Die Mutter eines sehr guten Kumpels von mir ist im letzten November gestorben. Nicht an Corona, sondern an Krebs. Das letzte halbe Jahr war für alle Beteiligten eine furchtbare Quälerei. Die Frau war ans Bett gefesselt, es war also völlig ausgeschlossen, dass sie selbst einen Arzt aufsucht. Hausbesuche wollten die Ärzte aber nicht machen, wegen Corona.
Zeitweilig war sie letztes Jahr im Krankenhaus. Dort ging es immer hin und her zwischen Intensiv- und Normalstation. Auf der Normalstation hat man sie tagelang in ihrer eigenen Scheiße liegen lassen. Das Krankenhauspersonal hat nur mit den Achseln gezuckt und gesagt, dass man wegen der Corona-Auflagen vom Gesundheitsamt keine Zeit mehr hätte, Patienten auf der Normalstation ordentlich zu waschen.
Sie ist, wie gesagt, letzten November gestorben. Während der Bürgermeister und der Landrat sich bei jedem Corona-Toten mit Beileidsbekundungen in der Presse überbieten, kam nichts - nur der indirekte Hinweis, dass die Frau doch bitte möglichst still und heimlich verscharrt werden möge, wegen Corona.
Nein, die Corona-Toten brauchen nicht mehr Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit und Unterstützung bräuchten die Angehörigen von anderen sterbenden Menschen, die schon in normalen Zeiten damit überfordert wären und denen das Leben mit den Corona-Maßnahmen vollends zur Hölle gemacht wird.