https://www.tagesspiegel.de/kultur/buecher-zum-8-mai-1945-die-spaete-aufklaerung-ueber-vergewaltigungen-durch-gis/11732728.html
Die Historikerin Miriam Gebhardt zitiert Levin in ihrem Buch „Als die Soldaten kamen“, das die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Krieges erstmals umfassend darstellt. Gewalt gegen Frauen durch ihre „Befreier“ war nicht bloß in der Kampfzone der Roten Armee, sondern – so Gebhardts überraschender Befund – auch in West- und Süddeutschland ein Massenphänomen.
„Überall in Oberbayern“, konstatiert die Autorin, „begleiten den Einmarsch der Amerikaner Plünderungen, Verwüstungen, Gewalttaten einschließlich Vergewaltigungen.“ In Moosburg an der Isar dauern die Plünderungen acht Tage an. Die Vergewaltigungen beginnen am ersten Tag nach der Eroberung. GIs dringen in Häuser ein, anwesende Männer werden mit vorgehaltenem Messer oder Revolver verjagt. Ein oder zwei Soldaten stehen jeweils bei den Vergewaltigungen Wache. Mehrere Mädchen springen aus Verzweiflung aus dem Fenster und bleiben verletzt liegen.
Gebhardt beschreibt das Kriegsende als „Niemandszeit, angefüllt mit Angst und Sorgen“. Was folgte, war das große Schweigen, das bei den Opfern westlicher Vergewaltiger noch umfassender war als bei den Frauen im Osten, von denen geraunt wurde, der „Russe“ oder „Iwan“ habe ihnen „etwas angetan“. Wer sich nicht vehement genug gewehrt hatte, wurde als „Ami-Liebchen“ oder „Veronika Dankeschön“ abgestempelt, die sich für eine Strumpfhose oder eine Tafel Schokolade mit den Besatzern eingelassen hatte.
Gebhardt schätzt, dass „mindestens 860 000 deutsche Frauen und Mädchen, aber auch Männer und Jungen“ vergewaltigt wurden.
https://www.merkur.de/bayern/die-verbrechen-der-befreier-zdf-doku-ueber-kriegsverbrechen-der-amerikaner-im-2-weltkrieg-4972374.html
70 Jahre nach Kriegsende thematisiert erstmals eine deutsche TV-Dokumentation die Kriegsverbrechen der amerikanischen Besatzer. "Die Verbrechen der Befreier: Amerikas dunkle Geheimnisse im Zweiten Weltkrieg"
Die von sowjetischen Soldaten an normalen Deutschen begangenen Morde, Vergewaltigungen und Plünderungen sind seit Jahren gut erforscht. Dass sich auch die amerikanischen Soldaten in großem Ausmaß an deutschen Zivilisten vergingen, blieb lange ein Randthema der Forschung. So ist es bezeichnend, dass der britische Historiker und Journalist Giles MacDonogh erst im Jahr 2007 ein aufsehenerregendes Buch über Kriegsverbrechen in allen vier Besatzungszonen herausbrachte: "After the Reich: The Brutal History of the Allied Occupation" (Deutsch: "Nach dem Reich: Die brutale Geschichte der alliierten Besatzung") Ebenso bezeichnend ist es, dass es noch immer keine deutsche Ausgabe dieses Buches gibt. Das Fazit des britischen Geschichtsforschers: Raub, Mord und Vergewaltigung gab es in allen Besatzungszonen. Allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Die meisten Morde und Vergewaltigungen in den westalliierten Zonen gehen auf das Konto der Franzosen. Kein Wunder: Viele Soldaten erlebten (wie auch die Rotarmisten) die Verbrechen der Wehrmacht im eigenen Land. Auch die Amerikaner gingen bei ihrem Vormarsch zuweilen brutal vor. Der Hass auf die Deutschen war von der Propaganda im eigenen Land geschürt worden. Hinzu kamen die schockierenden Bilder, mit denen die GIs in den befreiten Konzentrationslagern konfrontiert wurden. Diese dienten als Rechtfertigung für Übergriffe gegen die Besiegten.
Historiker Prof. Sönke Neitzel wünscht sich in der ZDF-Doku "Die Verbrechen der Befreier" vor allem eine bessere Aufarbeitung der sexuellen Übergriffe im Zweiten Weltkrieg: "Wir haben viele Sachen aufgearbeitet. Den Holocaust und Kriegsverbrechen aller Art. Aber die sexuelle Gewalt ist - warum auch immer - kaum behandelt worden. Die Forschungen, die wir jetzt haben, zeigen, dass in allen Armeen des Zweiten Weltkriegs die sexuelle Gewalt und Vergewaltigungen eine viel größere Rolle spielten, als wir dachten. Auch in der Wehrmacht."