in einem geschichtlichen Augenblick, wo sich alte Bindungen auflösen
und sich auch das Menschenbild verändert, wiederum eine
philosophische ist, aus der sich dann, wenn man dem optimistischen
Ansatz folgt, wieder Wahlmöglichkeiten ergeben oder umgekehrt, dem
Pessimismus folgend, eine Falle stellt. Nur ist mir nicht bewusst,
dass diese Frage in den letzten Jahren unterschlagen und undiskutiert
geblieben ist, nur weil ein paar böse liberale Wortzauberer, die
einer dunklen Priesterkaste angehören, ( mir schwant hier kämpft der
Katholizismus, der sich ans Absolute binden möchte und den
Individualismus ablehnt, mit seiner Tradierung, also sich selbst -
aber da möchte ich nur ungern stören ) nicht bereit sind sich einer
Bindung zu unterwerfen, wobei ich mich frage, ob Leute wie K.H. sich
einer solchen unterwerfen, aus einer strengen ethischen Maxime, einer
moralischen Pflicht im Kantschen Sinne oder weil sie so erzogen sind,
bestimmte Neigungen haben usw. aber im Grunde interessiert mich auch
hier wiederum nicht der persönliche Standpunkt, sondern seine
Begründung.

Zum Schluss vielleicht noch ein Wort zu v.F. Logik, wobei sich hier
natürlich gerade die Frage nach der "Seinsvergessenheit" stellt. Es
war ja v.F. der versucht hatte eine Epistemologie aus der
Teilnehmerperspektive zu entwickeln. Im Grunde ist das eine ganz
ähnliche Fragestellung wie jene, der auch Heidegger nachgegangen ist,
wenn dieser nicht mehr versucht hat "die Welt" als Ganze und von
Aussen zu betrachten, sondern von Nahmem und von Innen, mit einer
phänomenologischen Sprache, die zugleich abstrakt und alltäglich ist.
Allerdings ist es riskant Heidegger zu erwähnen, den schlimmsten
aller deutschen Sprachzauberer. Die Leistung der
Beobachter-Kybernetik besteht nun gerade darin, diese Problemstellung
der Immersion des Beobachters in die Welt, für die Wissenschaft
fruchtbar machen zu wollen. Dass dies dem Deutschen Michel wieder
einmal schwer aufs Gemüt schlögt, ist zwar nervig, schlimm ist
letztlich aber auch wieder nicht ;)

Tloen




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