Auch in den (unfassbar schlechten) Übertragungen in ARD und ZDF (warum eigentlich schon wieder zwei Teams mit 2 Moderatoren, 2 "Experten", 4 Kommentatoren etc. etc., für nicht einmal 10 Tage?) wird in jedem zweiten Satz über die Bedingungen gemosert. Gefühlt haben nur die deutschen Athleten damit zu kämpfen, in Wahrheit haben alle anderen die selben Bedingungen, und für manchen, der aus einem heißen Land kommt, ist das auch mal ein Vorteil.
Oder jammern die Teilnehmer aus Wüstengebieten, wenn sie in Europa im Regen starten müssen? Oder solche aus besonders heißen Regionen, wenn in Skandinavien mal wieder 12 Grad herrschen? Aber Deutsche, die mal bei hochsommerlichen Temperaturen laufen (als gäbe es die bei uns nie...), sind gleich "Helden der Hitze". Ja ok, irgendwelche Marketingstrategen sollen den Spruch geprägt haben, aber die kommen doch bestimmt auch aus Deutschland.
Hatten diese Magenkrämpfe der deutschen Läuferin überhaupt irgendwas mit den Temperaturen zu tun? Klingt für mich wenig plausibel.
Über die Vergabe an ein solches Land kann man durchaus diskutieren und es gibt auch gute Gründe, sie zu kritisieren. Aber auch wenn es um die Umstände der Vergabe geht, lehnen sich vor allem die Deutschen immer ganz weit aus dem Fenster, die WM 2006 ist schon wieder vergessen. Und die Reporter sind sich immer mit den "Experten" einig, dass solche Wettkämpfe eh nur nach Europa oder Nordamerika gehören. Wenn andere sie auch mal wollen, wird ihnen kein Recht darauf eingeräumt.
2020 bei Olympia in Tokio wird es so ein Mittelding geben, denn Japan ist ja politisch mit dem Westen verbandelt. Da wird man nicht nur kritisieren. 2022 bei den Winterspielen in Beijing erwartet uns hingegen wieder die volle Breitseite. Und das, obwohl die Chinesen sowas inzwischen wohl mindestens so gut organisieren können wie wir, vermutlich deutlich besser. Schon im Vorfeld wurde moniert, dass es Kunstschneepisten geben werde. Gerade so, als würde auch nur ein einziges Weltcup-Rennen in den Alpen oder sonstwo in Europa noch auf Naturschnee stattfinden.
Diese ganze Heuchelei ist nicht mehr zu ertragen
Man kann sowieso ganz allgemein über Sinn und Unsinn solcher Großveranstaltungen diskutieren, die nur wegen des Spiele-Anteils für "Brot und Spiele" gebraucht werden, aber eigentlich gar nicht mehr in die Zeit passen. Es mutet schon seltsam an, dass bei solchen Gelegenheiten der Nationalismus auch bei ARD und ZDF voll aufblüht. Alles wird aus der deutschen Perspektive berichtet. In den wenigen Minuten, die ich diese WM bisher verfolgt habe, kam z.B. eine Zusammenfassung vom 50km-Gehen. Dabei wurden zwei Deutsche in epischer Breite gezeigt. Einer wurde Siebter, der andere so ungefähr Dreiundzwanzigster. Am Ende des Berichts blieb offen, wer denn nun die Medaillen gewonnen hatte. Das fand ich schon sehr merkwürdig.
Klimaneutral sind solche Spiele natürlich auch nicht einmal ansatzweise, und es ist völlig egal, ob sie in Katar oder Berlin stattfinden, der Unterschied diesbezüglich ist marginal. Aber vor einigen Jahren in Berlin war natürlich alls ganz großartig, und eigentlich müsste jede WM in Deutschland stattfinden, jedenfalls wenn man sich das im TV so anhört.