dannysol schrieb am 04.12.2017 14:07:
Die Dinger sind damals in Rekordzeit hochgezogen worden weil man günstigen Wohnraum brauchte. Wahrscheinliche projektierte Haltbarkeit 50 Jahre (dann sieht die Lage anders aus und man setzt was anderes hin), die die Häuser auch geschafft haben.
Die Mietzinsberechnung war anscheinend auch korrekt (ansonsten wäre die Eigentümerfamilie, die das Ding von Bau an über 40 Jahre besessen hat zwischendurch zum Insolvenzgericht gelatscht). Da war also nichts mit falscher Bewertung oder so.Selbst damals 1955-1970 haben sich viele nicht an die gestzlichen Vorgaben gehalten. Noch heute werden Bleirohre aus den Wohnungen geholt.
Aber stimmt Wohnraum wude dringend benötigt, die Hochhaus Ghetto waren ebenso eine Interimslösung. Die SPD argumentierte das die Fleissigen Arbeiter sich später Eigentum leisten können und legte die ganzen Bausparprogramme auf. Wie sich heraus stellt eine fette Lüge.
Bleirohre waren teilweise schon lange verboten, aber komplett erst ab Anfang der Siebziger. Und das mit der Interimslösung hat (wenn man sich die Geschichte der Sozialhilfeadelsburgen anschaut) auch am Anfang ganz gut geklappt. Nur sind danach Gastarbeiter dort eingezogen und die habens im Gegentum zum deutschen Arbeiter mit Eigentum weitaus seltener hinbekommen. Auch weil die Anfang der Achziger dort rein sind und da war Eigentumserwerb für den Normalarbeiter schon weitaus schwieriger.
Was richtig interessant ist: es gibt Unmengen solcher Bauten aus den Fünfzigern und den Sechzigern, die ebenfalls quick&dirty hochgezogen worden sind und heute entweder schwer sanierungsreif oder in den nächsten 10 Jahren abrißreif sind. Das könnte in den nächsten Jahren ein großes Problem werden (Wohnhäuser werden unbewohnbar, aber Abriß und Neubau dauern zu lange bzw es werden unhaltbare Bedingungen seitens der (Lokal)Politik gestellt). Sobald das die Sozialbauten aus den Sechzigern/Siebzigern in Westdeutschland erreicht (das waren auch Plattensparbauten) wirds lustig.
Das Problem ist seit langem vorhanden.
Die soweit ich erinnere Messbildstelle hat bundesweit alle Bauten inspiziert und deren Qualität beurteilt.
Heraus kam der Bundesbauschadensbericht ~1996.
Dieser ist sofort im Giftschrank verschwunden.
Über nicht genannte Quellen ist er dennoch an die Öffentlichkeit gekommen.
Weit über 50% aller Bauten ebenso Brücken, Straßen sind die nächsten Jahre Sanierungsfälle.
Der christlichen Räuberbande war aber die EU weit wichtiger und schob das Thema unter den Tisch, die Bundeslöschtage weiteres.
Irgendwann kommt das Problem aber wieder auf den Tisch.
Vor kurzem kam die ANahles auf die Idee Asbest als gesundheitlich unbedenklich zu deklarieren.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Asbestentsorgung-Illegal-soll-legal-werden,asbest450.html
Tja, wenn jetzt asbestverdächtige Gebäude nur noch von Fachfirmen behandelt werden dürfen, dann wird eine Sanierung eines Gebäudes noch teurer. Man tut alles, damit Bauen&Sanieren und damit Wohnen teuer bleibt.
Nochmal zum Mietenspiegel, das wohl weltweit größte Betrugsmodell das bekannt sein sollte:
Wenn der Immo-Wert der Esso-Hochhäuser maximal 50 Jahre hält, dann müsste sich die Miete mit jedem Jahr verringern, wie für viele andere Gebäude.
Allerdings hätte da die Miete am Anfang mondpreisig sein müssen. Und Reparaturen kosten auch gut was. Nach spätestens 20 Jahren darf man gut was an der Butze machen. Da hätte man degressiv abschreiben müssen (anstatt linear). Ich weiß nicht wie das damals aussah, allerdings sind die steuerlichen Abschreibungen für Wohnraum fast immer auf 50 Jahre ausgelegt. Entweder linear (jedes Jahr 2% auf 50 Jahre) oder degressiv (die ersten 10 Jahre 3%, dann paar Jahre 2% bis hin zu einem Prozent zum Schluß).
Kein Auto wird jedes Jahr wertvoller als im vorherigen.
In der DDR schon. Da waren Gebrauchtfahrzeuge den Marktpreisen unterworfen und es gab einen extremen Mangel.
Es gibt keinen logisch nachvollziehbaren Grund für den Mietenspiegel.
Die lokale Politiker treiben den Mietenspiegel komplett zum Eigennutz willkürlich nach oben.
Bauen/Mieten: es gibt 2 Probleme.
a) zum Bauen braucht man Platz. Die infrastrukturelle Erschließung (ÖPNV, Gas/Wasser, Verwaltung) kostet und das muß die Gemeinde latzen. Die hat aber kein Geld. In Berlin kannst Du mangels Platz innerhalb des S-Bahnrings kaum noch große Haufen setzen. Außerhalb würde gehen, da muß man aber eben Straßenbahnlinien o.ä. hinbauen und hat noch den Ärger mit dem Waldgesetz. Mal fix 25 Hektar roden ist nicht.
b) günstige Mieten ziehen finanziell schwache Personen an. Und diese kosten die Stadt netto gut Kohle. Günstige Mieten sind also ein Pull-Effekt und kosten die Stadt langfristig Geld.
Dann gibts noch Probleme die von der übergeordneten Politik verursacht werden:
Günstige Mieten setzen günstiges Bauen vorraus. Das ist aber heute mit den Bau- und Energiesparvorschriften kaum noch möglich. Da existiert ein Zielkonflikt.
Und es wird in den nächsten 20 Jahren wieder etwas geben was die Mieten weiter hoch hält: eine 3. Hauszinssteuer. Die erste gabs nach der Hyperinflation, die 2. nach dem 2. Weltkrieg, die 3. wirds nach der nächsten saftigen Wirtschaftskrise (inklusive Eurozusammenbruch) geben. Die Hauszinssteuer und der Lastenausgleich haben effektiv verhindert, daß viele Leute Wohneigentum aufbauen konnten, da diese auf die Miete umgelegt worden sind (werden mußten) und damit das Ansparen eines entsprechenden Grundkapitals durch (noch)Mieter erschwerten.