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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

zu kurz

Es ist schon einigermassen richtig, was Jaeger hier kritisiert. In der Tat ist der Stromverbrauch für das Mining der wenigen, noch produzierbaren Bitcoins gigantisch. Insofern handelt es sich um eine tragische Fehlkonstruktion. Dass sein Baby in den Schlund der Spekulation geraten würde, hat der Erfinder sich wohl nicht vorstellen können.

Jaegers Forderung, mit Kryptowährungen ein Ende zu machen, verkennt allerdings die ökonomischen Treiber, die aller Wahrscheinlichkeit nach verhindern, dass sich das durchsetzen lässt. Im Gegenteil ist der Bitcoin gerade in einer neuen Anerkennungsphase, nicht nur durch Tesla. Das wird sich kaum mehr zurückdrehen lassen. Die 'Lösung', an der die Zentralbanken laborieren ist, mit einer eignen, staatlichen Krypto-Variante einzusteigen.

Wenn man vom Bitcoin redet, muss man sich den tieferen Grund für seinen Erfolg bewusst machen. Einerseits ist die Zahl an Bitcoins, wie bereits angedeutet, auf 21 Millionen beschränkt, andererseits leben wir in einer monetären Zombiephase, in der die Zentralbanken frischfröhlich täglich in grossem Umfang die Geldmenge erhöhen, also ex nihilo Geld erschaffen. Das dadurch erzeugte Ungleichgewicht zwischen Zahlungsmittel und Werten sollte theoretisch durch entsprechende Inflation wieder ausgeglichen werden, wird es aber aus Mangel an Kaufkraft der Massen nicht.

Das ist allerdings so absolut gesagt eine optische Täuschung, es gibt durchaus Inflation. Erstens im Finanzsystem selbst, die Börsen steigen unablässig, haben sich von der wirtschaftlichen Realität komplett gelöst. Zweitens bei allen Waren und Dienstleistungen, die nicht beliebig reproduzierbar sind, die einer natürlichen Mengenbegrenzung unterliegen. Also z. B. Gold und Silber, Land, in der Folge Immobilien, Kunstwerke, Sportler etc., und eben auch Bitcoins.

Die durch die Lösung der Goldbindung 1971 erfolgte Entgrenzung der Devisen ermöglicht zwar das beliebige Aufpumpen der Geldmenge, der Schuldenberge, allerdings nur solange das Publikum noch in sie vertraut. Vertrauen ist ein flüchtiges Gut, es kann jederzeit und überraschend schwinden. Das ist vielen Kapitalisten bewusst und daher investieren sie eben in beschränkt verfügbare und daher auch relativ wertbeständige Dinge. Bei einer Kryptowährung war man aus Angst, mächtige Staaten könnten die Freude daran verderben, lange zurückhaltend. Nun aber scheint sich die Sicht Bahn zu schaffen, dass das nicht mehr zu befürchten sei. Und so nehmen die Dinge eben ihren Lauf.

Was nicht heisst, dass man sich als Nicht-Kapitalist, also als Mensch, der kein Geld hat, dass er problemlos auch nicht haben könnte, an Spekulationen beteiligen sollte.

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