Q schrieb am 04.07.2022 11:02:
aaron levi schrieb am 04.07.2022 10:52:
Q schrieb am 04.07.2022 10:32:
aaron levi schrieb am 04.07.2022 10:17:
Die Sanktionspolitik, die für große Teile der Bevölkerung eine Verelendungspolitik ist, wird von so gut wie allen Parteien im Bundestag getragen. Bisher noch.
Mal sehen was das im Herbst gibt. Kann mir nicht vorstellen, dass die Leute still in der kalten Bude hocken und hinnehmen, was die Zombis in Berlin und Brüssel angerichtet haben.
Wird sicher lustig werden, wenn in den Regierungspalästen das Licht brennt und die Heizung läuft und Hans Wurst und Erna Schnittkäse nix zu fressen haben und frieren. Besonders gespannt bin ich auf das Verhalten der erlebnisorientierten Partyszene. Da sollte man schon mal Poppkorn bereitstellen...Der Großteil der Leute ist uninformiert, daher die allgemeine Ruhe. Die Preise im Supermarkt haben etwas angezogen, Treibstoff an der Tankstelle kostet statt 1,40 eben 1,80 bis 2,10€ den Liter und einige Produkte sind nicht mehr so leicht verfügbar. Das waren bislang die ganzen Auswirkungen und daher auch keine Reaktion. Einige "Prepper", also Leute die etwas Weitsicht besitzen, kaufen sich gefüllte Gasflaschen oder Kartuschen um bei Totalausfall noch kochen zu können. Andere kaufen Akkustationen und ein Solarpanel um wenigstens noch das Handy laden und/oder das Laptop betreiben zu können, sollte alles ausfallen. Einige kaufen auch vermehrt Briketts/Holz. Aber sonst sieht man bislang nicht viel an Reaktionen.
Interessant wird das erst wenn:
- Der Strom mal ausfällt und Leute bemerken wie sich das auswirkt
- Tatsächlich wie von der Bundesnetzagentur berechnet in 3 von 7 möglichen Szenarien die Gasspeicher vollständig leer laufen und Millionen Wohnungen kalt werden
- Die Industrie anfängt umzukippen mit allen damit zusammenhängenden Folgen wie Auswirkungen auf Versorgungssicherheit und natürlich auch auf den Arbeitsmarkt
- Die Nahrungsmittelpreise durch die Decke gehen, da wir ja Dünger aus Weißrussland nicht mehr haben wollen und in der EU bald das Gas fehlt für die Herstellung von Düngemitteln. Gerade dieses Problem hat fast niemand auf dem SchirmDie eigentliche Reaktion erfolgt erst 2023. Was jetzt gerade abläuft ist der Vorspann zum Film.
Ich bin da gänzlich bei dir, nur beim Zeitrahmen nicht.
Schalten die Russen ende Juli NS1 nicht wieder in den vollen Betrieb um...was sie nicht tun werden, die grinsen jetzt schon mitleidig und bieten lächelnd an NS2 zu öffnen und volle Kanne Gas zu liefern, gehen ab September bei der Industrie die "Öfen" aus. BASF hat schon mitgeteilt, dass bei weniger als 50% Gasversorgung in Ludwigshafen die Lichter ausgehen. Das gibt dann einen Dominoeffekt, der bisher noch gar nicht überblickt werden kann.
Und kalt wird es dann schon vor Weihnachten in vielen Wohnungen, deshalb bin ich gespannt ob Berlin und Brüssel das riskieren wollen oder zwangsläufig auf die Russen zugehen und NS2 aufmachen.Ich bin mir diesbezüglich ehrlich gesagt unschlüssig. Bislang war es ja so, dass Russland selbst wo die Sowjetunion zusammengebrochen ist, weiterhin zuverlässig und ohne Unterbrechungen Energie in Richtung Westen geliefert hat. Die offizielle Begründung für die kürzlich stattgefundene Abnahme der transportierten Gasmenge ist ja der sich in Kanada befindliche und aufgrund der Sanktionen nicht verfügbare Verdichter von Siemens. Jetzt gibt folgende Möglichkeiten:
- Russland sagt (hier) die Wahrheit und würde, sofern der Verdichter wieder ans Netz gehen kann, die Fördermenge durch Nordstrom 1 wieder erhöhen nach der notwendigen Wartung und die Gasspeicher der EU können sich noch rechtzeitig vor Beginn der Heizsaison in 12 Wochen ausreichend auffüllen
- Russland lügt in dem Fall und der fehlende Verdichter und im Zuge der Wartung "entdeckte" weitere "Probleme" als Vorwand und politisches Druckmittel genutzt, resultierend in einem weiteren, absichtlichen Rückgang des Volumens oder sogar zum Komplettausfall der BelieferungVerhält sich Russland wie in der Vergangenheit, wird nach der Wartung weiter Gas durch die Leitung fließen. Möchte Russland eine Nutzung von Nordstrom 2 erzwingen, werden sie nach der Wartung das durch Nordstrom 1 transportierte Volumen weiter reduzieren und/oder die Wartung wird länger dauern als geplant um den Druck auf den Westen zu erhöhen.
Beides keine guten Aussichten aber eines ist ganz klar: Kurzfristig ist Gas aus Russland nicht mit anderem Gas zu substituieren. Sofern Russland die Fördermengen weiter reduziert wird die Politik in der EU unter größtem Druck stehen, Russland dann nachzugeben und NS2 zu öffnen. Die Alternative für diesen Winter sind viele zerstörte Gebäude (platzende Leitungen) und eine umfallende Industrie plus damit einhergehende Probleme.
Aus meiner Sicht hat der Westen hoch gepokert aber Russland hält leider das bessere Blatt auf der Hand.
Das wird IMHO davon abhängen, ob die Grünen lieber deutsche oder amerikanische Interessen vertreten wollen.
Ein klein wenig Hoffnung hab ich, dass demnächst ganz Luhansk und Donezk und russischer Kontrolle sind. Da könnte sich nochmal eine Verhandlungsmöglichkeit auftun. Und darauf sollte Deutschland auch drängen. Wiederaufnahme der Gasimporte bei Waffenstillstand und konkreten Friedensgesprächen in der Ukraine. Möglicherweise greift man zuvor noch nach Odessa als Verhandlungsmasse auf russischer Seite. Problem ist natürlich, dass Selenkyj schon vor drei Wochen verkündet hat, allenfalls im Herbst wieder mit den Russen reden zu wollen und von der Rückeroberung der Krim fabuliert.. Wird Zeit, dem mal seine offensichtliche Narrenfreiheit, die ihm scheinbar die USA ausgestellt haben zu widerrufen.
Gleiches Problem mit Baerbock. Wo Scholz noch halbwegs bedacht zögerte und mit Putin im Gespräch bleiben wollte, torpedierte Baerbock dies, als sie exakt Parallel zur Scholz-Reise nach Moskau weitere Verschärfungen als beschlossene Sache verkündete. Sowas macht man nicht, wenn diese Gespräche irgendeinen Sinn haben sollen. Man kann im Vorfeld drohen, dass man etwas erwägt. Oder im Nachgang als Resultat der erfolglosen Gespräche sich zur Begründung mit darauf stützen. Aber nicht während der Gespräche schon das Resultat vorwegnehmen. Zugleich schwächt es erheblich Scholz, wenn dias eigene Außenministerium ihm faktisch in den Rücken fällt. Unter normalen Umständen ohne Kriegsblindheit wäre das ein handfester Eklat gewesen. Damit mach man sich als diplomatischer Partner lächerlich.
Passt aber 100%ig zu der diebischen Freude, Russland jetzt endlich ruinieren zu können. Ebenso ein Unding. Wenn man hofft, mit Sanktionen eine Verhaltensänderung herbeizuführen, sollte man tunlichst nicht den Eindruck erwecken, dass diese Strafe ohnehin unausweichlich ist. Damit besteht keinerlei Motivation mehr, anders zu handeln.
Beide Male Baerbock himself... Entweder ist die als außenpolitische Vertretung sowas von überhaupt nicht geeignet. Oder sie handelt auf Einflüsterung ihrer transatlantischen Freunde, die um jeden Preis einen frühen Frieden verhindern wollten... Anders kann ich mir dieses Sabotage von Gesprächsmöglichkeiten nicht erklären.