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  • victa

802 Beiträge seit 05.03.2017

Re: Wie Bismarck

OtNe schrieb am 28.05.2023 21:57:

victa schrieb am 26.05.2023 11:21:

OtNe schrieb am 26.05.2023 01:45:

Kissinger hat ähnlich gehandelt wie Bismarck.
Globale Stabilität war beiden wichtiger als Frieden und Menschenrechte.

Warum? Weil Stabilität Frieden schafft. Zumindest in der Theorie.
Und man hoffte (und bis heute in der UN hofft), dass Frieden auch für die Verbreitung der Menschenrechte sorgt.

Insofern ist der "Völkermörder""-Ansatz imho mehr als überzogen, beide haben der Menschheit Frieden für eine gewisse Zeit gebracht.

Bismarcks ultimatives Ziel war die Einigung Deutschlands unter Preussischer Vorherrschaft sowie der Erhalt der Monarchie in diesem Land. Dabei hat er außenpolitisch geschickt Frankreich isoliert, sodass es alleine dastand nachdem er ebenfalls einen Krieg gegen die Franzosen provoziert hat. Innenpolitisch hat er mit Zuckerbrot und Peitsche regiert. Jegliche Opposition gegen seine Politik sowie die Monarchie wurde brutal unterdrückt, während gleichzeitig einige öffentlichkeitswirksame Zugeständnisse gemacht wurden - aber natürlich nie ohne Hintertürchen. Aber auch der reaktionäre Meisterstratege Bismarck hatte einen begrenzten Horizont. So unterschätzte dramatisch die gravierenden Folgen der nach ihm heraufbeschworenen Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich sowie die Vorteile einer Republik (die nach Frankreichs Niederlage dort etabliert wurde) gegenüber einer Monarchie. Letztere war ein Anachronismus im sich industriell entwickelnden Deutschland der durch die bismarcksche Politik künstlich am Leben gehalten wurde, aber ohne ihn wie ein Hirnloser Zombie umhergeisterte).
Bismarck war vielleicht kein Völkermörder, sondern schlicht ein Reaktionär dessen Popularität nur darauf beruht dass er ein klein wenig weitsichtiger und bescheidener war als jene in deren Interesse er Politik gemacht hat. Aber als Reaktionär trotzdem immer noch beschränkt in seinen Vorstellungen. Seine Opposition zum überseeischen Kolonialismus beruhte auf einer begrenzten nationalistischen Sichtweise und nicht etwa auf einer grundsätzlichen Ablehnung von Unterdrückung und Ausbeutung. Das gleiche gilt für seine Opposition gegenüber dem Republikanismus sowie der Arbeiterbewegung. Alles war der Reichseinigung und dem Erhalt der (preussischen) Monarchie untergeordnet.

Kissinger ist da eine ganz andere Kategorie Reaktionär und kaum mit Bismarck vergleichbar. Von Weitsichtigkeit ist da überhaupt keine Spur. Eher dummdreiste und vollkommen rücksichtslose Skrupellosigkeit.

Sicher?

So Ziemlich.

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