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  • Electronic5

468 Beiträge seit 18.02.2018

Re: Es geht doch nicht um Schuld!

Stromversteher schrieb am 27.01.2019 17:00:

Wir, die heute Lebenden - mit wenigen Ausnahmen - kennen den Krieg nur noch vom Hörensagen oder bloß aus dem Geschichtsunterricht. Somit trägt niemand von uns mehr eine direkte oder indirekte Schuld oder Mitschuld an den grausamen Geschehnissen von damals.

Der Vater meiner Mutter war Jude und ihm konnte man mit Sicherheit keine Unterstützung der Nationalsozialisten ankreiden, geschweige den meinen Eltern, die in den Krieg reingeboren wurden.

Wie mein Opa, ständig sesshaft in Berlin, überhaupt den Krieg überleben konnte, ist für mich bis heute schleierhaft; meine Eltern durch die Kinderlandverschickung.

Natürlich gab es sicherlich damals auch etliche andere, die sich allzu gerne gegen den Nationalsozialismus aufgelehnt hätten, aber wenn ich mir heute vorstellen soll, wie man einen großflächigen Widerstand hätte formieren können, würde ich zu keiner Antwort kommen.

Genausowenig kann ich mir es vorstellen, das Jugendliche und Erwachsene freiwillig in den Krieg zogen und ihre Väter und Mütter dies für gut hießen oder die Hungersnöte und Bombardierungen, gleichwohl wo sie geschahen, als gerecht akzeptierten.

Man kann vielleicht von einer Kollektivschuld sprechen indem man der nicht nationalsozialistisch eingestellten Bevölkerung Untätigkeit hätte vorwerfen können, aber was wäre die Alternative gewesen - auflehnen und mit Sicherheit, wenn überhaupt, im Gefängnis bzw KZ landen oder um der eigenen Haut willens den Mund zu halten und zum Mitläufer werden.

Ich selbst kann es mir nicht vorstellen, jemanden von der SS in der Tür stehen zu haben, sich als Feind des Systems zu bekennen und gleichzeitig dabei die Gewissheit zu haben, das ich diese Situation noch lebend verlassen werde.

Deswegen gilt meine Anteilnahme ausnahmslos -jedem-, der Opfer des deutschen Nationalsozialismus wurde.

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