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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Wille

Die Schleim'sche Darstellung ist ein wenig umständlich, aber vielleicht ist das nötig, um es wirklich auch dem Letzten klar zu machen, dass diese ganzen Experimente so gut wie keinen Ertrag erbringen - wenn man einmal vom Verhältnis zwischen Bereitschaftspotential und möglicher Verhinderung der vorbereiteten Handlung, dem Veto dagegen absieht -, ganz sicher nichts zur Aufklärung des Phänomens Willen beitragen.

Wie kann man mit naturwissenschaftlichen Methoden etwas über 'Willen' in Erfahrung bringen wollen, wenn man doch nach wie vor keine blasse Ahnung vom zugrundeliegenden Phänomen, dem Bewusstsein hat? Denn wie viel Sinn macht der Begriff 'Wille' noch in einem Zusammenhang, in dem es kein Bewusstsein gibt? Um ganz ganz sicher zu gehen, etwa bei einem Virus?

Bekanntlich ist der Wissenschaft irgendwann mal klar geworden, dass es in der Welt das, was wir Zufall nennen, im eigentlichsten Wortsinn gibt. Auf gewissen Ebenen ist trotz physikalischen Gesetzmässigkeiten, oder besser gerade wegen ihnen, nicht vollständig vorhersagbar, was geschehen wird. Anthropomorph kann man sagen, dass in diesen Fällen 'Entscheidungen' emerigeren - wobei klar sein muss, dass auch der Begriff 'Entscheidung' ein Bewusstsein, ein Subjekt voraussetzt und diese Redeweise eigentlich nicht zulässig ist. In im logischen Sinn analoger Weise emergiert aus einem virtuell vollständig physikalisch beschreibbaren Hirn ein Bewusstein, ein Wille, eine Entscheidung. Mit anderen Worten - man muss die materialistische Grundlage nicht verlassen, einen Dualismus postulieren oder sonst eine Erweiterung, um das Phänomen Bewusstsein für möglich zu halten - von Verständnis oder Erklärung kann wie gesagt keine Rede sein. Die Materie selbst schafft es aus sich selbst. In Ermangelung eines wirklichen Verständnisses umschreibe ich diesen Vorgang als Emergenzprozess.

Dieser ist so beschaffen, dass man sinnvoll von einem 'freien Willen' sprechen kann, wobei 'frei' hier gewissen Einschränkungen unterliegt, graduell verstanden werden muss. Nicht jedes Subjekt kann jede Entscheidung treffen.

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