Radio Controlled schrieb am 12.11.2018 09:16:
also ich finde ja das der Umstand, dass eine Partei wie die AfD in alle Landtage mit zweistelligen Ergebnissen eingezogen ist, sagt viel mehr über den Zustand der Deutschen Gesellschaft aus....
Ja, in der Tat. Das sind aber zwei Seiten derselben Medaille. Wenn an der Spitze der Regierung Untragbare stehen, dann ist es naheliegend, dass "volksnahe" Bewegungen Aufwind kriegen.
Ich persönlich denke nicht das es Hetzjagten in Chemnitz gab, was die Zusammenrottung betrifft bin ich anderer Meinung und halte das in diesem Fall für reine Wortklauberei.
Es ist keine Wortklauberei, da nun mal "Zusammenrottung" negativ konnotiert ist. Der Bundestag z.B. tritt zusammen oder versammelt sich, aber rottet er sich in Deinen Augen zusammen? Rotten sich Demonstranten zusammen?
Wenn die Antwort auf beide Fragen "nein" ist, wieso würdest Du dann in anderen Fällen von einer Zusammenrottung sprechen? Weil es Deine politischen Gegner sind und Du diese gerne mit einem negativ konnotierten Vokabular heruntermachst? Weil es in Deutschland Tradition ist, Minderheiten niederzumachen und Du Dich an diese gute deutsche Tradition hältst?
Oder mal anders, wie würdes Du das denn bezeichnen?
Ich würde Versammlungen als Versammlung, und Demonstrationen als Demonstration bezeichnen. Eigentlich naheliegend. Werteneutral. Ich bezeichne auch die G20-Demonstrationen in Hamburg nicht per se als Zusammenrottung, obwohl es dort (im Unterschied zu Chemnitz) zu massiven Ausschreitungen und Übergriffen kam - ein negativ konnotiertes Vokabular also eher angemessen wäre als im Falle Chemnitz. Es liegt vielleicht daran, dass ich in einer Umgebung aufgewachsen bin, in der man Menschen, die anderer Meinung sind, trotzdem mit Respekt begegnet und ihnen das gleiche Recht auf Meinungsäusserung zugesteht wie sich selbst (Schweiz, Konkordanz). Natürlich ist das in Deutschland eher exotisch, denn hier regiert normalerweise der Stärkste und gibt (wie wir ja gerade an diesem Fall deutlich sehen) die Interpretation der Geschehnisse vor, an die sich alle zu halten haben. Dieses Prinzip hat Deutschland schon zweimal in einen Weltkrieg geführt. Ich hoffe, das wird nicht ein drittes Mal passieren. Meiner Meinung nach stellen in Deutschland nicht die paar wenigen Faschisten, die deutlich als solche erkennbar sind, ein Problem dar, sondern die grosse Menge, die nicht so eindeutig erkennbar ist und sich quer durch die ganze politische Landschaft ausgebreitet haben. Menschen, die sich dadurch auszeichnen, nur die eigene Meinung, resp. die des Führers (egal, ob der nun gerade eine Führerin ist) gelten zu lassen und Gruppen anderer Menschen als "Rotten" zu bezeichnen.
Und Du? Gab es denn eigentlich anlässlich des Konzerts zur fröhlichen Feier eines Todesopfers in Chemnitz am 3.9. Deiner Meinung nach eine Zusammenrottung von 65'000 Menschen? In Hamburg anlässlich G-20? Wie unterscheidest Du "Rotten" von anderen Menschengruppen?