Allseits eine seltsame Logik. In Wirklichkeit ist es nicht Deutschland, das den Kurs bestimmt, sondern die imperiale Zentrale, also Washington. Und dort hat man sich schon vor Jahrzehnten für einen aggressiven Kurs gegen Russland entschieden. Natürlich spielten dabei auch Überlegungen zu Rohstoffen eine Rolle, aber gewiss nicht Lithium, das stand damals längst noch nicht im Zentrum.
Kiesewetter hat ein Problem. Er muss erklären, warum die EU und speziell Deutschland weiterhin diesen Kurs fahren soll, der eindeutig zu ökonomischen Verschlechterungen für das Land führt. Die relativ intensiven Beziehungen zu Russland waren äusserst lukrativ, durchaus für beide Seiten. Nun haben sich die Terms of trade deutlich zuungunsten Deutschlands entwickelt, während die usa profitieren. Dazu kommt, dass immer deutlicher wird, dass der Krieg verloren geht - was jeder mit etwas militärischem Sachverstand schon voraussehen konnte -, es sei denn, man eskaliert, was aber zu einem vollendeten dritten Weltkrieg führen kann, bei dem es dann ganz gewiss keine Sieger gäbe.
Die ethisch-moralischen Begründungen haben sich nach zwei Jahren abgenutzt. Speziell seit der israelischen Dauerbombardierung des Gaza-Streifens, wo es in einem Monat mehr zivile Tote gegeben hat, als im Ukrainekrieg in fast zwei Jahren, und die vom Westen nach Kräften unterstützt wird, sind sie definitiv unglaubwürdig geworden. Da muss man sich eben etwas Neues einfallen lassen. Warum nicht Rohstoffe, warum nicht Lithium, das ist pseudologisch und scheinbar einleuchtend.
Dass man als Deutschland nur zweite bis dritte Geige spielt und nicht bestimmt, wie die Dinge laufen, will ein Kiesewetter naturgemäss nicht zugeben. Und immerhin proftiert auch die deutsche Rüstungsindustrie und es ist gelungen, den Militarismus wiederzubeleben. Die deutschen Revanchisten schöpfen Hoffnung.
Wer also glaubt, der Mann habe sich verplappert, unterschätzt die deutsche Führungselite denn doch beträchtlich.