JHR schrieb am 11.11.2018 21:21:
Nun, ein Präsident des Verfassungsschutzes muss von seiner Persönlichkeit her die unbedingte Gewähr bieten, jederzeit für den Rechtsstaat allgemein und insbesondere für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten.Denn diese hat er zu schützen.
Hüstel, ähm: Bei einem Oberpostdirektor bin ich ja auch der Meinung, er soll schön aufpassen, dass seine Mitarbeiter nicht staatszersetzend schief stempeln. Aber in Bezug auf Maaßen klingen deine Zeilen wie eine Sonntagsrede von Sankt Johannes Rau.
Darf ich eine alternative Sichtweise (Verschwörungstheorie) anbieten? Hier ist sie:
Ich denke, hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf, der schon etwas älter ist als Maaßens Dientzeit als oberster Verfassungsschützer. Die Geschehenisse um Anis Amri und den NSU waren wahrscheinlich zu viel des Guten und haben das Faß überlaufen lassen. Maaßen muss schon vor Chemnitz klargewesen sein, dass dortige Ausschreitungen zum Vorwand gemacht werden sollten, ihm öffentlich das Genick zu brechen. Wahrscheinlich hat er seine V-Leute dringend ermahnt, die Sau im Stall zu lassen - und so muss er dann über die (gemessen am explosiven Klima) doch halbwegs friedlich verlaufenen Kundgebungen und Gegendemos mehr als zufrieden gewesen sein, ja sie als seinen klugen Schachzug betrachtet haben. Anders kann ich mir seine dünnhäutige Reaktion nicht erklären. Er wusste, dass er fallen soll, und kam sich besonders schlau vor, weil seine Truppen so diszipliniert aufgetreten waren. Wegen ein paar Spinnern, mit denen sein Dienst nichts zu tun hatte, wollte er seinen Posten um keinen Preis räumen - und Seehofer sah das wohl ähnlich. Deshalb wohl der erbitterte Kampf um die Deutungshoheit.
Aber die Gegenseite hat mit der Brechstange ihr Ziel durchgesetzt, und natürlich kommen und kamen dabei dienstbare Journalisten als Sturmgeschütze zum Einsatz. Darauf zielte wohl Maaßens Aussage. Glaubwürdigkeit sehe ich auf keiner Seite - es geht um Macht und Machtdemonstration. Maaßen hat, genau wie sein Vorgänger, verloren; sein Nachfolger ist gewarnt: V-Leute im rechten Milieu sind o.k., Staatsterrorismus samt hastig-dilettantischer Vertuschung geht gar nicht. Wenn der Nachfolger den Schuß nicht hört, bleibt er ebenfalls nicht lang. Außer er kann sich halten, bis die AFD (mit) in der Regierung sitzt. Dann haben auch die ultrarechten Netzwerke erst mal rein gar nichts mehr zu befürchten, und die Verlierer sitzen auf der anderen Seite.
Ich beziehe meine Realität nicht aus Filmen, aber in diesem Fall sind die Parallelen zu "Wächter der Nacht" unübersehbar.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.11.2018 22:32).