Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

30 Beiträge seit 27.01.2001

Zum Funktionsprinzip

Wie schon in einem anderen Beitrag zum Thema angemerkt, hat fast
jeder ein bißchen Recht.

Aber mal zum wirklichen Funktionsprinzip solcher Anlagen:

Man hat sich für diese Technik eine andere wohlbekannte Technik als
Vorbild genommen: die Computertomographie. Dort liegt der
Untersuchungsgegenstand unbeweglich in der Röhre und die Sender und
Detektoren kreisen darum. Wenn man jetzt hergeht und von
feststehenden Sendern, deren geographische Standorte genau bekannt
sind, ausgehend an einem genau bekannten Standort einen Empfänger
aufstellt, kann man alle beweglichen Gegenstände über die veränderte
(Stichwort Mehrwegeempfang) Laufzeit des Signals am Empfängerstandort
herausfiltern. Die Berechnung ähnelt der zweidimensionalen FFT der
Computertomographie. Diese Technik ist so präzise, daß bereits mit
einem Fernsehsignal im 200 MHz-Bereich eine Unterscheidung von
Flugzeugtypen möglich ist.

Die Geschichte mit der F-117 in Jugoslawien hat folgenden
Hintergrund:

Da die serbischen Flugabwehrverbände zum Selbstschutz ihre
Radargeräte nicht benutzen durften, außer für einen kurzen Lock-on
auf ein zuvor optisch einwandfrei erkanntes Ziel, hatten sie
keinerlei Möglichkeit einer Lagebilderstellung für Frühwarnzwecke.
Die Chinesen haben ihnen dann einen Prototyp(?) eines Passivradars
wie vorgehend beschrieben zur Verfügung gestellt. Das Gerät stand in
der chinesischen Botschaft in Belgrad. Die Bombe, die die chinesische
Botschaft traf, fiel genau in den Raum, in dem die Anlage stand, die
den Amerikanern ein Dorn im Auge war. Zuvor war es aber den Chinesen
gelungen, die Anmarschwege der amerikanischen Flugzeuge so präzise
aufzuklären, daß es den Serben mit dieser Information möglich war,
den F-117-Piloten zum Fußgänger zu machen. Die üblichen netten
Spielchen!

Der einzige wahre Satz, der in der Propandaschlacht dieses Konfliktes
gesprochen wurde, stammt von Milosevic: "Die jugoslawische Armee hat
einen großen Sieg errungen". Wenn man sich die Schrottergebnisse, vom
NATO-Sprecher Shea mit zum Beispiel 159 Panzern angegeben, und die
wirklichen Zahlen, am Ende hatte man 13 Panzer aus der Luft
vernichtet, anschaut, waren die Serben gar nicht so schlecht beim
Tarnen. Für 5% des weltweiten Flugtreibstoffverbrauchs in diesen
Tagen kann man schon mehr Ergebnisse erwarten.

Ebenso war die jugoslawische Flugabwehr bis zum Schluß nicht
endgültig ausgeschaltet, trotz eines gewaltigen Aufwandes an
intelligenter Munition, von nicht so intelligenten Militärs und
Politikern zum Einsatz befohlen. 234 AGM-88 HARM wurden von deutschen
ECR-Tornados aus verschossen. Etwa die Hälfte davon wurde
gerüchtehalber in einer einzigen Radarstellung versenkt, deren
Besatzung ein goldenes Händchen gehabt haben müß, um immer genau
rechtzeitig den Power-off-Knopf zu drücken. Der Bundestag hat dann
ein paar Monate später 250 neue AGM-88-Spielzeuge für etwa 300 000
Dollar das Stück geordert.

Ich kriege immer eine Gänsehaut, wenn ich mir den hanebüchenen
Blödsinn in der Presse anhören oder -sehen muß.


R. Lemke
Bewerten
- +
Ansicht umschalten