Mal ganz ab von der Frage ob "Dresden" ein Kriegsverbrechen und
Harris ein Kriegsverbrecher war:
Hermes335 schrieb am 7. März 2006 10:58
>
> Sehr gewagte These, genau genommen sogar falsch. Allen voran war die
> Flächenbombardierung nämlich die Option der RAF, nicht der Luftwaffe.
> Die Luftwaffe entwickelte hauptsächlich leichte Bomber und
> Sturzkampfbomber zur taktischen Gefechtsfeldunterstützung aus der
> Luft, die für Flächenbombardierungen sehr uneffektiv waren, da
> hierfür gar nicht vorgesehen.
> Die RAF wiederum, schon aus Gründen ganz unterschiedlicher
> geografischer Gegebenheiten, plante Bomber für Langstreckeneinsätze
> weit hinter der gegnerischen Front - auf Städte.
Hier packst Du unstreitig Korrektes - die RAF mit strategischer
Bomberwaffe im Gegensatz zu den taktischen Bombern der deutschen
Luftwaffe - mit m.E. zumindest in dieser Form nicht Richtigem
zusammen.
Die Illusion der Bombenkriegbefürworter weltweit vor dem und im II.
WK war, daß ein Krieg *allein* durch Bomber gewonnen werden könnte -
hat sich in den USA noch bis zum Vietnamkrieg gehalten.
Damit war aber noch lange nicht die Flächenbombardierung allgemein
akzeptierte Strategie, inbesondere nicht in der Form, den Sieg durch
Terror gegen die feindliche Zivilbevölkerung und dem folgenden
Zusammenbruch der Ordung erreichen zu können. Obwohl Trenchard, den
Du hier richtig erwähnst dieses Konzept weiter verfolgt hat, hatte
anderseits ausgerechnet Churchill in einer Denkschrift (von 1917
IIRC)
vorhergesagt, daß das nicht funktionieren würde.
In den 30ern war die Mehrheit der Bomber-Fans in England dann der
Überzeugung, sie könnten Ziele praktisch beliebig genau treffen und
damit zielgenau die Industrie, natürlich insbesondere die
Rüstungsindustrie des Feindes zerschlagen - dafür waren die
strategischen Bomber konzipiert (teilweise war die Vorstellung des
Terrorbombardements den Befürwortern der Bomber so zuwider, daß sie
darüber nachgedacht haben, wie Fabriken ohne Nachtschicht eben dann
nachts zerstört werden könnten, wenn niemand drin wäre).
Die große Überraschung war dann, daß unter den Bedingungen der 40er
(verbesserte Jäger/Flak/Zwang in der Nacht zu navigieren) praktisch
nichts kleineres als eine Stadt getroffen werden konnte. Harris war
wohl darin Trenchards Schüler, daß er auch absichtlich ganze Städte
zerbomben wollte, für die meisten anderen beteiligten Militärs und
Politiker auf britischer Seite war das höchstens eine unfreiwillige
"Notlösung", die man auch vor der eigenen Öffentlichkeit (und wohl
häufig auch vor sich selbst) nicht eingestehen wollte.
Das ganze PR-Programm, das wir auch aus späteren Zeiten kennen gabs
damals auch schon - deutsche zivile Opfer als "collateral damage"
usw. - also eben keine absichtliche Flächenbombardierung, schon gar
nicht als allgemein akzeptierte Strategie.
Ich hoffe Du nimmst es nicht übel, aber es ist schon ein Unterschied
zu Deiner Darstellung.
>
> Gruß
> Hermes
Gruß zurück
Harris ein Kriegsverbrecher war:
Hermes335 schrieb am 7. März 2006 10:58
>
> Sehr gewagte These, genau genommen sogar falsch. Allen voran war die
> Flächenbombardierung nämlich die Option der RAF, nicht der Luftwaffe.
> Die Luftwaffe entwickelte hauptsächlich leichte Bomber und
> Sturzkampfbomber zur taktischen Gefechtsfeldunterstützung aus der
> Luft, die für Flächenbombardierungen sehr uneffektiv waren, da
> hierfür gar nicht vorgesehen.
> Die RAF wiederum, schon aus Gründen ganz unterschiedlicher
> geografischer Gegebenheiten, plante Bomber für Langstreckeneinsätze
> weit hinter der gegnerischen Front - auf Städte.
Hier packst Du unstreitig Korrektes - die RAF mit strategischer
Bomberwaffe im Gegensatz zu den taktischen Bombern der deutschen
Luftwaffe - mit m.E. zumindest in dieser Form nicht Richtigem
zusammen.
Die Illusion der Bombenkriegbefürworter weltweit vor dem und im II.
WK war, daß ein Krieg *allein* durch Bomber gewonnen werden könnte -
hat sich in den USA noch bis zum Vietnamkrieg gehalten.
Damit war aber noch lange nicht die Flächenbombardierung allgemein
akzeptierte Strategie, inbesondere nicht in der Form, den Sieg durch
Terror gegen die feindliche Zivilbevölkerung und dem folgenden
Zusammenbruch der Ordung erreichen zu können. Obwohl Trenchard, den
Du hier richtig erwähnst dieses Konzept weiter verfolgt hat, hatte
anderseits ausgerechnet Churchill in einer Denkschrift (von 1917
IIRC)
vorhergesagt, daß das nicht funktionieren würde.
In den 30ern war die Mehrheit der Bomber-Fans in England dann der
Überzeugung, sie könnten Ziele praktisch beliebig genau treffen und
damit zielgenau die Industrie, natürlich insbesondere die
Rüstungsindustrie des Feindes zerschlagen - dafür waren die
strategischen Bomber konzipiert (teilweise war die Vorstellung des
Terrorbombardements den Befürwortern der Bomber so zuwider, daß sie
darüber nachgedacht haben, wie Fabriken ohne Nachtschicht eben dann
nachts zerstört werden könnten, wenn niemand drin wäre).
Die große Überraschung war dann, daß unter den Bedingungen der 40er
(verbesserte Jäger/Flak/Zwang in der Nacht zu navigieren) praktisch
nichts kleineres als eine Stadt getroffen werden konnte. Harris war
wohl darin Trenchards Schüler, daß er auch absichtlich ganze Städte
zerbomben wollte, für die meisten anderen beteiligten Militärs und
Politiker auf britischer Seite war das höchstens eine unfreiwillige
"Notlösung", die man auch vor der eigenen Öffentlichkeit (und wohl
häufig auch vor sich selbst) nicht eingestehen wollte.
Das ganze PR-Programm, das wir auch aus späteren Zeiten kennen gabs
damals auch schon - deutsche zivile Opfer als "collateral damage"
usw. - also eben keine absichtliche Flächenbombardierung, schon gar
nicht als allgemein akzeptierte Strategie.
Ich hoffe Du nimmst es nicht übel, aber es ist schon ein Unterschied
zu Deiner Darstellung.
>
> Gruß
> Hermes
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