Ansicht umschalten
Avatar von
  • unbekannter Benutzer

mehr als 1000 Beiträge seit 10.01.2003

Re: Die einfachste und wirkungsvollste Maßnahme dagegen: keine Konsumkredite!

cassiel schrieb am 04.03.2019 12:59:

Hier wird praktisch alles bar bezahlt. Einen Konsumkredit hatte ich noch nie. Ich zahle auch fast alles immer "von Hand", nie nebenbei mit Kreditkarte, dass der Einkauf ein bewußter Prozess bleibt.

Löblich und ich sehe es ähnlich. Dennoch habe ich mir in den letzten 2, 3 Jahren auch Dinge finanziert. Die "güldene Regel" bei mir: nie mehr als eine Finanzierung gleichzeitig und nur in überschaubaren Zeiträumen. Da liegt nämlich die große Gefahr. Man kann ja auch mehrere Dinge gleichzeitig laufen haben - 50,- Euro Tilgung hier, 50,- Euro Tilgung da - und wenn man davon vier, fünf Sachen gleichzeitig laufen hat, sind das 250,- Euro, die da jeden Monat im Budget fehlen. Eben bis die Schulden getilgt sind.
Diejenigen, die sich überschulden, sind i.d.R. jene, die den Überblick verlieren oder auf Kante finanzieren und dann Einschnitte beim Einkommen nicht verkraften können.

Es gibt aber noch einen anderen Grund, "warum Finanzierung". Es wird gern geworben mit "0%-Finanzierung", vulgo, wenn man die reguläre Laufzeit des Kredits nimmt, kostet die Finanzierung genau keinen Cent Kreditzins. Stimmt so allerdings nicht: der Zins ist einfach mit eingepreist für genau diese Laufzeit. Jemand, der eine kürzere Laufzeit nimmt, muss genau die gleichen Zinsen zahlen. Und jemand, der das Geld bar auf die Theke legt, bekommt nicht etwa Skonto, nein, der zahlt genau das gleiche Geld wie derjenige, der seinen Kauf finanziert. Und da liegt für mich praktisch "Abzocke" vor: ich als Sofortzahler muss einen Kreditzins zahlen für einen Kredit, den ich gar nicht nehme.

Wenn nicht genug Geld da ist, dann wird nach einer preisgünstigeren und möglichst auch noch besseren Lösung gesucht:
günstigeres Modell, gebraucht, reparieren, weiter sparen, aber meist: ist das überhaupt wirklich notwendig oder doch nur Luxus?

Eigentlich dampft es sich zusammen auf "Luxus oder Bedarf". Die anderen Punkte sind häufig nicht zutreffend:

"Günstiger kaufen" ist nur dann eine Option, wenn die Qualität trotzdem noch stimmt. Es nützt nichts, wenn man, nur um eine Finanzierung zu vermeiden, zum billigsten Modell greift, was dann nach zwei Jahren weggeschmissen wird, weil kaputt. Dann lieber etwas mehr bezahlen und dafür länger davon profitieren.

"Reparieren" ist immer seltener eine Option. Ich kenne jedenfalls niemand, der einen modernen Fernseher noch reparieren kann, ohne gleich SMD-Löten beherrschen zu müssen. Ist der proprietäre IC kaputt, hilft nur wegschmeißen, denn die Reparatur beim Kundendienst ist oft genug nicht wesentlich günstiger als ein Neukauf.
Bei Smartphones kommt der Umstand hinzu, dass diese Geräte von Anfang an mit "Servicedienst als Zuverdienst" in den Handel gekommen sind, vulgo, Reparaturservice Teil der Preisgestaltung ist.

"Gebraucht" ist nur dann eine Option, wenn man das zu erwerbende Gerät nicht zwingend sofort benötigt, sondern auch noch etwas warten kann. Denn nicht immer sind die benötigten Dinge am Gebrauchtmarkt auch zu erwerben oder nicht in der notwendigen Konfiguration.

Ok, ich bin "von Natur aus" ein sparsam lebender Mensch, ein ökologischer Knauserer,[...]

Sachse im Schwabenland, geizig aus Leidenschaft. Aber für gute Dinge gebe ich auch gutes Geld aus, wenn ich weiß, dass sie mir lange Zeit erhalten bleiben.

Unterm Strich sei gesagt:

-> Niemals Überblick über die Verpflichtungen verlieren
Mehr als ein, zwei Finanzierung zu jedem x-beliebigen Zeitpunkt sind Gift!

-> Niemals übermäßig lange Verpflichtungen eingehen
Im schlimmsten Fall geht das finanzierte Gut kaputt, bevor die Finanzierung ausläuft. Dann zahlt man noch am kaputten Handy ab und kann sich kein neues leisten.

-> Niemals mieten, wenn man kaufen kann
Shared Use ist selten günstiger, als wenn man das Gut selbst besitzt. Im Gegensatz zu einem Unternehmer, der gemietete Sachen steuerlich wirksam absetzen kann, zahlt man als Privatperson Mieten stehts vom Netto, also steuerlich unwirksam.
Mieten sind vergleichbar mit einer "Dauerfinanzierung" - wenn man den Überblick verliert, überschuldet man sich innerhalb kurzer Zeit. Und im Gegensatz zur Finanzierung hat man am Ende nichts in der Hand.
Natürlich gibt es die berühmte Ausnahme: wenn man wirklich kein Auto braucht, kann man für die paar Stunden, in denen man doch mal eins braucht, auch zum Mietwagen greifen.

-> Second Hand + Geduld sind Freunde
Funktioniert nicht immer, aber wenn es funktioniert, spart man tatsächlich viel Geld. Aber auch hier ist es von Fall zu Fall verschiedenen und es kommt drauf an, was man gebraucht kaufen mag und was nicht. Schuhe, Unterwäsche usw. möchte ich nicht gebraucht kaufen. Ein Auto wird bei mir IMMER ein Gebrauchter sein. Mein PC ist immer ein neues Modell, beim Smartphone bin ich einem Gebrauchtmodell nicht abgeneigt usw usf.

Tjap.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten