Ich hab die Schnauze so voll von dieser pupsgemütlichen
Wohlfühlgeschichtsaufarbeiterei! Seit "Der Untertan", seitdem wir die
Bestie Hitler als Mensch kennenlernen durften, ist das 3. Reich zur
biederen Pop-Kultur verkommen. Nun wissen wir es endlich: Nicht die
Deutschen waren schuld, das waren doch alles nur Menschen wie Du und
ich, sondern die Nazis, die bösen, bösen Nazis. So ein Schwachsinn!!
Das schockierende am 3. Reich war doch gerade, dass es Menschen wie
Du und ich waren, die da begeistert mitmarschiert sind, die Juden,
Roma und Sinti deportiert und vergast haben, die den bisher größten
und brutalsten Krieg vom Zaun brachen, in einem absolut krankhaften,
kollektiven Wahn, der sich aus einer kultivierten Gesellschaft
entwickelte. Und weil es eben dieser Wahnsinn der gesellschaftlichen
Normalität war, haben wir gelernt: Wehret den Anfängen! Denn jede
normale, kultivierte Gesellschaft kann von sich heraus so einen Wahn
wieder entwickeln. Aber gerade diese entscheidende und wertvolle
Lehre aus dem 3. Reich wird durch so einen widerwärtigen
Heimatskitschdreckscheiß verwischt. Wenn nicht mehr das Grauen von
Ausschwitz das kollektive Erbe unserer kollektiven Taten ist, sondern
Dresden, wir also nicht mehr Täter sondern Opfer sind, dann mag sich
das vielleicht besser anfühlen, aber wir verlieren auch gleichzeitig
unsere kollektive Aufmerksamkeit für derartige gesellschaftliche
Vorgänge, wir tauschen unsere Verantwortung vor uns und unserer
Geschichte gegen ein "gutes Gefühl", kurz: Wir vergessen, den
Anfängen zu wehren. Ich fühle mich lieber schlecht, wegen dem, was
meine Vorfahren taten, als dass ich in einem rosig-schwülen
Wohlfühlstupor dahinlebe, nur um mich dann unbemerkt und in voller
Naivität ggüber der sog. Elite an ähnlichen Taten zu beteiligen. Es
ist schon grotesk, dass ausgerechnet zu einer Zeit, in der die
Wirtschafts- und Sozialpolitik mit genau den gleichen Argumenten wie
zu Zeiten der Weimarer Republik unter Federführung der Großindustrie
den sozialen Frieden und allgemeinen Wohlstand unterhöhlt und
abgräbt, zu Zeiten, in denen deutsche Truppen wieder in fremden
Ländern stationiert sind und eine schwache Kanzlerin sich vor lauter
peinlicher Anbiederung an eine stärkere Macht an der Vorbereitung
eines Angriffskrieges beteiligt, zu Zeiten, in denen eben jene
stärkere "verbündete" Macht, der wir uns so niederträchtig
unterordnen, Menschen ohne Rechtsgrundlage in Internierungslager hält
und foltert, und zu Zeiten, in denen der Pöbel genauso wie die
öffentliche Diskussion in Medien und Politik nicht mehr ethisch oder
politisch, sondern wieder moralisch und kulturell, bzw. religiös
denkt und (ver)urteilt und es wieder salonfähig, ja sogar moralisch
hochwertig ist, fremdenfeindlich zu sein, zu Zeiten also, die einen
neuen Anfang neuen Grauens darstellen könnten, das 3. Reich via
Medien derart ausgeschlachtet und weichgewaschen wird. Ist das nur
jungsche Synchronizität oder besteht da ein kausaler Zusammenhang? Es
paßt jedenfalls wie die Faust auf's Auge.
Denk ich an Deutschland in der Nacht...
...wird mir speiübel.
Gruß, Z.
Wohlfühlgeschichtsaufarbeiterei! Seit "Der Untertan", seitdem wir die
Bestie Hitler als Mensch kennenlernen durften, ist das 3. Reich zur
biederen Pop-Kultur verkommen. Nun wissen wir es endlich: Nicht die
Deutschen waren schuld, das waren doch alles nur Menschen wie Du und
ich, sondern die Nazis, die bösen, bösen Nazis. So ein Schwachsinn!!
Das schockierende am 3. Reich war doch gerade, dass es Menschen wie
Du und ich waren, die da begeistert mitmarschiert sind, die Juden,
Roma und Sinti deportiert und vergast haben, die den bisher größten
und brutalsten Krieg vom Zaun brachen, in einem absolut krankhaften,
kollektiven Wahn, der sich aus einer kultivierten Gesellschaft
entwickelte. Und weil es eben dieser Wahnsinn der gesellschaftlichen
Normalität war, haben wir gelernt: Wehret den Anfängen! Denn jede
normale, kultivierte Gesellschaft kann von sich heraus so einen Wahn
wieder entwickeln. Aber gerade diese entscheidende und wertvolle
Lehre aus dem 3. Reich wird durch so einen widerwärtigen
Heimatskitschdreckscheiß verwischt. Wenn nicht mehr das Grauen von
Ausschwitz das kollektive Erbe unserer kollektiven Taten ist, sondern
Dresden, wir also nicht mehr Täter sondern Opfer sind, dann mag sich
das vielleicht besser anfühlen, aber wir verlieren auch gleichzeitig
unsere kollektive Aufmerksamkeit für derartige gesellschaftliche
Vorgänge, wir tauschen unsere Verantwortung vor uns und unserer
Geschichte gegen ein "gutes Gefühl", kurz: Wir vergessen, den
Anfängen zu wehren. Ich fühle mich lieber schlecht, wegen dem, was
meine Vorfahren taten, als dass ich in einem rosig-schwülen
Wohlfühlstupor dahinlebe, nur um mich dann unbemerkt und in voller
Naivität ggüber der sog. Elite an ähnlichen Taten zu beteiligen. Es
ist schon grotesk, dass ausgerechnet zu einer Zeit, in der die
Wirtschafts- und Sozialpolitik mit genau den gleichen Argumenten wie
zu Zeiten der Weimarer Republik unter Federführung der Großindustrie
den sozialen Frieden und allgemeinen Wohlstand unterhöhlt und
abgräbt, zu Zeiten, in denen deutsche Truppen wieder in fremden
Ländern stationiert sind und eine schwache Kanzlerin sich vor lauter
peinlicher Anbiederung an eine stärkere Macht an der Vorbereitung
eines Angriffskrieges beteiligt, zu Zeiten, in denen eben jene
stärkere "verbündete" Macht, der wir uns so niederträchtig
unterordnen, Menschen ohne Rechtsgrundlage in Internierungslager hält
und foltert, und zu Zeiten, in denen der Pöbel genauso wie die
öffentliche Diskussion in Medien und Politik nicht mehr ethisch oder
politisch, sondern wieder moralisch und kulturell, bzw. religiös
denkt und (ver)urteilt und es wieder salonfähig, ja sogar moralisch
hochwertig ist, fremdenfeindlich zu sein, zu Zeiten also, die einen
neuen Anfang neuen Grauens darstellen könnten, das 3. Reich via
Medien derart ausgeschlachtet und weichgewaschen wird. Ist das nur
jungsche Synchronizität oder besteht da ein kausaler Zusammenhang? Es
paßt jedenfalls wie die Faust auf's Auge.
Denk ich an Deutschland in der Nacht...
...wird mir speiübel.
Gruß, Z.