Applebaum kommt darin zum Ergebnis, dass der Holodomor von der damaligen sowjetischen Staatsführung beabsichtigt war, weil sie in einer in Bauernköpfen blühenden ukrainischen Identität eine Gefahr für ihre Machterhaltung sah.
Ukrainische Identität zur Gefahr für die Machterhaltung der Sowjetischen Staatsführung zu erklären? Deutlicher kann man sich selbst als Historiker kaum disqualifizieren.
Frau Applebaum hat wohl noch nie etwas von der Korenisazija Politik der damaligen Sowjetischen Staatsführung gehört? Die Ukrainer - haben ihre Identität der Sowjetischen Staatsführung überhaupt erst zu verdanken.
Ohne die Sowjets und ihre Nationalitäten-Politik, würde es die Ukrainische Nationalität heute nicht geben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Korenisazija
Korenisazija, (wörtlich übersetzt "Einwurzelung") bezeichnet die Politik der Bolschewiki bzw. der Sowjetunion in den 1920er Jahren nach der Oktoberrevolution. Sie hatte zum Ziel, nichtrussische Völker in den neuen Staat einzubinden, indem Minderheiten explizit gefördert wurden, um diese in den KPdSU-Kader und damit in die Sowjetunion zu integrieren. Russen wurden dazu ermutigt, teilweise sogar auch dazu gezwungen, sich in Gebieten, in denen sie eine Minderheit darstellten, an die regionale Kultur anzupassen und die jeweilige Sprache zu lernen. Insbesondere in der Ukraine führte die Korenisazija-Politik zu einer regelrechten Ukrainisierung.
Vor der Revolution 1917 war da das Russische Imperium. Eine auf der nationaler Identität begründete Monarchie. Das war ein Einheitsstaat. Das war Alles Russland. Und das Gebiet der heutigen Ukraine war ein Teil Russlands.
Zu Zeiten des Russischen Reiches gab es überhaupt keine Ukrainische Nationalität.
Auf dem Gebiet der heutigen Ukraine lebte eine russische Volksgruppe welche man allgemein als Kleinrussen bezeichnete.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kleinrussische_Identit%C3%A4t
https://de.wikipedia.org/wiki/Dreieiniges_russisches_Volk
Dreieiniges russisches Volk ist die Konzeption eines gesamtrussischen Volkes, das aus drei regionalen Teilgruppen besteht: Groß-, Weiß- und Kleinrussen, die sich alle aus dem altrussischen Volk der Kiewer Rus entwickelt haben sollen.
Die Konzeption des dreieinigen russischen Volkes war die offizielle und staatsbildende Konzeption im Russischen Kaiserreich und gehörte bis zur Russischen Revolution sowie einige Zeit danach zum weltweiten ethnologischen Standard.
Wir halten also fest. Vor der Russischen Revolution hat es keine Ukrainische Nationalität gegeben und es war der weltweit anerkannte ethnologische Standard, dass in der Ukraine Kleinrussen lebten, die zum russischen Volk gehörten.
Niemand auf der Welt hat vor der Sowjetischen Staatsführung Ukrainer getrennt von den Russen gezählt. Es waren die Bolschewiken unter Lenin und später unter Stalin, die angefangen haben Neue Nationalitäten in Russland zu erschaffen. Unter anderem die Ukrainische Identität wurde so künstlich von Stalin erschaffen.
Der Feind der Bolschewiken und Kommunisten war die Russische Monarchie.
Nach der Revolution hat die Sowjetische Staatsführung deshalb genau das Gegenteil gemacht wie das Russische Reich. Die Sowjetunion, war nicht mehr ein Einheitsstaat. Es war in der Sowjetunion eben nicht mehr so, dass Alles Russland war.
Stattdessen wurde das ehemalige riesige Gebiet Russlands in viele kleine Stücke unterteilt und dort wurden neue Substaaten mit ihren eigenen Nationalitäten erschaffen. Die s.g. sowjetische Republiken.
Zum Beispiel Turkmenistan, Usbekistan, Kasachstan, Georgien, Weißrussland etc...
und eben auch Ukraine... Deshalb war die Sowjetunion eine UNION. Also ein Bund von vielen Republiken.
Das ist genau das, was die Sowjetunion vom Zarrenrussland unterscheidete.
Während es im Russischen Reich alles Russland gewesen ist, ging es den Sowjets darum möglichst viele verschiedene Nationale Identitäten zu haben die einen Bund bildeten.
Die Sowjets schwächten bewusst die Russische Identität. Es war ihnen lieber, sehr viele verschiedene Völker innerhalb der Sowjetunion auf gleiche Ebene zu stellen. Auf diese Weise sicherten sie sich vor der möglichen Rückkehr der Monarchie ab. Je schwächer der Einfluss der Russischen Identität, desto geringer die Erfolgsaussichten der Monarchisten.
Außerdem entsprach es der kommunistischen Lehre.
Kommunismus macht keinen Unterschied bei Nationalitäten.
Kommunismus kennt nur Klassen. Je mehr Nationen gemeinsam den Kommunismus implementieren, desto besser für die Kommunisten.
Deshalb waren stark ausgeprägte Nationale Identitäten den Kommunisten grundsätzlich ein Dorn im Auge. Vor allem die Russische Nationalität war für Kommunisten gefährlich gewesen weil sie die Gefahr der Rückkehr der Monarchie in sich barg. Um den Einfluss der russischen Identität zu schwächen, hat man parallel dazu viele neue Identitäten erschaffen. So wurde die Ukrainische Nationalität ins Leben gerufen.
Der Vater der Ukrainischen Identität ist Joseph Stalin persönlich.
Beim X. Parteitag der KPR-B im Jahr 1921 sagte Stalin folgendes:
Joseph Stalin: "Und noch vor kurzem wurde behauptet, die ukrainische Republik und die ukrainische Nation seien eine Erfindung der Deutschen. Indessen ist es klar, dass die ukrainische Nation existiert, und es ist die Pflicht der Kommunisten, deren Kultur zu entwickeln. Man kann nicht gegen die Geschichte anrennen. Es ist klar: Wenn auch in den Städten der Ukraine bis jetzt noch die russischen Elemente überwiegen, so werden doch. diese Städte im Laufe der Zeit unvermeidlich ukrainisiert werden."
Aller Kritik aus dem Politbüro und der Parteiführung zutrotz, galt ausgerechnet Stalin als der größte Ukraine-Fan überhaupt. Die Ukrainer, haben es vor Allem ihm zu verdanken, dass sie heute ein Volk sind und eine eigene Sprache sprechen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ukrainisierung
Eine zwischenzeitliche Blüte erlebte die ukrainische Sprache und Kultur zwischen 1923 und 1931. Im Rahmen der Korenisazija-Politik der Sowjetunion kam es im Gebiet der Ukrainischen SSR zu einer vorübergehenden starken Ukrainisierungsphase. Die Sowjetunion beabsichtigte, die Ukrainer in die Sowjetunion zu integrieren. Die ukrainische Sprache wurde explizit gefördert, die Alphabetisierungsrate stieg stark an, das Schulsystem wurde nahezu vollständig auf Ukrainisch umgestellt und die ukrainische Presse entwickelte sich, staatlich gefördert, in einem nie dagewesenen Ausmaß. Der Einfluss des Russischen wurde gleichzeitig stark zurückgedrängt. Bereits zu dieser Zeit gab es Widerstand gegen die Ukrainisierung, die von ihren Gegnern als diskriminierend und „zu hart“ angesehen wurde.
Als Geburtsstunde der Ukrainischen Nationalität gilt die erste Volkszählung der Sowjetunion im Dezember 1926. Das war das erste mal, dass jemand Ukrainer getrennt von den Russen gezählt hat.
https://en.wikipedia.org/wiki/First_All-Union_Census_of_the_Soviet_Union