Exoteriker schrieb am 27.01.2019 21:02:
DJ Holzbank schrieb am 27.01.2019 16:36:
Wie schon gesagt ist mir unverständlich, warum die Beteiligung Finnlands an diesem über fast 3 Jahre andauernden Verbrechen normalerweise ausgeblendet wird.
Weil die Finnen vorher mal von der Sowjetunion überfallen wurden, was man vom deutschen Reich nicht behaupten kann.
Und das wird dann als mildernder Umstand für die fast dreijährige Blockade gewertet, oder wie darf ich das verstehen?
Worum ging es denn bei dem Überfall im Winter 1939/40?
Ich beantworte meine rhetorische Frage mal selbst: Es ging darum, genau die prekäre Situation Leningrads zu verhindern, die schließlich eintrat.
Denn allen war klar, dass ein großer Krieg bevorstehen würde. Eigentlich lief der Weltkrieg ja schon seit 1936/1937, wir datieren ihn nur anders. Japan hatte 1937 bereits China überfallen, die Mandschurei besetzt und an der dortigen Grenze war es zu Kampfhandlungen mit sowjetischen Truppen gekommen.
In Europa hatten in Spanien sowjetische Truppen gegen deutsche und italienische gekämpft, Österreich war angeschlossen worden, die Tschechei war besetzt und ein ein deutsches Protektorat verwandelt worden, Polen existierte nicht mehr.
Im Herbst 1939 bot also Stalin bzw. die sowjetische Regierung der finnischen einen Gebietsaustausch an. Man wollte die sowjetisch-finnische Grenze, die ca. 30km nördlich von Leningrad verlief, um weitere 30km nach Norden verlagern und bot dafür Ersatzgebiete in Karelien an. Ähnlich geartete Verhandlungen liefen übrigens seit 14. April 1938, auch wenn es nicht sofort um Grenzverlagerungen ging.
Nicht nur der sowj. Regierung war bekannt, dass Finnland seit der Niederschlagung der dortigen Revolution 1918 durch deutsche Truppen über enge Verbindungen nach Deutschland verfügte und daher rührten die Befürchtungen.
(Ich muss es wohl immer wieder wiederholen: In Moskau wusste man seit Februar 1933 vom geplanten deutschen Überfall auf die SU, weil Helga von Hammerstein-Equord, die Tochter des Generals Hammerstein, eine Abschrift des Protokolls des ersten Auftritts Hitlers vor der deutschen Generalität nach Moskau weiterleitete.
> https://de.wikipedia.org/wiki/Liebmann-Aufzeichnung
)
Kurz und gut, als dieses letzte Angebot abgeschlagen wurde, da stießen die sowjetischen Truppen vor.