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  • kulinux

mehr als 1000 Beiträge seit 29.01.2001

Re: Ein junger deutscher Leutnant…

yamxs schrieb am 27.01.2019 15:31:

Der Angriffskrieg ist das größte aller Kriegsverbrechen, denn er ist Ursache und Voraussetzung aller anderen. Und um das einzusehen, musste man nicht auf das Urteil von Nürnberg warten: Das konnte man sich an 1 Finger abzählen, erst recht als gut gebildeter Deutscher. Und viele haben ja auch genau DAS getan.

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Das ist eine KEINE sehr philosphische Sicht, in der Realität bleibt Krieg eines der Mittel der Politik, siehe Irak, Libyen, Balkan, Syrien etc,pp.
Und was nutzt einem Leutnant diese Einsicht?

Als Enkel eines Widerstandskämpfers kann ich nur sagen: Es hätte SEHR viel genützt, wenn mehr Leute diese damals einfache Einsicht gehabt hätten. Angeblich hat Schmidt ja (später) sogar etwas opponiert… er war also zu ähnlichen Gehirnleistungen fähig wie eine Sophie Scholl z.B., die drei Jahre jünger war als er, und vor allem war er alt genug, sich nicht auf die Indoktrination durch die Nazis herausreden zu können, denn 1933 war er scho 15.

Eine Stadt mit 3 Mio. Menschen einschließen und von der Nahrungsmittelversorgung abschneiden sowie die Evakuierung verhindern – und die Eingeschlossenen dann auch noch zu bombardieren ist dann also kein Kriegsverbrechen, sondern … ja was eigentlich?

Wo ist der Unterschied zu 500.000 Einwohnern?

…hab ich irgendwo gesagt, dass die Zahl einen Unterschied macht?
Grundsätzlich ("philosophisch" betrachtet, um Dich zu zitieren) ist es schon im Falle eines einzelnen Menschen natürlich ein Verbrechen, ihn so zu behandeln. Und selbst DAS konnte man 1940 als 22jähiger Leutnant wissen.

Das Einschließen oder Abschneiden von Städten ist grundlegende Kriegstrategie, da hat sich seit Troja oder Karthago nichts verändert.

Da könnte ich Dir fast zustimmen…

Dagegen hilft nur, keinen Krieg zu führen...alles andere ist nur Schönrednerei.

… aber hier schon wieder nicht.
Wenn man meint, dass "Krieg" eben nun mal so sei und so unvemeidlich wie eine Naturkatastrophe (auch in der Wahl der Mittel) verdrängt man nicht nur, dass er immer von Menschen gemacht wird und also auch verhindert oder verändert werden kann, sondern auch, dass dieses Verbrechen der Nazis wie andere auch allein durch die Ausmaße und die "industrielle Gründlichkeit" eine neue Qualität darstellt, der man sich bewusst sein sollte … ebenso wie der Tatsache, wer eigentlich immer hinter solchen Kriegen und speziell solchen "Eskalationen kriegsüblicher Techniken" steht, um es mal "technokratisch" zu formulieren.

NB: Merkels gestrige Aussage zum Rassenhass als Ursache des Holocaust vermeidet bewusst gerade den wichtigen Fakt, dass es nicht nur einer Reihe von Leuten mit bösen Einstellungen bedarf, sondern auch einiger, die die Mittel haben, ihnen bei der Realisierung ihrer Verbrechen zu helfen. Auschwitz etc. waren eben auch immer und vielfach sogar zuerst Arbeitslager … und die Köpfe und Aktionäre der verantwortlichen Firmen bzw. deren Nachfolger (auch im Geiste) sind immer noch da: "Der Schoß ist fruchtbar noch, / aus dem das kroch."
Genau DAS kann eine Funktionärin der deutschen Grossindustrie und Banken aber natürlich nicht sagen…

Und den KZ-Häftlingen ging es ja auch gut, nicht wahr? Die bekamen Arbeit und ein Dach überm Kopf …? Oder?

Auf was für einem Dampfer fährst Du? Ging es hier nicht um die Belagerung einer Stadt? Was haben die KZ- Häftlinge damit zu tun?

Ich habe nur Dein Argumentationsmuster auf andere Nazi-Verbrechen angewandt, um Dir zu verdeutlichen, wie abstrus es ist. Hast Du vermutlich also nicht gemerkt oder eher nicht merken wollen.

Kriege führt man übriegns meistens gegen ander Staaten, und möglichts selten auf eigenem Gebiet^^

Ich würde eher sagen, dass man sie IMMER gegen andere Menschen führt, ob die nun als Staat, Stamm oder sonstwie organisiert sind. Ziel ist es ja auch nicht, den jeweiligen gegnerischen "Staat" als Institution abzuschaffen, sondern sich die Menschen zu unterwerfen, ihren Besitz zu rauben, die Ressourcen, über die sie verfügen (Bodenschätze, Land) sich anzueignen etc. Und das findet sehr wohl auch auf "eigenem Gebiet" statt, wenn es darum geht, z.B. bestimmte Bevölkerungsgruppen zu beseitigen oder ihr Territorium anderen "Nutzern" (= meist, nein: immer die Herrscherkaste). Vgl. USA <=> Ureinwohner oder sogar Nord-/Südstaaten etc.

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