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  • DJ Holzbank

mehr als 1000 Beiträge seit 03.09.2011

Re: Gegenbeispiel: Stalingrad

Karsten14478 schrieb am 28.01.2019 11:34:

da wollte Hitler krankhaft einmarschieren und ließ die 6.te Armee verrecken. (Göhring hatte vollmundig und wohl im Drogenrausch die Versorgung aus der Luft versprochen)

Aber Stalin ließ selbst Frauen und Kinder NICHT evakuieren und schickte die sowjetischen Soldaten (teilweise unbewaffnet) in den Feuerhagel.

Menschenverachtung pur ...

Wann wollt ihr endlich mal anfangen, die Produktionen der westlichen Kulturindustrie mit ein wenig mehr Skepsis zu konsumieren, anstatt euch auer Weltbild daraus zu bauen?
Das Drehbuch von "Enemy at the Gates", in dem unbewaffnete Rotarmisten in den Feuerhagel stürmen, basiert auf dem gleichnamigen Buch des US-Publizisten William Craig. Es handelt sich dabei um KEINE historische Untersuchung, sondern eine typisch hollywoodeske Heldenschmonzette.

Wozu sollte man unbewaffnete Soldaten ins Feuer schicken, wenn diejenigen, die ein Gewehr haben, ohnehin jeden Moment sterben? Sind Sie nicht in der Lage sich diese einfache und naheliegende Frage zu stellen?
Allein vom Mosin-Gewehr, das im zweiten Weltkrieg die Hauptwaffe der sowjetischen Infanterie war, sind bis einschließlich 1965, als die Produktion völlig eingestellt wurde und man es ohnehin schon länger nicht mehr in der Armee einsetzte, 37 Millionen Stück hergestellt worden.
> https://ru.wikipedia.org/wiki/Винтовка_Мосина

Man hat die zivilen Freiwilligeneinheiten mit Flinten versorgt.
> https://dpcity.ru/wp-content/uploads/2017/07/%D0%9D%D0%B0%D1%80%D0%BE%D0%B4%D0%BD%D0%BE%D0%B5-%D0%BE%D0%BF%D0%BE%D0%BB%D1%87%D0%B5%D0%BD%D0%B8%D0%B5-636x424.jpg
> http://russian7.ru/wp-content/uploads/2018/11/8852.jpg
> https://img-fotki.yandex.ru/get/6616/41501079.23/0_86ce3_49a1f7fe_XL.jpg

Die sowjetischen Partisanen hinter den feindlichen Linien haben nicht unbewaffnet agiert, sondern hatten genug Knarren.
Aber am Schauplatz der Entscheidungsschlacht, wo zudem an jeder Ecke ein Toter mit eine Waffe lag, sollen sowjetische Hundertschaften unbewaffnet in den Kampf gestürmt sein. *facepalm*

Stichwort Evakuierung: Bis zum 23. August 1942, der als Beginn der Schlacht um Stalingrad gilt, sind nach Angaben russischer Historiker 100.000 der 400.000 Bewohner von Stalingrad evakuiert worden.
> https://ru.wikipedia.org/wiki/Сталинградская_битва

Während der monatelangen Schlacht wurde die umkämpfte Stadt per Schiff von der anderen Seite der Wolga versorgt (dort stand auch die sowjetische Artillerie). Diejenigen Schiffe, die in der Lage waren ans andere Ufer zurückzukehren, nahmen selbstverständlich nicht nur Verwundete sondern auch Zivilisten mit.

Und nun reiche ich gleich noch die Zahlen zur Evakuierung Leningrads nach, damit das Thema beendet ist.
Leningrad hatte bei Kriegsbeginn ca. 3,2 Millionen Einwohner. Die Evakuierungskommission Leningrads wurde am 29. Juni 1941 gebildet, also genau eine Woche nach Kriegsbeginn. Vor der Blockade wurden etwa 300.000 Leningrader evakuiert, dazu viele Betriebe. Per Bahn.
Während der Blockade weitere 1,2 Mio. über den Ladogasee.

Der headcount - und was anderes scheint ja nicht zu interessieren - sieht also etwa folgendermaßen aus:
- 3,2 Mio waren ursprünglich in der Stadt
- 1,5 Mio sind evakuiert worden
- ca. 1 Mio sind verreckt
- ca. 700.000 haben die Blockade in der Stadt überlebt
(die vor den Deutschen nach Leningrad Fliehenden sind in dieser Rechnung unberücksichtigt; dazu habe ich keine Zahlen gefunden.)

Als die Rote Armee die Stadt im Januar 1944 befreite befanden sich also noch etwa 20% der ursprünglichen Bevölkerung lebend in der Stadt.
Die Stadt war fast ausgestorben und so ist sie in den sowjetischen Filmen zum Thema auch stets gezeigt worden.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.01.2019 13:56).

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