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  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Es kreist immer wieder um die gleichen Punkte

Gleich noch einmal vorweg: Ich bin kein Mediziner, und ich kann
fachlich zum Thema Homöopathie keinen Beitrag leisten. Trotzdem denke
ich, daß das Thema fachübergreifend ist, und daß ich meine zwei Cent
dazu liefern kann.

Hreidmar schrieb am 3. Februar 2005 8:16

> Uih, die Trolle scheinen ihre Hölle verlassen zu haben. Hier wird ja
> sachlich argumentiert! :-)
>
> Prima, da steige ich gerne wieder mit ein: Ein wichtiger Punkt für
> die Kritiker der Homöopathie ist wohl die Messbarkeit. Die Methodik
> in der heute akzeptierten Schulmedizin ist, Mittel A in möglichst
> viele Patienten reinstecken und anhand geeigneter statistischer
> Auswertungsmethoden den "Erfolg" bestimmen/messen.

Gut, nennen wir es Meßbarkeit. Das Meßbare, ergo Wahrnehmbare ist nun
mal Voraussetzung zur Erkenntnisgewinnung. Was soll ich mit etwas
anfangen, das ich nicht überprüfen kann? Wer könnte dann behaupten,
es existiere überhaupt? Und eine Wirkung ohne Ursache ist irrational.
Das schönste Gedankenexperiment, die schönste Methode ist nun mal
nutzlos, wenn ich sie nicht an der Praxis überprüfen kann.

Dein konkretes Beispiel, die Tests konventioneller Arzneimittel,
beinhalten sicherlich noch eine Reihe anderer Aspekte, die weg von
der reinen Wissenschaft und hin zum Kommerz führen. Dazu gäbe es noch
einiges zu einzuwenden, aber über den Kampf um Marktanteile will ich
jetzt eigentlich nicht reden.

Ist es denn für den praktizierenden Homöopathen nicht auch
unbefriedigend, wenn er mit einer Methode arbeitet, von der er weiß,
daß sie in manchen Fällen Erfolg hat, in anderen nicht - ohne daß er
die Ursache dafür kennt, ohne daß er überhaupt weiß, weshalb die
Methode überhaupt funktioniert? Er geht immerhin von Postulaten aus
(ich denke da an similia similibus curentur), die sich als falsch
herausstellen könnten. Und das ist ja auch einer der
Hauptkritikpunkte, der bisher nicht entkräftet werden könnte.

Keine Frage, für den Einzelfall, für den Geheilten spielen diese
Aspekte keine Rolle. Von dieser Position aus kann man aber schlecht
diskutieren, wenn man über das Thema in Gänze reden will.

> Aber so funktioniert Homöopathie nicht! Ich kann nicht hingehen und
> jedem Patienten, der unter Kopfschmerzen leidet, Pulsatilla geben,
> bloß weil das bei einem Patienten geholfen hat. Ich muss immer nach
> dem Similie (nach der Arznei mit dem am besten passenden
> Arzneimittelbild) suchen. Ist der ruhige, schüchterne Patient nach
> Beginn der Kopfschmerzen plötzlich ungewöhnlich verärgert oder
> zornig, kann ich es mit Bryonia versuchen. Hat der andere neben den
> Kopfschmerzen einen steifen Nacken und drücken die Schmerzen auf
> seine Augen, so versuche ich es mit Belladonna usw.
>
> Da die Methodik bei der Anwendung der Homöopathie also nicht
> vereinbar ist mit der derzeit angewandten Methodik zur Bestimmung der
> Wirkung einer neuen Arznei, werden die Anhänger der Homöopathie wohl
> niemals einen zufriedenstellenden "Beweis" liefern können.

Ja, das kommt immer wieder zum Ausdruck in Diskussionen.

> Homöopathie erfordert vom behandelnden Arzt/Heilpraktiker/Laien ein
> hohes Maß an Wissen, Erfahrung, Einfühlungsvermögen und
> Menschenkenntnis (deshalb auch das lange Vorgespräch), damit die
> Symptome korrekt erkannt werden und anhand derer das passende Mittel
> gefunden werden kann. Fehlt das oder wird das sogar noch kombiniert
> mit Unwissen, Halbwissen, esoterischem Glauben oder sonstigem, was
> der Verwendung des gesunden Menschenverstandes entgegensteht, ist die
> Gefahr, dass keine Heilung eintritt und somit die Krankheit nur
> schlimmer wird. Hagbard hatte dies durchaus korrekt erkannt.
>
> Wollen wir also tatsächlich einen Vergleich zwischen Allopathie und
> Homöopathie anstellen, müssen wir beide Anwendungsmethoden auf eine
> ähnliche Basis stellen.

Das ist die logische Schlußfolgerung daraus. Ich hoffe nur, wir sind
uns einig darüber, daß die Basis eine naturwissenschaftliche sein
sollte? Die (Natur-)Wissenschaften sind _die_ Quelle der
überwältigenden Mehrheit all des Wissens, was wir über unsere Welt
erworben haben. Ohne die konsequente Anwendung der wissenschaftlichen
Methoden würden wir vielleicht noch dem geozentrischen Weltbild
nachhängen... Es gibt momentan keine andere Methode der
Erkenntnisgewinnung, die auch nur annähernd genau, zuverlässig und
reproduzierbar ist.

> Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die
> Häufigkeit von unerwünschten Nebenwirkungen bei der Einnahme von
> allopathischen Medikamenten verringert werden könnte, ...

Kein Widerspruch. Nur möchte ich noch ergänzen

> ... wenn man genauer herausfindet, für welchen Patienten
> welches Medikament besser geeignet ist...

...und aus welchem Grund.

> Nur leider wollen sich die wenigsten Kritiker auf solch ein Terrain
> bewegen. Schade eigentlich, denn ich bin mir sicher, dass das
> Ergebnis solcher Untersuchungen uns allen nur Nutzen kann.

Vielleicht stehen sie auf dem Standpunkt, daß sich die Homöopathie,
will sie sich der Schulmedizin nähern, von sich aus aktiv werden muß.
Ich habe allerdings den Eindruck gewonnen, daß vor allem die Anhänger
der Homöopathie sich nicht von ihrem Terrain wegbewegen wollen. Irre
ich mich da?

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