Ja, das kann man - man ist ja in der Regel selber keiner. Und oft ist nicht mal klar, dass in bestimmten Disziplinen verschiedene Glaubensrichtungen vorherrschen, beispielsweise in der Ökonomie. Da gibt es Monetaristen, Keynesianer, Neoklassiker und vielleicht auch noch andere. Die Neoklassiker haben in den letzten Jahrzehnten reichlich Oberwasser bekommen und uns einen assigen Quatsch erzählt, dass sich die Balken bogen, und dafür gab's dann regelmäßig den so genannten Wirtschafts-Nobelpreis (eigentlich der Preis der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel, was aber auch nur wenige wissen). Oftmals der hinterletzte Stuss, da kamen z.B. die Annahmen, die man vorne reingesteckt hatte, hinten wieder raus, fertig. Vor allen Dingen die üblen gesellschaftlichen Auswirkungen haben viele Menschen nachdenklich und argwöhnisch gegenüber Wissenschaft gemacht - ohne zu ahnen, dass die Ökonomie überhaupt keine Naturwissenschaft, sondern eine Gesellschaftwissenschaft ist, eine "weiche Wissenschaft".
Klimaforscher sind aber Naturwissenschaftler, und da gibt es keinen Raum für ideologische Spielereien. Was sich mit harten Daten nicht belegen lässt, ist raus. Natürlich weiß kein Klimaforscher, wie das Wetter in ein paar Jahren an einem bestimmten Tag und an einem bestimmten Ort aussehen wird; das aber ist nicht Gegenstand dieser Disziplin. Es geht um langfristige Veränderungen im Klimasystem und die Ursachen dafür. Als gesichert darf gelten, dass sich die globale Temperatur seit Beginn der Industrialisierung deutlich erhöht hat, und auch, dass die gestiegene CO2-Konzentration in der Atmosphäre dafür verantwortlich ist. Es ist auch klar, wie das CO2 dorthin gekommen ist - es hat keine natürlichen Ursachen.
Wer der Klimaforschung aber immer noch misstraut und zufällig schon vier bis fünf Jahrzehnte an einem bestimmten Ort lebt - sagen wir Deutschland - der hat's ganz einfach miterlebt. Während die Sommer in den 70ern und 80ern noch regelmäßig durchwachsen waren - eher kühl und mit reichlich Niederschlag, wobei es zwischendurch natürlich immer auch ein paar mäßig warme Tage und Sonnenschein gab, das berühmte "Azorenhoch" - sahen die Sommer seit den 2010er Jahren zunehmend anders aus. Wochenlange Hitze ist seither eher der Normalfall als die Ausnahme. Und diese Hitze wird auch immer intensiver. Und es wird immer schwieriger, der Sommerhitze zu entkommen: Einer der letzten Sommer war so unangenehm, dass ich eine Reise in kühlere Gefilde erwog - doch selbst am Polarkreis herrschten 30°C, sogar Waldbrände gab es dort. Ich hätte schon nach Island reisen müssen, um mal wieder durchatmen zu können. Davon sah ich schließlich ab.
Es geht nicht darum, ob es den Klimawandel gibt oder nicht. Sondern darum, wie wir damit umgehen.