Kissinger wird sicher als Pragmatiker in die Geschichte eingehen. Das führt zwangsläufig dazu, dass ihm Einige Ehre zuteil kommen lassen, weil er an Problemen zäh und auch konstruktiv arbeiten konnte. Das geht nur, wenn man als Diplomat in der Lage ist, die Perspektive zu wechseln und den Panoramablick einzuschalten. Diese politisch wichtigen Eigenschaften betonte kürzlich die Journalistin Krone-Schmalz zu meinem Wohlgefallen. Allein diese Vokabeln zeigen zugleich, derartige Diplomaten gibt es gar nicht mehr im Westen. Unsere Diplomaten glänzen durch Unfähigkeit in Echokammern. Ob Kissinger aber Ehrerbietung verdient? In so einem langen Leben sind Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit quasi zwangsläufig an Kissinger hängen geblieben. Da einen Summenstrich zu ziehen, kann ich mir nicht anmaßen. Ich lasse mich aber auch nicht von einem Nobelpreis blenden. Wenn er nun seinem Schöpfer begegnet, sollte er weise und überzeugende Worte finden.