Re: Das Spontane ist das Unverdorbene im Faust, den wir mühelos verstanden...

Wir hatten zu unserer Zeit als Abiturienten in der DDR Goethes Faust Teil I im Nationaltheater Weimar besucht und wird hatten damals das Thema des Stückes mühelos verstanden. Denn das Thema des Faust ist ja irgendwie sehr volkstümlich angelehnt. Speziell die Dreiecksbeziehung zwischen Faust, Mephisto und dem frommen Gretchen war für uns als Oberschüler mühelos zu verstehen.

Mühelos verstanden wir damals auch die einleitende Klage des Dr Faustus, der alle Wissenschaften studiert hatte, aber im Prolog bilanzierte "Da steh' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug, als wie zuvor!". So etwas verstand damals jeder Oberschüler.

Damals verstanden wir als Jugendliche auch, wie witzig (neudeutsch cool) Goethe das Religionsthema inszenierte. Denn meine Mitschüler sagten zur christlichen Tradition, die ja damals wie heute die Blockpartei CDU im Namen führte, klipp und klar so etwas: Über Religion kannst du mit mir wieder reden, wenn ich 80 bin.

Diese naturnahe Wahrnehmung kam in der Merkelära unter die Räder. Spätestens seit der sogenannten Grenzöffnung der CDU verhielten sich viele deutsche Männer wie einst das fromme Gretchen, und sie redeten über unsere guten wie bösen Söldner / Terroristen in Nahost so, als ginge es nicht etwa um Kampf für Geld und Kampf für Amerikas fossile Brennstoffe in Irak und Syrien, sondern sie sprachen über Religion so, wie es Angela Merkel ihnen erklärte. Damit stolperte das vormals aufgeklärte Europa in eine Diskursfalle hinein, die sinngemäß lautet:

Jeder von euch darf christlich und islamisch beten.

Wir wollen aber gar nicht beten. Wir wollen dasselbe wie alle frommen und unfrommen Söldner, wir wollen lieber Geld statt Gebete. 🤣🤣 Ist das denn so schwer zu verstehen heute? 😇😇

Aus heutiger Sicht kann man Goethes Faust in Europa als einen Querdenker einstufen. Während das konservative China den kompletten Goethe ins Chinesische übersetzt. Und deren President Xi hatte sogar vor Frau Merkel auf deutsch aus Goethes Faust diesen Satz zitiert:

Das ist der Weisheit letzter Schluss: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,
Der täglich sie erobern muss.

Diese "kulturelle Aneignung" ist leider ein FAKT. So wie des "Pudels Kern" eben der Teufel Mephisto war. Dagegen hilft kein frommes Gerede. Geschichte ist ja auch ein historischer FAKT, selbst wenn der Fakt populistisch war. 😨