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  • derdickemax

mehr als 1000 Beiträge seit 16.03.2004

Was kommt nach dem Zusammenbruch des Kapitalismus?

Marx hat (vor bereits 150 Jahren!) hellsichtig die
Tendenz des Kapitalismus zu Krisen beschrieben.
(Zugleich hat er aber dessen kreatives, evolutionäres
Potenzial übersehen.)

Seither jubilieren Uralt-Marxisten und Neu-Marxisten
bei jedem Husten des Kapitalismus, nun sei endlich
dessen Zusammenbruch nahe.

Das Ende - und was dann?

Für Marx als Materialisten in Folge von Julien de la Mettrie war Geschichte determiniert und berechenbar
wie ein Uhrwerk, und der Fall des Kapitalismus würde
notwendig die Herrschaft der technischen Klasse
(Arbeiterklasse) bringen.

Die Realität zeigte sich unbeeindruckt von diesen
Vorhersagen: dem realen Zusammenbruch eines
kapitalistischen Systems infolge der Weltwirtschafts-
krise folgte die Nazidiktatur.
Nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die der
Proleten war das Resultat des Zusammenbruchs.

Yanis Varoufakis, der sich selbst "verirrten Marxisten"
nennt, berichtet, dass in Griechenland (das gerade
einen vergleichbaren Zusammenbruch erlebt) die
"Goldene Morgenröte" in den Stadtteilen Essen an
Hungernde verteilt - aber nur, wenn diese ethnisch
"reine" Griechen sind.

Varoufakis warnt, nicht auf den Zusammenbruch des
Kapitalismus zu setzen, sondern eher dessen Folgen
zu fürchten.

Dazu kommt übrigens, dass kein Marxist - auch Marx
selber nicht - sich Gedanken gemacht hat, wie ein
nachfolgendes System ökonomisch funktionieren soll.
Im "Kommunistischen Manifest" gibt es ein paar lieblos dahingerotzte Stichworte dazu
( http://gutenberg.spiegel.de/buch/manifest-der-kommunistischen-partei-4975/4 )
- mehr nicht.

Sein Umsetzer Lenin orientierte sich mangels eines
implementierbaren Konzepts für sein neues System
am Beispiel der kaiserlichen Deutschen Reichsbahn,
damals weltweit ( noch ;-) ) ein Muster an Organisation
und Zuverlässigkeit.

Am Ende funktionierte das Sowjetsystem noch
schlechter als die Deutsche Bahn.

Varoufakis empfiehlt stattdessen aus Rücksicht auf
die möglichen Folgen eines Zusammenbruchs einen
Ansatz, den "rechtgläubige" (orthodoxe) Linke als
"reformistisch" bezeichnen würden:

Yanis Varoufakis:
Confessions of an Erratic Marxist
https://www.youtube.com/watch?v=A3uNIgDmqwI

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