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Avatar von Haschpappi
  • Haschpappi

mehr als 1000 Beiträge seit 10.07.2017

Re: "...weil Hauptsache Arbeit..."

Der tatsächliche Mindestlohn schaut aber plötzlich ganz anders aus ( sowas passiert bspw. durchaus auch im Gastgewerbe) , wenns dir Überstunden reindrehen, die sie dir dann am End weder durch Urlaub noch durch in bar vergüten wollen.

Das ist richtig.

Dann schau, was du machst - wenn du aufs Geld angewiesen, mglw. noch aufstocken musst, weil du aus Gründen nicht Vollzeit arbeiten kannst - dann hast die Rennerei zwischen Amt, die ja jeden kleinsten Fitzel Rechtfertigung verlangen, vllt. noch Anwalt ( -> Arbeitsgericht) alles absolut stressig und unlustig, und die sogenannten 'Arbeitgeber' , die so eiskalt drauf sind,
( manche kassieren ja vom Amt noch Geld dafür, daß sie die Leut einstellen, und dann entlassen die die Leut nach einem halben Jahr bspw. wieder - der Nächste, für den man noch Kohle aus dem Arbeitslosentopf vom Staat abkassieren kann ) wissen das auch .

Vieles von dem was Du aufgelistet hast habe ich in den zurückliegenden 30 Jahren schon am eigenen Leibe erlebt. Mehrmals habe ich mich auf ausgeschribene Vollzeitstellen beworben und beim Gespräch erlebt wie diese Stellen plötzlich nur noch Teilzeitstellen oder Minijobs waren - die Vollzeitstelle war nur der Köder.
Zwei Arbeitgeber haben über die Bundesarbeitsangentur Stellen ausgeschrieben und mir dann - ganz frech - eine Schwarzarbeit angeboten; die Behörde hat das nicht interessiert. Ich bin gelernter Schreiner/ Tischler mit Berufserfahrung als Handwerksgeselle.

( "Hauptsache Arbeit" kann ja auch die Leut als 'zu doof sich zu wehren' gedeutet werden, was ich Dir aber nicht unterstellen möchte, Du stellst ja in Deinem posting klar, wie die Lage ist: machts der/die nicht, steht schon ein anderer in der Warteschlange, 'jeder nur ein Kreuz' - hier entlang, sozusagen).

Und as ist auch richtig.

Ich hab öfters den Eindruck, diejenigen, die von der 'mangelnden Selbstverantwortung derjeniger Leut', die auf amtliche Zusatzunterstützung angewiesen sind', reden, haben selber noch nicht die Härten dieses Schwe...schwarzpädagogischen Systems noch nicht aus eigner Erfahrung mitmachen müssen, sonst hätten die vllt. mehr Verstehen.

Das ist bei mir sicherlich nicht der Fall (Erklärung folgt im Anschluss)

Als gelerter Schreiner/ Tischler habe ich über 30 Jahre gute Einblicke in den Handwerksbereich in Nordhessen. Viele kleine familiengeführte Handwerksbetriebe haben mit ihrem atoritären bis arroganten Gehabe ihre Lehrlinge und Gesellen regelrecht vergrault, z. B. mit Sprüchen wie: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre", "Du/ Ihr könnt froh sein bei mir arbeiten zu dürfen" und "Ausgeschi..... habt ihr zur Arbeit zu erscheinen".
Gerade im Schreiner-Handwerk gab es in unsere Region zahlreiche Firmenaufgaben und Insolvenzen; vom produzierenden Handwerk kann oftmals keine Rede mehr sein, wenn Betriebe sich "gerade so" mit Montage von Fremdprodukten (z. B. Fenster, Türen, Treppen) über Wasser halten können und dabei große Konkurrenz von reinen Motagebetrieben haben.
Bereits nach wenigen Jahren hatten die meisten Schreiner/ Tischler unserer Abschluss-Klasse (1989) die Branche verlassen; Budeswehr, Möbelhäuser, Industrie (z. B. KMW, VW, Mercedes, Rheinmetall) Würth, Baumarkt oder für die Abiturienten das Studium (z. B. Bauingenieur, Archtektur) - alles war besser als das erlernte Handwerk; ich habe nie einen Absolventen unseres Jahrgangs getroffen der seinen Schritt in eine andere Branche bereut hat. Ich selbst
habe meinen Berufswechsel auch nicht bereut.
Mein familiengeführter Lehrbetrieb war zweimal vom Firmeninsolvenz betroffen; mitlerweile läuft dieser Betrieb auf die Ehefrau des Junior. Die fetten Jahre dieses HKH-Fachbetriebes, mit selbstproduzierten Kunststofffenstern (in den 1980er Jahren gut laufendes Kerngeschäft), waren irgendwann vorbei...
Die Kernfrage lautet doch: Warum raten selbst gelernte Handwerker ihren Kindern von einer Lehre im Handwerk ab? Nicht nur gelernte Bäcker und Fleischer, auch Bau- und Baunebengewerbe, Zimmerleute, Dachdecker...Vielleicht läuft ja Mechatroniker noch; aber ist das überhaupt noch Handwerk?

Für mich - inzwischen branchenfremd arbeitend - steht fest: Nie wieder Handwerk.

Dir ebenfalls einen guten Rutsch, hatte ich noch vergessen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (31.12.2023 13:22).

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